@misc{Lexikon der Argumente, title = {Quotation from: Lexikon der Argumente – Begriffe - Ed. Martin Schulz, 28 Mar 2024}, author = {Lakatos,Imre}, subject = {Theorien}, note = {Feyerabend I 238 Lakatos/Feyerabend: Auch der scharfsinnige Versuch von Lakatos, eine Methodologie aufzustellen, die die historische Wirklichkeit der Wissenschaften ernst nimmt, sie aber doch aufgrund von in ihr selbst entdeckten Regelmäßigkeiten einer Kontrolle unterwirft, ist von dieser Folgerung nicht ausgenommen. 1. Es gibt die Regelmäßigkeiten nicht, auf die sich Lakatos beruft er idealisierte die Wissenschaften genauso wie seine Vorgänger. 2. Wären die Regelmäßigkeiten, wenn es gäbe, Regelmäßigkeiten der Wissenschaften und also unbrauchbar zur »objektiven« Beurteilung. 3. Lakatos’ Regelmäßigkeiten sind nur ein Aufputz, hinter dem sich im Grunde ein anarchisches Verfahren verbirgt >Objektivität/Lakatos, >Regularitäten. I 239 Falsifikation/LakatosVsPopper/Feyerabend: Einige der berühmtesten Falsifikationen waren alles andere als solche. Und darüber hinaus völlig irrational. I 240 Lakatos/Feyerabend: These: Man sollte Theorien eine "Atempause" gewähren: bei der Bewertung zählt die Entwicklung von Theorien über einen langen Zeitraum und nicht die momentane Gestalt. Außerdem stehen methodologische Maßstäbe nicht über jeder Kritik. - - - Hacking I 206 Theorien/Wissen/HackingVsLakatos: Statt Vermehrung des Wissens müsste es heißen: Vermehrung der Theorien! Feyerabend/VsLakatos: Seine "Methodologie" bringt keinen Nutzen, wenn man über gegenwärtige Forschung Rat braucht. - - - Schurz I 196 Theorierevision/Lakatos/Schurz: (Lakatos 1974, 129ff) Methodologie wissenschaftlicher Forschungsprogramme: zwei Annahmen: 1. “Immunisierung“: Es ist immer möglich, den Kern einer Theorie im Fall eines Konflikts mit der Erfahrung zu retten, indem man an der Peripherie Anpassungen vornimmt. I 197 2. Schutzgürtel“: Jede (physikalische ) Theorie braucht Hilfshypothesen (exklusive ceteris paribus Hypothesen) um empirische Prognosen aufzustellen. Diese lagern sich wie ein Schutzgürtel in der äußeren Peripherie um Mitte und Kern. Konflikte mit der Erfahrung können dann beseitigt werden, indem eine Hilfshypothese ersetzt oder fallengelassen wird. Def Anomalie/Lakatos: Ein Beobachtungsdatum, das der gesamten Theorie (Kern + Peripherie) widerspricht. Lösung: Def ad hoc Hypothese: nimmt kompliziertere Systembedingungen an, in denen unbekannte Störfaktoren postuliert werden. >Hypothesen, >Hilfshypothesen. Vs: Problem: Das erklärt das abweichende Datum nicht. D.h. es bleibt auch nach der Einführung der ad hoc Hypothese eine Anomalie! ad hoc/Lakatos: solche Anpassungen sind überhaupt nur legitim, wenn sie wissenschaftlich progressiv sind. Sie müssen neuen empirischen Gehalt besitzen. I 198 Falsifikation/LakatosVsPopper: eine Theorieversion ist erst dann falsifiziert, wenn es eine progressive neue Version (mit neuem empirischen Gehalt) gibt. D.h. es gibt keine „Sofortrationalität“ (augenblickliche Entscheidung) welche Theorie besser ist. Das zeigt sich erst in der historischen Entwicklung. Def Forschungsprogramm/Lakatos: harter Theoriekern zusammen mit einer negativen und einer positiven Heuristik. Def negative Heuristik/Lakatos: Anpassungen werden nicht im Kern sondern nur an der Peripherie vorgenommen, Allerdings können im Zuge einer degenerativen Entwicklung sich die modus tollens Treffer auf gegen den Kern richten. Def positive Heuristik/Lakatos: Programm, nach dem immer komplexere theoretische Modelle bzw. Systembedingungen für den Kern mit widerspenstigen Daten fertig werden können. I 199 Theorieversion/Schurz: Kern plus Peripherie. I 200 Def Falsifikation/Schurz: eine Theorieversion ist falsifiziert, gdw. einige aus ihr deduktiv folgende Phänomene durch aktuale Beobachtungssätze falsifiziert wurden. (s) Schurz spricht immer von Sätzen statt von Beobachtungen. I 202 Wahrheitsnähe/SchurzVs/Misserfolg/Erfolg/Theorie: der Begriff des Misserfolgs hat den Vorteil, dass darunter nicht die erfahrungskonfligierenden Konsequenzen der Theorie verstanden werden, sondern die Phänomene. Der Wahrheitsbegriff geht nur von den Konsequenzen aus. I 206 Def Klebeparadox/tacking paradox/Lakatos/Schurz: die Möglichkeit, durch die bloße konjunktive Hinzufügung irgendeiner empirisch ungeprüften Behauptung den empirischen Gehalt einer Theorieversion zu erhöhen. Lösung/Lakatos: die Verbindung einer einen neuen empirischen Gehalt erzeugenden Hilfshypothese mit der bisherigen Theorie muss inniger sein, als die einer bloßen Konjunktion. I 207 Lösung: die Theorie T muss homogen sein in Bezug auf den empirischen Gehalt: Def Homogenität/Theorie/Schurz: eine Faktorisierung ((s) Aufteilung) von T in Bezug auf E(T) ist nicht möglich. Logische Form: Unterteilung von T und E(T) in zwei disjunkte Teilmengen T1UT2 = T und E1UE2 = E(T) sodass T1 alle Phänomene in E1 impliziert und T2 alle Phänomene in E2 impliziert. Wenn das möglich ist, ist die Theorie heterogen. Jede durch irrelevante Verstärkung gewonnene Theorie ist in diesem Sinn faktorisierbar. Eine Verbindung der Theorie T mit dieser Verstärkung H ist empirisch nicht kreativ.}, note = { Laka I I. Lakatos The Methodology of Scientific Research Programmes: Volume 1: Philosophical Papers (Philosophical Papers (Cambridge)) Cambridge 1980 Feyerabend I Paul Feyerabend Wider den Methodenzwang Frankfurt 1997 Feyerabend II P. Feyerabend Erkenntnis für freie Menschen Frankfurt 1979 Hacking I I. Hacking Einführung in die Philosophie der Naturwissenschaften Stuttgart 1996 Schu I G. Schurz Einführung in die Wissenschaftstheorie Darmstadt 2006 }, file = {http://philosophie-wissenschaft-kontroversen.de/details.php?id=527880} url = {http://philosophie-wissenschaft-kontroversen.de/details.php?id=527880} }