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Referenz, Philosophie: Mit Referenz wird a) die Relation zwischen einem Ausdruck und einem oder mehreren Gegenständen also die Bezugnahme oder b) der Gegenstand (Bezugsgegenstand) selbst gemeint. Terminologische Verwirrung entsteht leicht dadurch, dass der Autor, auf den dieser Begriff letztlich zurückgeht - G. Frege - von Bedeutung sprach (im Sinn von „auf etwas deuten“). Man nennt Referenz daher manchmal auch Fregesche Bedeutung im Gegensatz zu Fregeschem Sinn, der das bezeichnet, was wir heute Bedeutung nennen. Siehe auch Bedeutung, Sinn, Intension, Extension. _____________Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente. | |||
Autor | Begriff | Zusammenfassung/Zitate | Quellen |
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Paul Ricoeur über Referenz – Lexikon der Argumente
II 36 Referenz/Literatur/Fiktion/Diskurs/als ob/Ricoeur: Meine Behauptung ist, dass der Diskurs nicht scheitern kann über etwas zu sein. Indem ich dies sage, lehne ich die Ideologie absoluter Texte ab. Nur wenige raffinierte Texte auf der Linie der Mallarmé'schen Poesie erfüllen dieses Ideal eines Textes II 37 ohne Bezugnahme. Jakobson/Ricoeur: Auf die eine oder andere Weise sprechen poetische Texte über die Welt. Aber nicht auf deskriptive Weise. Wie Jakobson(1) selbst vorschlägt, wird der Bezug hier nicht aufgehoben, sondern geteilt oder gespalten. Die Auslöschung des vordergründigen und beschreibenden Verweises setzt eine Bezugskraft auf Aspekte unseres Seins in der Welt frei, die nicht direkt beschreibend gesagt, sondern nur angedeutet werden können, und zwar dank der Bezugswerte metaphorischer und allgemein symbolischer Ausdrücke. II 36 Bei der Konstruktion seines Kommunikationsschemas bezieht Roman Jakobson die poetische Funktion - die in einem weiteren Sinne als nur Poesie zu verstehen ist - auf die Betonung der Botschaft um ihrer selbst willen auf Kosten der Referenz. II 37 Welt/Universum/Ricoeur: Wir sollten daher unseren Weltbegriff erweitern, um nicht nur nicht-offensichtliche, aber dennoch beschreibende Bezüge zuzulassen, sondern auch nicht-offensichtliche und nicht-beschreibende Bezüge, die der poetischen Diktion. Der Begriff "Welt" hat dann die Bedeutung, die wir alle verstehen, wenn wir von einem neugeborenen Kind sagen, dass es auf die Welt gekommen ist. Für mich ist die Welt das Ensemble von Bezügen, das durch jede Art von Text, sei er beschreibend oder poetisch, eröffnet wird, den ich gelesen, verstanden und geliebt habe. Und einen Text zu verstehen bedeutet, zwischen den Prädikaten unserer Situation alle Bedeutungen zu interpolieren, die aus unserer Umwelt eine Welt machen. Es ist diese Erweiterung unseres Existenzhorizonts, die es uns erlaubt, von den durch den Text eröffneten Bezügen oder von der Welt zu sprechen, die durch die referentiellen Ansprüche der meisten Texte eröffnet wird. 1. R. Jakobson, „Linguistics and Poetics“. In: T. A. Sebeok (ed.), Style in Language (Cambridge: Massachusetts Institute of Technology Press, 1960), pp. 350-377._____________ Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der ArgumenteDer Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente. |
Ricoeur I Paul Ricoeur Die Interpretation. Ein Versuch über Freud Frankfurt/M. 1999 Ricoeur II Paul Ricoeur Interpretation theory: discourse and the surplus of meaning Fort Worth 1976 |