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Terminologien: Hier werden Besonderheiten des Sprachgebrauchs der einzelnen Autoren erklärt.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Jürgen Habermas über Terminologien – Lexikon der Argumente

IV 188
Verweisungszusammenhang/Terminologie/Habermas: In gewisser Weise ist die Lebenswelt, der die Kommunikationsteilnehmer angehören, stets präsent; aber doch nur so, dass die den Hintergrund für eine aktuelle Szene bildet: den Verweisungszusammenhang.

IV 189
Lebenswelt/Habermas: Wenn wir die bewusstseinsphilosophischen Grundbegriffe, in denen Husserl die Lebensweltproblematik behandelt, aufgeben, können wir uns die Lebenswelt durch einen kulturell überlieferten und sprachlich organisierten Vorrat an Deutungsmustern repräsentiert denken. Dann muss der Verweisungszusammenhang nicht mehr im Rahmen der Phänomenologie und Psychologie der Wahrnehmung erklärt zu werden, sondern als
IV 190
Bedeutungszusammenhang zwischen einer kommunikativen Äußerung, dem Kontext und dem konnotativen Bedeutungshorizont. Verweisungszusammenhänge gehen auf grammatisch geregelte Beziehungen zwischen Elemente eines sprachlich organisierten Wissensvorrats zurück.

IV 209
Def Gesellschaft/Habermas: Gesellschaft nenne ich die legitimen Ordnungen, über die die Kommunikationsteilnehmer ihre Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen regeln und damit Solidarität sichern.

Def Kultur/Habermas: Kultur nenne ich den Wissensvorrat, aus dem sich die Kommunikationsteilnehmer, indem sie sich über etwas in einer Welt verständigen, mit Interpretationen versorgen.

Medium/Habermas: Die zum Netz kommunikativer Alltagspraxis verwobenen Interaktionen bilden das Medium, durch das sich Kultur, Gesellschaft und Person reproduzieren. Diese Reproduktionsvorgänge erstrecken sich auf die symbolischen Strukturen der Lebenswelt. Davon müssen wir die Erhaltung des materiellen Substrats der Lebenswelt unterscheiden.

IV 260
Norm/Terminologie/Habermas: Norm = generalisierte Verhaltenserwartung
Prinzipien: = höherstufige Normen.
IV 278
Verständigungsform/Terminologie/Habermas: Strukturelle Gewalt wird über eine systematische Einschränkung von Kommunikation ausgeübt; sie wird in den formalen Bedingungen des kommunikativen Handelns so verankert, dass für die Kommunikationsteilnehmer der Zusammenhang von objektiver, sozialer und subjektiver Welt in typischer Weise präjudiziert ist. Für dieses relative Apriori der Verständigung möchte ich in Analogie zum Erkenntnisapriori der Gegenstandsform (Lukács) den Begriff der Verständigungsform einführen.

IV 413
Def Steuerungsmedien/Terminologie/Habermas: sind solche Medien, die Sprache als Mechanismus der Handlungskoordinierung ablösen.

Def Kommunikationsmedien/Habermas: sind solche Medien, die überkomplexe Zusammenhänge verständigungsorientierten Handelns bloß vereinfachen, dabei aber von Sprache und von einer Lebenswelt abhängig bleiben.

IV 536
Def Rechtsinstitution/Terminologie/Habermas: Rechtsinstitutionen nenne ich Rechtsnormen, die durch den positivistischen Hinweis auf Verfahren nicht hinreichend legitimiert werden können. Bsp die Grundlagen des Verfassungsrechts, die Prinzipien des Straf- und des Strafverfahrensrechts. Sobald sie in Frage gestellt werden, reicht der Hinweis auf ihre Legalität nicht aus. Sie bedürfen einer materiellen Rechtfertigung, weil sie zu den legitimen Ordnungen der Lebenswelt selbst gehören und zusammen mit den informellen Handlungsnormen den Hintergrund kommunikativen Handelns bilden.

IV 539
Def Innere Kolonialisierung/Habermas: diese These besagt, dass die Subsysteme Wirtschaft und Staat infolge des kapitalistischen Wachstums immer komplexer werden und immer tiefer in die symbolische Reproduktion der Lebenswelt eindringen.
IV 548
Die These ermöglicht es, Vorgänge der Realabstraktion, auf die Marx ein Auge gerichtet hatte, zu analysieren, ohne ein Äquivalent der Werttheorie (siehe Werttheorie/Habermas) einzusetzen.

III 144
Def Handlung/Habermas: Handlung nenne ich nur solche symbolischen Äußerungen, mit denen der Aktor, wie beim teleologischen, normenregulierten und dramaturgischen Handeln, einen Bezug zu mindestens einer Welt (der physikalischen, der bewusstseinsmäßigen oder der gedanklich geteilten Welt) aber stets auch zur objektiven Welt aufnimmt. Davon unterscheide ich Körperbewegungen und sekundäre Operationen.

III 70
Def Kritik/Habermas: Von Kritik statt von Diskurs spreche ich immer dann, wenn Argumente verwendet werden, ohne dass die Beteiligten die Bedingungen für eine von externen und internen Zwängen freie Sprechsituation als erfüllt voraussetzen müssten.

III 41
Rationalität/Habermas: Rational nennen wir eine Person, die ihre Bedürfnisnatur im Lichte kulturell eingespielter Wertstandards deutet; aber erst recht dann, wenn sie eine reflexive Einstellung zu den bedürfnisinterpretierenden Wertstandards selbst einnehmen kann.

IV 209
Def Kultur/Habermas: Kultur nenne ich den Wissensvorrat, aus dem sich die Kommunikationsteilnehmer, indem sie sich über etwas in einer Welt verständigen, mit Interpretationen versorgen.

Def Gesellschaft/Habermas: Gesellschaft nenne ich die legitimen Ordnungen, über die die Kommunikationsteilnehmer ihre Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen regeln und damit Solidarität sichern.

Def Persönlichkeit/Habermas: Unter Persönlichkeit verstehe ich die Kompetenzen, die ein Subjekt sprach- und handlungsfähig machen, also instand setzen, an Verständigungsprozessen teilzunehmen und dabei die eigene Identität zu behaupten.

IV 189
Lebenswelt/Methode/HabermasVsHusserl/Habermas: Wenn wir die bewusstseinsphilosophischen Grundbegriffe, in denen Husserl die Lebensweltproblematik behandelt, aufgeben, können wir uns die Lebenswelt durch einen kulturell überlieferten und sprachlich organisierten Vorrat an Deutungsmustern repräsentiert denken.

IV 209
Def Persönlichkeit/Habermas: Unter Persönlichkeit verstehe ich die Kompetenzen, die ein Subjekt sprach- und handlungsfähig machen, also instand setzen, an Verständigungsprozessen teilzunehmen und dabei die eigene Identität zu behaupten.

IV 252
Def Produktionsverhältnisse/Marx/Habermas: Produktionsverhältnisse sind diejenigen Institutionen und gesellschaftlichen Mechanismen, die festlegen, in welcher Weise die Arbeitskräfte, bei einem gegebenen Stand der Produktivkräfte, mit den verfügbaren Produktionsmitteln kombiniert werden.

IV 251
Def Produktivkräfte/Marx/Habermas: als Produktivkräfte bestehen nach Marx aus a) der Arbeitskraft der in der Produktion Tätigen, der Produzenten; b) aus dem technisch verwertbaren Wissen, soweit es in produktivitätssteigernde Arbeitsmittel, in Produktionstechniken umgesetzt wird; c) aus dem Organisationswissen, soweit es eingesetzt wird, um Arbeitskräfte effizient in Bewegung zu setzen, um Arbeitskräfte zu qualifizieren und um die arbeitsteilige Kooperation der Arbeitenden wirkungsvoll zu koordinieren.

IV 203
Situation/Habermas: Zur Situation gehört alles, was sich als Beschränkung für (…) Handlungsinitiativen bemerkbar macht.

III 400
Def Verstehen/Kommunikation/Habermas: Im Rahmen unserer Theorie des Kommunikativen Handelns beschränken wir uns auf Sprechakte unter Standardbedingungen, d.h. wir gehen davon aus, dass ein Sprecher nichts anderes meint als die wörtliche Bedeutung dessen, was er sagt.
Verstehen eines Satzes definieren wir dann als das Wissen, was diesen Satz akzeptabel macht.

IV 270
Def Wissen/Habermas: „Wissen“ gebrauche ich in einem weiteren Sinne, der alles deckt, was durch Lernen sowie durch Aneignung der kulturellen Überlieferung erworben werden kann, wobei diese sich sowohl auf kognitive wie auf sozialintegrative, d.h. auf expressive und moralisch-praktische Bestandteile erstreckt.


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Ha I
J. Habermas
Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988

Ha III
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981

Ha IV
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981

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