Philosophie Lexikon der Argumente

Home Screenshot Tabelle Begriffe

 
Pubertät: In der Psychologie bezeichnet die Pubertät oder Adoleszenz das Übergangsstadium zwischen Kindheit und Erwachsensein, das in der Regel durch eine körperliche, kognitive und sozio-emotionale Entwicklung gekennzeichnet ist. Jugendliche durchlaufen eine Identitätsbildung, eine erhöhte Autonomie und ein gesteigertes soziales Bewusstsein. Siehe auch Selbst, Selbstbewusstsein, Persönlichkeit, Entwicklungspsychologie, Sozialverhalten.

_____________
Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Entwicklungspsychologie über Pubertät - Lexikon der Argumente

Upton I 112
Pubertät/Entwicklungspsychologie/Upton: Aktuelle Erkenntnisse deuten darauf hin, dass "Sturm und Drang" nicht die typische Erfahrung eines Jugendlichen beschreibt. Die Pubertät ist eine Zeit der schnellen körperlichen Veränderung, die hormonelle und körperliche Veränderungen mit sich bringt. Es handelt sich jedoch nicht um ein einziges plötzliches Ereignis, sondern um eine erweiterte Reihe von Veränderungen, die sich im Laufe der Zeit vollziehen (Dorn et al., 2006)(1).
Zu diesen Veränderungen gehören die Zunahme von Körpergröße und -gewicht sowie das Erreichen der Geschlechtsreife. Die spezifischen Änderungen sind für Jungen und Mädchen unterschiedlich, ebenso wie die Zeitpunkte, zu denen solche Änderungen auftreten. Im Allgemeinen treten Mädchen etwa zwei Jahre vor dem Jungen in die Pubertät ein. Erste Änderungen sind mit einer Zunahme von Größe und Gewicht verbunden. Im Durchschnitt beginnt dieser Wachstumsschub bei Mädchen im Alter von neun Jahren, während er bei Jungen eher bei elf Jahren liegt. Der Höhepunkt dieses Wachstumsschubs liegt etwa drei Jahre später, sodass Mädchen zwischen 12 und 13 Jahren am schnellsten wachsen, während Jungen zwischen 14 und 15 Jahren am schnellsten wachsen. Während der Wachstumsspitze wachsen Mädchen um etwa 9 cm pro Jahr und Jungen um 10 cm.
Upton I 113
Der jugendliche Wachstumsschub beginnt an der Außenseite des Körpers und wirkt nach innen, sodass sich die Hände und Füße zuerst vergrößern, gefolgt von Armen und Beinen, die dann länger werden.
Danach streckt sich die Wirbelsäule. Die letzte Entwicklung ist eine Verbreiterung der Brust und der Schultern bei Jungen und der Hüften und des Beckens bei Mädchen.
Hormonelle Veränderungen: Ausgelöst wird dieser Wachstumsschub durch eine Flut von hormonellen Veränderungen, die durch den Hypothalamus und die Hypophyse ausgelöst wird. Die Haupthormone, die mit pubertären Veränderungen in Verbindung gebracht werden, sind Testosteron und Östrodiol.
Beide Stoffe sind in der hormonellen Zusammensetzung von Jungen und Mädchen vorhanden, aber Testosteron dominiert bei männlichen pubertären Veränderungen und Östrodiol bei weiblichen pubertären Veränderungen. Bei Jungen sind Steigerungen des Testosterons mit einer Erhöhung der Körpergröße, einer Vertiefung der Stimme und einer genitalen Entwicklung verbunden. Bei Mädchen sind steigende Östrodiolwerte mit der Entwicklung von Brust, Gebärmutter und Skelett verbunden (z.B. Verbreiterung der Hüften).
Es wurde angenommen, dass dieselben Hormone zur psychologischen Entwicklung beitragen können in der Adoleszenz (Rapkin et al... 2006)(2). So haben Studien beispielsweise Zusammenhänge zwischen Testosteronspiegel und wahrgenommener Sozialkompetenz bei Jungen (Nottelmann et al., 1987)(3) sowie zwischen Östrodiolspiegel und den emotionalen Reaktionen von Mädchen gezeigt (Inoff-Germain et al., 1988)(4).
(...) es gibt Hinweise darauf, dass der Zusammenhang zwischen Verhalten und Hormonen auch in die entgegengesetzte Richtung wirken kann, da Verhalten und Stimmung den Hormonspiegel beeinflussen (Susman. 2006)(5). Tatsächlich scheint es unwahrscheinlich, dass Hormone allein die psychologischen Veränderungen in der Adoleszenz erklären können (Rowe et al... 2004)(6).
Im Allgemeinen (...) scheint es, dass alle Jugendlichen während der Pubertät eine gewisse Körperunzufriedenheit zeigen (Graber and Brooks Gunn, 2001)(7). Die Evidenz deutet darauf hin, dass Mädchen tendenziell immer unzufriedener werden, wenn sie sich durch die Pubertät bewegen, während Jungen immer zufriedener werden. (McCabe et al. 2002)(8).
Im Alter von 11 bis 12 Jahren haben frühreifende Mädchen tendenziell eine größere Zufriedenheit mit ihrer Körperform als spätreifende Mädchen. Dies ändert sich jedoch, wenn Mädchen 15 bis 16 Jahre alt werden, wenn spät reifende Mädchen beginnen,
Upton I 114
von einer größeren Zufriedenheit mit ihrer Körperform zu berichten (Simmons and Blyth, 1987)(9).
Frühreifende Mädchen sind auch anfälliger für emotionale und Verhaltensprobleme, einschließlich Depressionen, Essstörungen und risikoreichem Gesundheitsverhalten wie Rauchen, Trinken und Drogenkonsum sowie frühem sexuellen Verhalten (Wiesner und Ittel. 2002)(10).
Diese Mädchen haben auch eher einen geringeren Bildungs- und Berufsabschluss (Stattin and Magnusson, 1990)(11). Es scheint, dass Mädchen, die in jungen Jahren körperlich reif sind, mehr Zeit mit ihren älteren Peers verbringen und leicht in Problemverhalten hineingezogen werden, weil sie nicht die emotionale Reife haben, die langfristigen Auswirkungen eines solchen Verhaltens auf ihre Entwicklung zu erkennen (Sarigiani und Petersen. 2000)(12).
Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass die negativen psychosozialen Folgen der frühen Pubertät nicht bis in die spätere Pubertät oder das Erwachsenenalter andauern können (Blumstein Posner. 2006)(13). >Selbstbeschreibung/Entwicklungspsychologie
.
Upton I 122
Kognitive Fähigkeiten/Jugendliche: Es gibt auch Hinweise darauf, dass sich verändernde kognitive Fähigkeiten die laufende strukturelle und funktionelle Gehirnentwicklung widerspiegeln. Strukturelle MRT-Studien (Magnetresonanztomographie) haben beispielsweise gezeigt, dass das Gehirn in der Adoleszenz eine erhebliche Entwicklung durchläuft, insbesondere im präfrontalen Kortex (z.B. Huttenlocher et al., 1983)(14).
Es wird angenommen, dass die Produktion von Synapsen im präfrontalen Kortex bis in die Pubertät andauert, gefolgt von Synapseneliminierung in der Pubertät. Dies geht einher mit einer Zunahme der Myelinisierung in diesem Bereich des Kortex. Es wird angenommen, dass diese strukturellen Veränderungen die Feinabstimmung dieser Hirnschaltungen repräsentieren und so die Effizienz der von ihnen bedienten kognitiven Systeme erhöhen (Blakernore und Choudhury, 2006)(15). Es gibt auch einige Hinweise darauf, dass die Funktionsfähigkeit im frontalen Kortex mit zunehmendem Alter steigt (z.B. Rubia et al. 2000)(16), obwohl dies von einigen Forschern infrage gestellt wurde (z.B. Durston et al., 2006)(17).
Upton I 123
(...) die Fähigkeit, sich mit abstraktem Denken zu beschäftigen, steigt (...); das jugendliche Denken ist nicht mehr wie in der späten Kindheit an konkrete Beispiele gebunden, so dass sie sich mit hypothetisch deduktivem Denken beschäftigen können.
>Egozentrismus/Psychologische Theorien, >Egozentrismus/Elkind, >Selbstbewusstsein/Entwicklungspsychologie, >Risikowahrnehmung/Entwicklungspsychologie, >Moralität/Entwicklungspsychologie, >Egozentrismus/Elkind, >Jugendkultur/Entwicklungspsychologie, >Selbst/Entwicklungspsychologie, >Freundschaft/Entwicklungspsychologie,>Partner-Beziehungen/Entwicklungspsychologie, >Selbstachtung/Entwicklungspsychologie, >Identität/Marcia.


1. Dorn. LD. Dahi, RE. Woodward, HR and Biro. F (2006) Defining the boundaries of early adolescence: a user’s guide to assessing pubertal status and pubertal timing in research with adolescents. Applied Developmental Science, 10: 30-56.
2. Rapkin A, Tsao, JC, Turk, N Anderson, M and Zelter, LK (2006) Relationships among self -rated tanner staging, hormones, and psychosocial factors in healthy female adolescents. Journal of Pediatric Adolescent Gynecology, 19: 181-7.
3. Nottelmann, ED, Susman, EJ, Blue,JH, Inoff-Germain, G and Dorn, LD (1987) Gonadal and adrenal hormone correlates of adjustment in early adolescence, in Lerner, RM and Foch, TT (eds) Biological-psychosocial Interactions in Early Adolescence. Hifisdale, NJ: Lawrence Erlbaum.
4. Inoff-Germain, G, Chrousos, G, Arnold, G, Nottelmann, E, and Cutler, G (1988). Relations between hormone levels and observational measures of aggressive behavior of young adolescents in family interactions. Developmental Psychology, 24: 1 29-39.
5. Susman, EJ (2006) Puberty revisited: models, mechanisms and the future. Paper presented at the Society for Research on Adolescence, San Francisco.
6. Rowe, R, Maughan, B, Worthman, C, Costello, E and Angold, A (2004) Testosterone, antisocial behaviour, and social dominance in boys: pubertal development and biosocial interaction. Biological Psychiatry, 55: 546-52.
7. Graber, JA and Brooks-Gunn, J (2001) Body image, in Lerner, RM and Learner, JV (eds.) Adolescence in America. Santa Barbara, CA: ABC-CLIO.
8. McCabe, MR Ricciardelli, LA and Finemore, ¡(2002) The role of puberty, media, and popularity with peers as strategies to increase weight, decrease weight and increase muscle tone among adolescent boys and girls. Journal of Psychosomatic Research, 52: 145-53.
9. Simmons, RG and Blyth, DA(1987)Moving into Adolescence: The impact of pubertal change and school context. New York: Aldine De Gruyter.
10. Wiesner, M and Ittel, A (2002) Relations of pubertal timing and depressive symptoms to substance use in early adolescence. Journal of Early Adolescence, 22: 5-23.
11. Stattin, H and Magnusson, D (1990)Paths Through Life, Vol.2: Pubertal Maturation in Female Development. Hillsdale NJ: Lawrence Erlbaum.
12. Sarigiani, AC and Petersen, PA (2000) Adolescence: puberty and biological maturation, in Kazdin, A (ed.) Encyclopedia of Psychology. Washington, DC, and New York: American Psychological Association/Oxford University Press.
13. Blumstein Posner, R (2006) Early menarche: a review of research on trends in timing, racial differences, etiology and psychosocial consequences. Sex Roles, 5 4(5-6): 315-22.
14. Huttenlocher. PR and Kubicek. L (1983) The source of relatedness effects on naming latency.
Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory and Cognition, 9(3): 486-96.
15. Blakemore, ST and Choudhury. S (2006) Development of the adolescent brain: implications for executive function and social cognition. Journal of Child Psychology and Psychiatry, 47: 296-312.
16. Rubia, K, Overrnever, S, Taylor, E, Brammer, M, Williams, SC R, Simmons, A, Andrew, C and Bullmore, ET (2000) Functional frontalisation with age: mapping neurodevelopmental trajectories with fMRI. Neuroscience and Biobehavioral Reviews, 24 (1): 13-19.
17. Durston, S, Davidson. MC, Tottenham, N, Galvan, A, Spicer, J, Fossella, JA and Casey, BJ (2006)
A shift from diffuse to focal cortical activity with development. Developmental Science, 9(1): 1-8.

_____________
Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Entwicklungspsychologie

Upton I
Penney Upton
Developmental Psychology 2011

Send Link

Autoren A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Y   Z  


Begriffe A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Z