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Krisen: Krisen sind plötzliche, unerwartete Ereignisse oder Situationen, die eine ernsthafte Bedrohung für Einzelpersonen, Gruppen oder die Gesellschaft als Ganzes darstellen. Sie können durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, z. B. durch Naturkatastrophen, wirtschaftlichen Abschwung oder politische Instabilität.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Jürgen Habermas über Krisen – Lexikon der Argumente

IV 434
Krisen/Gesellschaft/HabermasVsPasons/Habermas: Talcott Parsons These: Sozialpathologische Erscheinungen gehen auf systemische Ungleichgewichte zurück.
>Systeme/T. Parsons
, >Systemtheorie.
HabermasVsParsons: bei dieser Reduzierung geht das Spezifische gesellschaftlicher Krisen verloren. Für selbstgesteuerte Systeme, die ihren riskanten Bestand permanent durch Anpassung an Bedingungen einer kontingenten und überkomplexen Umwelt sicher müssen,
Habermas IV 434
sind interne Ungleichgewichte der normale Zustand. Ob diese Ungleichgewichte ein „kritisches Ausmaß“ annehmen, kann der Systemanalytiker aus der Außenperspektive nur dann beurteilen, wenn er sich, wie bei Organismen, auf eindeutig identifizierbare Grenzen des Überlegens beziehen kann. Ein vergleichbar klar geschnittenes Problem des Todes stellt sich für gesellschaftliche Systeme nicht.(1)
Krisen/Habermas: Erst wenn relevante gesellschaftliche Gruppen Strukturwandlungen, die systemisch reduziert sind, als bestandskritisch erfahren und ihre Identität bedroht fühlen, darf der Sozialwissenschaftler von Krisen sprechen.(2)
Lösung/Weber/Habermas: Indem Weber Modernisierung als gesellschaftliche Rationalisierung begreift stellt er einen Zusammenhang mit identitätsverbürgenden Weltbildern und mit Strukturen der Lebenswelt her, welche die Konsistenzbedingungen sozialer Erfahrungen festlegen.
>Weltbilder, >Modernisierung, >M. Weber.
IV 565
Krisen/Habermas: Als Krisen wirken sich Systemungleichgewichte erst dann aus, wenn die Leistungen von Ökonomie und Staat manifest unterhalb eines etablierten Anspruchsniveaus bleiben und die symbolische Reproduktion der Lebenswelt beeinträchtigen, indem sie dort Konflikte und Widerstandsreaktionen hervorrufen.
IV 566
Bevor solche Konflikte Kernbereiche der sozialen Integration gefährden, werden sie in die Peripherie verschoben: bevor anomische Zustände eintreten, kommt es zu Erscheinungen des Legitimations- bzw. des Motivationsentzugs. Wenn es aber gelingt, Steuerungskrisen d. h. wahrgenommene Störungen der materiellen Reproduktion durch Rückgriffe auf Ressourcen der Lebenswelt abzufangen, entstehen Pathologien der Lebenswelt.
>Lebenswelt.
Das kann man sich als einen Raubbau an den übrigen Ressourcen vorstellen: Kultur und Persönlichkeit werden zugunsten einer krisenbewältigenden Stabilisierung der Gesellschaft angegriffen. Es entstehen Phänomene der Entfremdung und der Verunsicherung kollektiver Identitäten. Siehe Kolonialisierung der Lebenswelt und Verdinglichung/Habermas.
>Terminologie/Habermas.

1. R. Döbert, Systemtheorie und die Entwicklung religiöser Deutungssysteme, Frankfurt, 1973
2. J. Habermas, Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus, Frankfurt 1973, S. 9ff.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Ha I
J. Habermas
Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988

Ha III
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981

Ha IV
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981

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