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Rationalisierung: Unter Rationalisierung versteht man in der Wirtschaft den Prozess, einen bereits bestehenden Arbeitsablauf durch Anwendung einer Reihe von Regeln oder Grundsätzen effizienter und zielgerichteter zu gestalten. Häufig geht es dabei um die Senkung von Kosten und die Verbesserung der Produktivität. Siehe auch Kosten.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Jürgen Habermas über Rationalisierung – Lexikon der Argumente

III 22
Rationalisierung/Soziologie/Habermas: Das Verständnis rationaler Handlungsorientierungen wird zum Bezugspunkt für das Verständnis aller Handlungsorientierungen.
Für die Soziologie bedeutet dies den folgenden Zusammenhang zwischen metatheoretischer und methodologischer Ebene:
a) Auf metatheoretischer Ebene wählt sie Grundbegriffe, die auf den Rationalitätszuwachs der modernen Lebenswelt zugeschnitten sind.
b) Auf methodologischer Ebene wird das Verständnis rationaler Handlungsorientierungen zum Bezugspunkt für das Verständnis aller Handlungsorientierungen (Theorie des Sinnverstehens). Dabei geht es um interne Beziehungen zwischen Bedeutung und Geltung.
>Soziologie
, >Stufen/Ebenen, >Beschreibungsebenen, >Theorie, >Methode, >Handlungen/Habermas.
III 209
Rationalisierung/HabermasVsMarx/VsAdorno/VsHorkheimer/VsWeber/Habermas: Der Rationalitätsbegriff dieser Autoren ist zu eng, um die ihnen vorschwebende umfassende gesellschaftliche Rationalität zu erfassen.
>Rationalität/Habermas, >Rationalität/Adorno, >Rationalität/Weber, >HabermasVsAdorno, >HabermasVsMarx, >HabermasVsWeber.
Der Begriff müsste auf derselben Ebene ausgewiesen werden wie die Produktivkräfte, die Subsysteme zweckrationalen Handelns, die totalitären Träger der instrumentellen Vernunft.
>Produktivkräfte/Habermas.
Das geschieht nicht. Der Handlungsbegriff dieser Autoren ist dafür nicht komplex genug.
>Handlungssysteme/Habermas.
Außerdem darf man handlungs- und systemtheoretische Grundbegriffe nicht vermengen: LuhmannVsMarx, LuhmannVsWeber, LuhmannVsAdorno: die Rationalisierung von Handlungsorientierungen und lebensweltlichen Strukturen ist nicht dasselbe wie der Komplexitätszuwachs von Handlungssystemen.(1)
>LuhmannVsWeber, >LuhmannVsAdorno.
III 457
Kommunikatives Handeln/Rationalisierung/HabermasVsWeber/Habermas: erst wenn wir im “Gesellschaftshandeln” zwischen verständigungs- und erfolgsorientiertem Handeln differenzieren, lassen sich die kommunikative Rationalisierung des Alltagshandelns und die Subsystembildung für zweckrationales Wirtschafts- und Verwaltungshandeln als komplementäre Entwicklung begreifen. Zwar spiegeln beide die institutionelle Verkörperung von Rationalitätskomplexen, aber in anderer Hinsicht handelt es sich um gegenläufige Tendenzen.
>Kommunikatives Handeln/Habermas, >Kommunikationstheorie/Habermas, >Kommunikation/Habermas, >Kommunikative Praxis/Habermas, >Kommunikative Rationalität/Habermas.
III 459
Rationalisierung/Habermas: Die Paradoxie der Rationalisierung, von der Weber gesprochen hat lässt sich abstrakt so fassen, das die Rationalisierung der Lebenswelt eine Art der Systemintegration ((s) von Teilsystemen mit nichtsprachlichen Kommunikationsmedien wie Geld und Macht) ermöglicht, die mit den Integrationsprinzip der ((s) sprachlichen) Verständigung in Konkurrenz tritt und unter bestimmten Bedingungen ihrerseits auf die Lebenswelt desintegrierend zurückwirkt.
>Lebenswelt.
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IV 451
Rationalisierung/Moderne/HabermasVsWeber/Habermas: Weber konnte die Legitimationsprobleme, die eine positivistisch ausgehöhlte legale Herrschaft hervorruft, nicht in das Rationalisierungsmuster moderner Gesellschaften einordnen, weil er selbst rechtspositivistischen Auffassungen verhaftet blieb.
>Legitimität/Habermas.
Lösung/Habermas: These:

(p) Die Entstehung (…) moderner Gesellschaften erfordert die institutionelle Verkörperung von Moral- und Rechtsvorstellungen posttraditionaler Art, aber

(q) die kapitalistische Modernisierung folgt einem Muster, demzufolge die kognitiv-instrumentelle Rationalität über die Bereiche von Ökonomie und Staat hinaus in andere, kommunikativ strukturierte Lebensbereiche eindringt und dort auf Kosten moralisch-praktischer und ästhetisch-praktischer Rationalität Vorrang erhält.

(r) Dadurch werden in der symbolischen Reproduktion der Lebenswelt Störungen hervorgerufen.

IV 452
Problem: Eine fortschreitend rationalisierte Lebenswelt wird von immer komplexer werdenden formal organisierten Handlungsbereichen wie Ökonomie und Staatsverwaltung zugleich entkoppelt und in Abhängigkeit gebracht. Dies nimmt sozialpathologische Formen einer inneren Kolonialisierung an. Und zwar in dem Maße, wie kritische Ungleichgewichte nur noch um den Preis von Störungen der symbolischen Reproduktion der Lebenswelt (d.h. von „subjektiv“ erfahrenen identitätsbedrohenden Krisen oder Pathologien) vermieden werden können.
IV 486
Die Rationalisierung setzt paradoxerweise beides zugleich frei – die systemisch induzierte Verdinglichung und die utopische Perspektive, aus der der kapitalistischen Modernisierung stets der Makel angehaftet hat, dass sie die traditionalen Lebensformen auflöst, ohne deren kommunikative Substanz zu retten.
>Verdinglichung.

1.N. Luhmann, Zweckbegriff und Systemrationalität, Tübingen 1968.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Ha I
J. Habermas
Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988

Ha III
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981

Ha IV
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981

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