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Konversionstheorie: In der Psychologie untersucht die Konversionstheorie, wie kleine, konsequente Minderheiten die Mehrheit überzeugen können, indem sie bei anderen ein kritisches Denken auslösen, das sie dazu bringt, ihre eigenen Überzeugungen zu hinterfragen und möglicherweise die Ansicht der Minderheit zu übernehmen. Siehe auch Minderheiten, Mehrheiten, Gruppenverhalten, Gruppendenken, Sozialverhalten, Verhalten, Überzeugungen, Einstellungen.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Serge Moscovici über Konversionstheorie – Lexikon der Argumente

Haslam I 94
Konversionstheorie/Moscovici: Um zu versuchen, sowohl Mehrheits- als auch Minderheitseinfluss zu integrieren und zu erklären, entwickelte Moscovici die Konversionstheorie (Moscovici, 1980(1); für Reviews siehe Martin und Hewstone, 2008(2); Martin et al., 2008(3)). >Mehrheit/Sozialpsychologie
, >Mehrheit/Asch, >Minderheiten/Moscovici, >Sozialer Einfluss/Moscovici.
Moscovici: These: Sowohl Mehrheiten als auch Minderheiten können Einfluss ausüben, tun dies aber teilweise über verschiedene Prozesse. Nach der Konversionstheorie führen Mehrheiten und Minderheiten dazu, dass Menschen ihre Aufmerksamkeit auf verschiedene Aspekte der Situation richten.
Haslam I 95
(...) Wenn Menschen mit einer Mehrheit konfrontiert sind, wollen sie Teil der Mehrheitsgruppe sein, um soziale Zustimmung zu erhalten, und weil sie annehmen, dass es richtig ist (...), ohne den Inhalt der Argumente der [Mehrheiten] im Detail zu berücksichtigen.
(...) Wenn man mit einer Minderheit konfrontiert wird, will man vermeiden, als Teil einer abweichenden Gruppe angesehen zu werden, aber gleichzeitig ist man fasziniert von den Ansichten der Minderheit und möchte verstehen, warum sie eine andere Ansicht vertreten als die Mehrheit. Dies führt zu einer detaillierten Betrachtung des Inhalts der Minderheitenposition, um ihre Argumente zu bewerten, was zu öffentlicher Ablehnung, aber privater Akzeptanz und Veränderung führt.
Ebenen/Konversionstheorie: Es sind die verschiedenen Vorhersagen für den Mehrheits- und Minderheiteneinfluss über verschiedene Einflussebenen (öffentlich versus privat), die die theoretische Kernneuheit der Konversionstheorie bilden. Es wird erwartet, dass Mehrheiten zu mehr öffentlichen als privaten Veränderungen führen werden, während Minderheiten das Gegenteil tun.
Lösung/Moscovici: Wir müssen zwischen manifesten (öffentlichen) und latenten (privaten) Einflussebenen unterscheiden.
Manifeste Ebene: Hier sind sich die Menschen bewusst, dass sich ihre Antworten verändert haben.
Latente Ebene: Hier kann diese Veränderung außerhalb des bewussten Bewusstseins liegen.
MoscoviciVsAsch: Wir müssen über die öffentliche Einflussebene hinausgehen, die im Mittelpunkt der bisherigen Forschung stand (siehe die Experimente von Asch 1951(4), 1952(5), 1955(6)).
Die Analyse von Moscovici führt zu der Vorhersage, dass der Einfluss von Minderheiten auf der latenten oder privaten Ebene wahrscheinlich größer ist und dass diese Veränderung für den Einzelnen unbewusst sein wird.
Asch: [in Aschs Studien] stimmten viele Menschen öffentlich mit der Mehrheit überein, aber wenn die Antworten privat aufgenommen wurden und daher den Mitgliedern der Mehrheitsgruppe unbekannt waren, fielen die Konformitätsraten dramatisch. Darüber hinaus gaben viele Teilnehmer an, dass sie wüssten, dass die Mehrheit falsch lag, sich aber aus Angst, anders oder abweichend zu erscheinen, dafür entschieden hatten, ihre Antworten in seinen Studien zu erklären.
>S. Asch.
Moscovici: In ihren Nachbildstudien hatten Moscovici und Personnaz (1980)(7) die neuartige Idee, zu zeigen, dass eine numerische Minderheit im Gegensatz zu einer Mehrheit die Sichtweise der Menschen auf die Welt (in diesem Fall die Farben) verändern könnte, obwohl sie diese Veränderung nicht wahrnehmen würden.
>Methode/Moscovici.

1. Moscovici, S. (1980) ‘Towards a theory of conversion behavior’, in L. Berkowitz (ed.), Advances in Experimental Social Psychology, Vol. 13. London: Academic Press. pp. 209–39.
2. Martin, R. and Hewstone, M. (2008) ‘Majority versus minority influence, message processing and attitude change: The Source-Context-Elaboration Model’, in M. Zanna (ed.), Advances in Experimental Social Psychology, 40: 237–326.
3. Martin, R., Hewstone, M., Martin, P.Y. and Gardikiotis, A. (2008) ‘Persuasion from majority and minority groups’, in W. Crano and R. Prislin (eds), Attitudes and Attitude Change. New York: Psychology Press. pp. 361-84
4. Asch, S.E. (1951) ‘Effects of group pressure upon the modification and distortion of judgment’, in H. Guetzkow (ed.), Groups, Leadership and Men. Pittsburgh, PA: Carnegie Press. pp. 177–90.
5. Asch, S.E. (1952) Social Psychology. Englewood Cliffs, NJ: Prentice-Hall.
6. Asch, S.E. (1955) ‘Opinions and social pressure’, Scientific American, 193: 31–5.
7. Moscovici, S. and Personnaz, B. (1980) ‘Studies in social influence: V. Minority influence and conversion behavior in a perceptual task’, Journal of Experimental Social Psychology, 16: 270–82.


Robin Martin and Miles Hewstone, “Minority Influence. Revisiting Moscovici’s blue-green afterimage studies”, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic Studies. London: Sage Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Moscovici, Serge

Haslam I
S. Alexander Haslam
Joanne R. Smith
Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017

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