Philosophie Lexikon der Argumente

Home Screenshot Tabelle Begriffe

 
Informationswert: Der Informationswert ist das Potenzial einer neuen Information, unser Verständnis zu verbessern. Er kann an der Neuartigkeit der Information, der potenziellen Wirkung der Information und der Qualität der Belege, die sie stützen, gemessen werden. Siehe auch Belege, Information, Wissen, Vorwissen, Verstehen.

_____________
Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Peter Norvig über Informationswert – Lexikon der Argumente

Norvig I 629
Informationswert/KI-Forschung/Norvig/Russell: Einer der wichtigsten Aspekte der Entscheidungsfindung ist das Wissen, welche Fragen man stellen muss. Tests sind oft teuer und manchmal gefährlich (sowohl direkt als auch aufgrund der damit verbundenen Verzögerungen). Ihre Bedeutung hängt von zwei Faktoren ab: ob die Testergebnisse zu einem signifikant besseren (...) Plan führen würden und wie wahrscheinlich die verschiedenen Testergebnisse sind.
Beispiel: (...) eine Erdölfirma hofft, eine von n ununterscheidbaren Einheiten von Seebohrrechten zu kaufen. (...) genau eine der Einheiten enthält Öl im Wert von C Dollar, während die anderen wertlos sind. Der Verkaufspreis jeder Einheit beträgt C/n Dollar. (...) ein Seismologe bietet dem Unternehmen die Ergebnisse einer Untersuchung der Einheit Nr. 3 an, aus der sich definitiv ergibt, ob die Einheit Öl enthält. Wie viel sollte das Unternehmen bereit sein, für die Informationen zu zahlen?
Mit einer Wahrscheinlichkeit von 1/n wird die Untersuchung Öl in Einheit 3 anzeigen. In diesem Fall wird das Unternehmen Einheit 3 für C/n Dollar kaufen und einen Gewinn von C -C/n = (n - 1)C/n Dollar erzielen. Mit einer Wahrscheinlichkeit von (n-1)/n wird die Untersuchung zeigen, dass die Einheit kein Öl enthält, in diesem Fall wird das Unternehmen eine andere Einheit kaufen. (...) das Unternehmen sollte bereit sein, dem Seismologen bis zu C/n Dollar für die Information zu zahlen: die Information ist genauso viel wert wie die Einheit selbst.
Der Wert der Information leitet sich aus der Tatsache ab, dass man mit der Information seine Vorgehensweise an die tatsächliche Situation anpassen kann. Man kann je nach Situation unterscheiden, während man ohne die Information das tun muss, was im Durchschnitt der möglichen Situationen am besten ist.
Def Informationswert/Norvig: (...) Der Wert einer bestimmten Information wird als Differenz des erwarteten Wertes zwischen den besten Handlungen vor und nach dem Erhalt der Information definiert. >Multiattribute Nutzentheorie/KI-Forschung
, >Entscheidungsnetzwerke/Norvig.
Norvig I 631
Nicht-negativer Wert der Information: Kann [Information] tatsächlich einen negativen erwarteten Wert haben? Intuitiv sollte man erwarten, dass dies unmöglich ist. Schließlich könnte man im schlimmsten Fall die Information einfach ignorieren und so tun, als hätte man sie nie erhalten. Dies wird durch das folgende Theorem bestätigt, das für jeden entscheidungstheoretischen Agenten gilt: Der erwartete Wert von Informationen ist nicht negativ. >Agenten/Norvig.
Agenten/KI/Informationswert: Ein vernünftiger Agent sollte Fragen in einer vernünftigen Reihenfolge stellen, Fragen vermeiden, die irrelevant sind, die Bedeutung jeder Information im Verhältnis zu ihren Kosten berücksichtigen und aufhören, Fragen zu stellen, wenn dies angemessen ist. All diese Fähigkeiten können erreicht werden, wenn man den Wert der Information als Orientierung verwendet.
Norvig I 639
Die Theorie des Informationswerts wurde zunächst im Rahmen statistischer Experimente untersucht, bei denen ein Quasi-Nutzen (Entropie-Reduktion) verwendet wurde (Lindley, 1956)(1). Der russische Kontrolltheoretiker Ruslan Stratonowitsch (1965)(2) entwickelte die hier vorgestellte allgemeinere Theorie, in der Information aufgrund ihrer Fähigkeit, Entscheidungen zu beeinflussen, einen Wert hat. Stratonowitschs Arbeit war im Westen nicht bekannt, wo Ron Howard (1966)(3) die gleiche Idee verfolgte. Seine Arbeit endet mit der Bemerkung: "Wenn die Theorie des Informationswerts und die damit verbundenen entscheidungstheoretischen Strukturen in Zukunft nicht einen großen Teil der Ausbildung von Ingenieuren ausmachen, dann wird der Berufsstand der Ingenieure feststellen, dass seine traditionelle Rolle des Managements wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Ressourcen zum Wohle des Menschen an einen anderen Beruf verwirkt wurde." Bis heute ist die implizierte Revolution der Managementmethoden nicht eingetreten.
Neuere Arbeiten von Krause und Guestrin (2009)(4) zeigen, dass die Berechnung des exakten nicht-myopischen Wertes von Informationen selbst in Netzwerken von Mehrfachbäumen (polytrees) unlösbar ist. Es gibt andere Fälle, die stärker eingeschränkt sind als der allgemeine Informationswert, in denen der myopische Algorithmus eine nachweislich gute Annäherung an die optimale Sequenz von Beobachtungen liefert (Krause et al., 2008)(5). In einigen Fällen - z.B. bei der Suche nach einem Schatz, der an einem von n Orten vergraben ist - ergibt eine Rangfolge der Experimente in der Reihenfolge der Erfolgswahrscheinlichkeit geteilt durch die Kosten eine optimale Lösung (Kadane und Simon, 1977)(6).

1. Lindley, D. V. (1956). On a measure of the information provided by an experiment. Annals of Mathematical Statistics, 27(4), 986–1005.
2. Stratonovich, R. L. (1965). On value of information. Izvestiya of USSR Academy of Sciences, Technical
Cybernetics, 5, 3–12.
3. Howard, R. A. (1966). Information value theory. IEEE Transactions on Systems Science and Cybernetics,
SSC-2, 22–26.
4. Krause, A. and Guestrin, C. (2009). Optimal value of information in graphical models. JAIR, 35, 557 - 591.
5. Krause, A., McMahan, B., Guestrin, C., and Gupta, A. (2008). Robust submodular observation selection.JMLR, 9, 2761–2801.
6. Kadane, J. B. and Simon, H. A. (1977). Optimal strategies for a class of constrained sequential problems. Annals of Statistics, 5, 237–255.

_____________
Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Norvig I
Peter Norvig
Stuart J. Russell
Artificial Intelligence: A Modern Approach Upper Saddle River, NJ 2010

Send Link

Autoren A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Y   Z  


Begriffe A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Z