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Regeln, Philosophie: Beschränkungen eines Auswahlbereichs von Möglichkeiten für Subjekte, Gemeinschaften oder Funktionsträger bzw. allgemein für handelnde Individuen oder Gruppen. Regeln können implizit oder explizit sein und durch Verordnung oder durch gemeinsames Entwickeln gleichberechtigter Teilnehmer z.B. in einem Diskurs etabliert werden. In einem anderen Sinn können Regeln als tatsächliche Regelmäßigkeiten verstanden werden, die durch Beobachtung entdeckt werden können. Diese Regeln können nicht nur im Handeln sondern auch in der Beschaffenheit von Gegenständen wie sprachlichen Strukturen entdeckt werden. Siehe auch Normen, Werte, Regelfolgen, Privatsprache, Sprachregeln, Diskurs, Ethik, Moral, Kognitivismus, Intuitionismus, Gesellschaft, Praxis.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Noam Chomsky über Regeln – Lexikon der Argumente

Lyons I 259
Phrasenstruktur-Regeln/PS-Regeln/Chomsky: (N. Chomsky, Syntactic Structures, Berlin, New York 1957):
(1) S > NP + VP
(2) VP > Verb + NP
(3) NP > NP sing
oder
NP plur
(4) NP sing > T * N + 0 (null)
(5) NP plur > T + N + s
(6) Verb > Aux + V
(7) Aux > C(M) (have + en) (be + ing) (M = Hilfsverb)

I 260
Lexikalische Substitution/Lyons: haben wir hier übergangen, stattdessen
Lexikon/Chomsky: Bsp
T = {the}
N = {man, ball,…}
V = {hit, take, walk, read,…}
M = {will, can, shall, must}

Regel (7): entwickelt Aux in eine Kette mit bis zu vier Elementen. Von diesen ist C obligatorisch, (seine Aufgabe, Kongruenzverhältnisse zu regeln, wird durch eine Transformationsregel interpretiert). Die anderen Regeln auf der rechten Seite von (7) sind fakultativ. Jedes Element ist unabhängig von den beiden anderen.
Die Ausgabe von Regel (7) wird daher (in der Position von Aux bei der Ausgabe von regel (6)) eine der folgenden acht Ketten enthalten:

(1) C
(2) C + M
(3) C + have + en
(4) C + be + ing
(5) C + M + have + en
(6) C + M + be + ing
(7) C + have + en + be + ing
(8) C + M + have + en + be + ing

Def Kernkette/Transformationsgrammatik/Chomsky/Lyons: Das ist die Ausgabe von PS-Regeln (kernel string).
Def Kernsatz/kernel sentence): ist jeder Satz, der ohne Anwendung irgendwelcher fakultativen Transformationen aus einer einzigen Kernkette erzeugt wird.

Transformationsregeln/Chomsky: Kein Satz wird ohne Anwendung einer zumindest beschränkten Anzahl von obligatorischen T-Regeln erzeugt. Es ist falsch (wie häufig angenommen wird) dass Kernsätze allein durch PS-Regeln erzeugt würden.
I 264
T-Regeln/Chomsky/Lyons: sind uneinheitlich (heterogen). Die Konstruktion selbst einer partielle Transformationsgrammatik für eine Sprache ist eine ungeheuer komplexe Angelegenheit. Viele Faktoren beeinflussen die Entscheidung, ob auf ein bestimmtes Element besser eine T-Regel oder eine Basis-Regel (PS-Regel, Konstituentenstruktur-Regel) angewendet wird.
T-Regeln: nicht alle sind ihrer eigentlichen Natur nach transformationell!
Transformationell: zwei Kriterien für „inhärent“ transformationelle Regeln:
1. Jede Regel, die den einer Konstituentenstrukturregel auferlegten Bedingungen nicht entspricht, ist transformationell. (s.o. 229).
I 265
2. Def T-Regel: ist diejenige, die in der Symbolkette links vom Ersetzungspfeil zumindest ein als Variable fungierendes Symbol enthält, das als Wert irgendeine aus der ganzen Klasse von Subketten, die von diesem Symbol im P-Marker dominiert werden, annimmt. Dieser P-Marker gehört zu der als Regeleingabe dienenden Kette.
Bsp Alle Symbole (außer V) sind in der SB der obigen Passivtransformation, in diesem Sinn Variable:

SB: NP - Aux – V – NP

V : ist dagegen eine Konstante: Sie ist ein Endsymbol, das keine andere Subkette als sich selbst dominiert (« Eigendominanz » ist hier also ein formales Erfordernis des Systems).
Transformation/Chomsky: Für ihre Definition ist die Unterscheidung Konstante/Variable grundlegend.
>Grammatik
, >Universalgrammatik, >Transformationsgrammatik, >Generative Grammatik, >Konstanten/Chomsky.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Chomsky I
Noam Chomsky
"Linguistics and Philosophy", in: Language and Philosophy, (Ed) Sidney Hook New York 1969 pp. 51-94
In
Linguistik und Philosophie, G. Grewendorf/G. Meggle Frankfurt/M. 1974/1995

Chomsky II
Noam Chomsky
"Some empirical assumptions in modern philosophy of language" in: Philosophy, Science, and Method, Essays in Honor of E. Nagel (Eds. S. Morgenbesser, P. Suppes and M- White) New York 1969, pp. 260-285
In
Linguistik und Philosophie, G. Grewendorf/G. Meggle Frankfurt/M. 1974/1995

Chomsky IV
N. Chomsky
Aspekte der Syntaxtheorie Frankfurt 1978

Chomsky V
N. Chomsky
Language and Mind Cambridge 2006

Ly II
John Lyons
Semantics Cambridge, MA 1977

Lyons I
John Lyons
Einführung in die moderne Linguistik München 1995

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