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Handlungssysteme: In der Philosophie bezieht sich ein Handlungssystem auf einen theoretischen Rahmen, der versucht, menschliche Handlungen, einschließlich ihrer Motivationen, Absichten und Folgen, innerhalb eines bestimmten Kontexts oder einer Reihe von Prinzipien zu verstehen und zu erklären.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Talcott Parsons über Handlungssysteme – Lexikon der Argumente

Habermas IV 322
Handlungssystem/Parsons/Habermas: Nachdem Parsons die Freudsche Persönlichkeitstheorie und die Kulturanthropologie von Malinowski kennengelernt hatte, verschob sich seine theoretische Perspektive: Handlungssysteme werden nicht mehr aus ihren Einheiten elementaristisch aufgebaut, sondern es wird mit ihnen begonnen. Ausgangspunkt wird für Parsons nun der Begriff der Kultur; Die Handlungssysteme Gesellschaft und Persönlichkeit werden als institutionelle Verkörperungen und motivationale Verankerungen von kulturellen Mustern erklärt. Elementare Einheiten sind nicht mehr Handlungseinheiten, sondern kulturelle Muster und symbolische Bedeutungen. Diese schließen sich zu Konfigurationen zusammen, zu überlieferungsfähigen kulturellen Wert- und Deutungssystemen.
>S. Freud
.
Habermas IV 323
Problem: 1. Wie soll die kulturelle Determination von Handlungssysteme gedacht werden?
2. Wie lassen sich die drei Ordnungsbegriffe des Kultur-, Sozial- und Persönlichkeitssystems mit dem Handlungskonzept, aus dem sie nicht aufgebaut werden konnte, zusammenschließen?
Habermas IV 326
Ad 1.: Lösung/Parsons: Wertstandards werden nicht mehr einzelnen Aktoren als subjektive Eigenschaften zugeschrieben; kulturell Wertmuster werden vielmehr von vornherein als intersubjektiver Besitz eingeführt. Allerdings gelten sie zunächst nur als Bestandteile der kulturellen Überlieferung und verfügen nicht schon von Haus aus über normative Verbindlichkeit.
Habermas IV 327
Ad 2.: Aus der begrifflichen Perspektive verständigungsorientierten Handelns stellt sich die interpretative Aneignung überlieferter kulturelle Gehalte als der Akt dar, über den sich die kulturelle Determination des Handelns vollzieht.
Habermas IV 328
HabermasVsParsons: diesen Weg der Analyse verbaut sich Parsons, weil er die Orientierung an Werten als eine Orientierung an Gegenständen auffasst.
>Gegenstand/Parsons.
Habermas IV 358
Handlungssystem/Gesellschaft/System/Parsons/Habermas: Parsons definiert ab Mitte der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts Gesellschaft als ein Handlungssystem, wobei Kultur und Sprache anstelle der wertorientierten Zwecktätigkeit die konstitutiven Bestimmungen hergeben. (1) In Handlungssystemen durchdringen sich über das Medium der Sprache die überlieferten kulturellen Muster mit der genetisch fortgepflanzten organischen Ausstattung der individuellen Gesellschaftsmitglieder. Kollektive, die sich aus vergesellschafteten Individuen zusammensetzen, sind die Träger der Handlungssysteme.
Außerdem ist jedes Handlungssystem eine Zone der Interaktion und der gegenseitigen Durchdringung von vier Subsystemen: Kultur, Gesellschaft, Persönlichkeit und Organismus. Jedes dieser Subsysteme ist auf eine Grundfunktion spezialisiert.(2)
Habermas IV 359
Subsysteme: Da sie eine relative Selbständigkeit besitzen, stehen sie untereinander in kontingenten Beziehungen. Diese sind jedoch durch die Zugehörigkeit zum gemeinsamen Handlungssystem in gewisser Weise festgelegt. Die Teilsysteme bilden füreinander Umwelten.
Kontrolle: für eine übergeordnete Kontrolle dieser Grundfunktionen postuliert Parsons eine Kontrollhierarchie.(3)
Habermas IV 381
Am Ende seines komplexen Denkweges steht Parsons für das Handlungssystem das an Kant angelehnte epistemologische Modell des erkennenden Subjekts vor Augen.
HabermasVsParsons: Für Zwecke der Grundlegung der Gesellschaftstheorie eignet sich das kommunikationstheoretische Modell des sprach- und handlungsfähigen Subjekts aber besser als das epistemologische.

1 T. Parsons, Societies, Englewood Cliffs, 1966, p. 5.
2. Ibid p. 7.
3. Ibid p. 28

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

ParCh I
Ch. Parsons
Philosophy of Mathematics in the Twentieth Century: Selected Essays Cambridge 2014

ParTa I
T. Parsons
The Structure of Social Action, Vol. 1 1967

ParTe I
Ter. Parsons
Indeterminate Identity: Metaphysics and Semantics 2000

Ha I
J. Habermas
Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988

Ha III
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981

Ha IV
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981

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