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Erklärung: Das Aufstellen einer Aussage über ein zuvor durch eine davon abweichende Aussage beschriebenes Ereignis, Zustand, Veränderung, oder Handlung. Die Erklärung wird oft Umstände, Vorgeschichte, logische Prämissen, Ursachen und Kausalität einzubeziehen versuchen. Siehe auch Beschreibung, Aussagen, Theorien, Verstehen, Buchstäbliche Wahrheit, Beste Erklärung, Kausalität, Ursachen, Verursachung, Vollständigkeit.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

C. Hempel über Erklärungen – Lexikon der Argumente

Bigelow I 299
Erklärung/Tradition/Gesetze/Hempel/Bigelow/Pargetter: (Vertreter: Hempel u. Oppenheim 1948(1), Hempel 1965(2), Mill 1843/50(3), Jevons 1877(4), Ducasse 1925(5), Feigl 1945(6), Popper 1945(7), Hospers 1946(8)).
Hempel/Terminologie/Schreibweise/Bigelow/Pargetter:
O: Ergebnis
L: Gesetze
C: Bedingungen (Mengen von Sätzen, als Prämissen)
Dann könnte „O“ auch als Menge von Sätzen angesehen werden. Wir sprechen aber von zusammengesetzten Sätzen.
Dann haben wir:
L
C
O.
Anfangsbedingungen/Hempel/Bigelow/Pargetter: Anfangsbedingungen werden manchmal gar nicht gebraucht. Manchmal erklären aber die Gesetze allein den Fall nicht: Bsp Dass Halley’s Komet in 60 Jahren wiederkommt, dazu brauchen wir Informationen über bestimmte Tatsachen, es folgt nicht allein aus den Gesetzen. Die Tatsachen sind natürlich kontingent.
Bigelow I 301
Nichtstatistische Erklärung/Hempel: These: Wenn L und C O erklären, dann müssen sie O logisch implizieren (Englisch: "entail"). Sonst haben wir bestenfalls eine Erklärungsskizze, die weitere Annahmen erfordert.
Bigelow/Pargetter: Das drückt aber noch nicht ganz die Idee der Erklärung durch „Ableitung aus Gesetzen“ aus: Die Gesetze müssen gebraucht und nicht nur erwähnt werden, d.h. es muss ein Sichverlassen auf Gesetze geben.
BigelowVsHempel/BigelowVsTradition: Pointe: Das sind dann aber nur Scheinerklärungen!
Bigelow I 302
So wie Quacksalber und Magiere oft eine Erklärung unter Berufung auf angesehene Naturgesetze liefern, die sich bei näherem Hinsehen als zirkulär entpuppt.
Lösung/Hempel: Um das auszuschließen verlangt er, dass zusätzlich die Prämissen wahr sein müssen und O nicht gefolgt wäre, wenn C alleine ohne die Gesetze (L) gewesen wäre.
BigelowVsHempel/BigelowVsTradition: Daran muss man noch extrem viele Verfeinerungen vornehmen und Sonderfälle betrachten. Das würde Lewis die „Ein Flicken pro Loch“-Methode nennen.

Statistische Erklärung/probabilistisch/Hempel/Bigelow/Pargetter: (Hempel 1965) Hier ist es unmöglich Gesetze zu finden, die das genaue Ergebnis prognostizieren. Es mag aber in bestimmten Fällen sehr wahrscheinlich sein. Oder wahrscheinlicher, wenn die Gesetz wahr sind, als wenn sie nicht wahr wären.
Bigelow I 303
Die statistischen Erklärungen sind so etwas wie Ableitungen aus dem zu erklärenden Ding. Und zwar solche Ableitungen, die aus ungültigen Schlüssen entstehen.
Logische Form: Die Konklusion soll wahrscheinlich sein, gegeben die Prämissen.
Varianten: Man kann hohe Wahrscheinlichkeit von vornherein fordern. Oder sie soll höher sein als die von O ohne die Prämissen oder schwächer: Dass O nur zu einem bestimmten Grad wahrscheinlich gemacht werden muss usw. (Lit: Salmon 1982).
Bigelow/Pargetter: Das unterscheidet sich alles nicht wesentlich von der nichtstatistischen Erklärung. Statistische Gesetze gehören ja auch zur Menge der Gesetze.
Erklärung/Bigelow/Pargetter: Mit Hempels Hilfe können wir jetzt aber unseren Begriff von Erklärung etwas erweitern:
Bigelow I 304
Wenn wir die Wahrscheinlichkeit eines Ergebnisses erhalten, haben wir damit das Ergebnis selbst auch ein wenig erklärt.
Statistische Erklärung/Hempel/Bigelow/Pargetter: Letztlich geht es darum, ob ein Ergebnis herauskommt, oder wahrscheinlich ist. Wir können beide Fälle zusammenfassen.
„Statistisch“/Hempel/Bigelow/Pargetter: „Statistisch“ diente bei ihm nur der Abschwächung der Forderung der logischen Gültigkeit.
Erklärung/Hempel/Bigelow/Pargetter: These: Eine Erklärung ist ein offener Prozess. Das ist wichtig. Sowohl die Anfangsbedingungen können variiert werden, als auch die Gesetze von anderen Gesetzen abgeleitet werden.
Bsp Keplers Gesetze wurden von Newton auf tiefere zurückgeführt. Diese implizieren (Englisch: "entail") dann logisch die Keplerschen.
Bigelow I 305
Offenheit/Hempel: Offenheit besteht darin, dass man vielleicht immer tiefere Gesetze finden kann.
Bigelow/Pargetter: Das ist eine Stärke seiner Theorie.
>Gesetze
, >Naturgesetze.



1. Hempel, C. G. and P. Oppenheim 1948: Studies in the Logic of Explanation, S. 15.
2. Hempel, C. G.: "Aspects of Scientific Explanation", in: Aspects of Scientific Explanation in the Philosophy of Science. New York 1965: The Free Press.
3. Mill, J. St.: A System of Logic, 1843.
4. Stevons, W. J: The principle of science: A treatise on logic and scientific method, 2nd edition London 1877: Macmillan Press.
5. Ducasse, C. J.: Explanation, mechanism and teleology. Journal of Philosophy 22. S. 150-5.
6. Feigl, H.: Operationism and Scientific method. Psychological Review 52, 1945, S. 250-9, 284-8.
7. Popper, K. R.: The Open Society and Its Enemies. London 1945.
8. Hospers, J.: On explanation. Journal of Philosophy 43, 1946, S. 337-56.

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Schurz I 224
Erklärung/Gesetz/Hempel: Die Gesetzesprämissen können oft weggelassen werden!
Geisteswissenschaften/Hempel/Schurz: beanspruchte, auch für sie Erklärungen liefern zu können, indem er annahm, dass auch hier Gesetze herrschen.
VsHempel: Diese Gesetze sind aber nicht strikt.
Hempel: spät: dafür probabilistische Erklärung.
Schurz I 224
Potentielle Erklärung/Hempel: Hier wird bloß logische Konsistenz der Prämissen verlangt. Das ist wichtig, wenn man Hypothesen in Bezug auf ihre Erklärungskraft bewertet.
>Beste Erklärung.
Schurz I 225
Erklärung/Hempel/Schurz: ist die Antwort auf eine Warum Frage.
Warum Frage/Hempel:
a) Erklärungs-suchende: fragt nach Ursachen.
b) Begründungs-suchende: fragt nach Glaubensgründen.
>Rechtfertigung, >Ursache.
I 226
Ursachen: können als Rechtfertigungsgrund dienen. (Auch umgekehrt!).
Strukturgleichheit/Voraussage/Erklärung/Hempel/Schurz: (früher und mittlerer Hempel): These: Erklärung und Voraussage sind strukturgleich.
Popper: dito: Kausalität = Prognosededuktion.
Erklärung und Voraussage unterscheiden sich nur in den pragmatischen Zeitumständen des Bekanntwerdens von Prämissen und Konklusion. Voraussage: hier sind zuerst nur die Prämissen bekannt. Erklärung: umgekehrt.
(...)
ex ante Begründung/Hempel: = Voraussage, potentielle Erklärung
Erklärung: = ex ante Begründung.
VieleVs: (...)
>Strukturen, >Mikrostruktur, >Kausalerklärung/Schurz, >Erklärung/Schurz.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Hempel I
Carl Hempel
"On the Logical Positivist’s Theory of Truth" in: Analysis 2, pp. 49-59
In
Wahrheitstheorien, Gunnar Skirbekk Frankfurt/M. 1977

Hempel II
Carl Hempel
Probleme und Modifikationen des empiristischen Sinnkriteriums
In
Philosophie der idealen Sprache, J. Sinnreich München 1982

Hempel II (b)
Carl Hempel
Der Begriff der kognitiven Signifikanz: eine erneute Betrachtung
In
Philosophie der idealen Sprache, J. Sinnreich München 1982

Big I
J. Bigelow, R. Pargetter
Science and Necessity Cambridge 1990

Schu I
G. Schurz
Einführung in die Wissenschaftstheorie Darmstadt 2006

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