Philosophie Lexikon der Argumente

Home Screenshot Tabelle Begriffe

 
Wahrheit, Philosophie: Verschiedenste Ansätze nehmen für sich in Anspruch, Wahrheit entweder zu definieren, zu erklären oder ihre prinzipielle Undefinierbarkeit zu behaupten. A. Sprachlich orientierte Theorien setzen entweder eine Übereinstimmung von Aussagen mit Ausschnitten der Welt oder eine Stimmigkeit mit anderen Aussagen voraus. Siehe auch Wahrheitstheorie, Wahrheitsdefinition, Bedeutungstheorie, Korrespondenztheorie, Kohärenztheorie, Tatsachen, Sachverhalte, Paradoxien, Semantik, Deflationismus, Disquotationalismus, Kriterien, Beweise. B. Handlungsorientierte Wahrheitstheorien nehmen eine zukünftige Verwirklichung von Zuständen zum Maßstab, die mit einem angestrebten Ideal in Einklang gebracht werden sollen. Siehe auch Wirklichkeit, Richtigkeit, Pragmatismus, Idealisierung, Ideen. C. Wahrheitsorientierte Theorien der Kunst sprechen Kunstwerken unter Umständen Qualitäten zu, die die zukünftige Verwirklichung von als ideal angenommenen gesellschaftlichen Zuständen zum Vorschein bringen. Siehe auch emphatische Wahrheit, Fiktionen, Kunst, Kunstwerke.

_____________
Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

S.A. Kripke über Wahrheit – Lexikon der Argumente

I 47/48
"Notwendig" und "a priori" sind (...) nicht offenkundig synonym. Sie sind nicht einmal koextensiv: Es gibt sowohl notwendige Wahrheiten a posteriori als auch wahrscheinlich kontingente Wahrheiten a priori!
>Notwendig/Kripke
, >Notwendig a posteriori, >Notwendig de re/Kripke, >a priori/Kripke.
Viele Leute haben gedacht, dass diese beiden Dinge dasselbe bedeuten müssten, denn sie stellen sich vor, wir würden alle möglichen Welten in unserem Kopf durchlaufen und dann in der Lage sein, sie a priori zu erkennen. Doch das ist nicht so klar!
I 50
Beschreibung: Wenn wir Nixon als Mann bezeichnen, "der die Wahl 1988 gewonnen hat" dann wird es natürlich eine notwendige Wahrheit sein.
>Beschreibung/Kripke.
I 66
Urmeter: Jemand, der der Meinung ist, dass alles, was man a priori weiß, notwendig ist, könnte denken: "Dies ist die Definition eines Meters. Das ist eine notwendige Wahrheit". Kripke: Er benutzt aber diese Definition nicht dazu, die Bedeutung anzugeben, sondern dazu, die Referenz festzulegen.
>Urmeter, >Referenz/Kripke, >Sprecher-Referenz.
I 68
Starr: Ein Meter ist eine starre Bezeichnung.
Nicht-starr: Nicht-starr ist eine Länge von S zum Zeitpunkt t.
Die "Definition" sagt nicht, dass die beiden Ausdrücke synonym seien, sondern dass wir die Referenz des Ausdrucks "ein Meter" durch die Festsetzung bestimmt haben, dass er ein starrer Bezeichnungsausdruck sein soll, der faktisch die Länge S hat. Also keine notwendige Wahrheit! Und zwar deshalb, weil es unter bestimmten Umständen nicht ein Meter lang gewesen wäre. Der eine Ausdruck ist eben starr und der andere nicht.
Die Wahrheit, die er weiß, ist kontingent. Daher ziehe ich vor, sie nicht "analytisch" zu nennen.
>Starrheit, >Analytisch/synthetisch, >Kontingenz.
I 77
Bsp Eine These kann wahr sein, weil sie einfach eine Definition ist.
>Definition/Kripke.
I 153ff
Bsp Referenz von Eigennamen:
Festlegung der Referenz: Die Festlegung der Referenz erfolgt a priori (kontingent), nicht synonym.
Bedeutung: Die Bedeutung ist analytisch (notwendig).
Definition: Die Definition legt Referenz fest und drückt a priori Wahrheit aus!
I 156
Bsp Notwendige Wahrheit: "Katzen sind Tiere".
I 175
Der Satz "Wärme ist die Bewegung von Molekülen" drückt eine aposteriorische Wahrheit aus.
I 181
A posteriori: Man kann eine mathematische Wahrheit a posteriori erfahren, indem man einen Computer ansieht oder auch indem man einen Mathematiker fragt. Die philosophische Analyse sagt uns, dass sie nicht kontingent war sein können und daher ist jede empirische Erkenntnis ihrer Wahrheit automatisch eine empirische Erkenntnis ihrer Notwendigkeit.
---
III 409
Wahrheit/formale Sprachen: Verstehen der Metasprache > explizite Wahrheits-Definition > Wahrheitsbedingungen > Verstehen der untersuchten Sprache.
>Wahrheitsbedingungen, >Verstehen.

_____________
Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Kripke I
S.A. Kripke
Name und Notwendigkeit Frankfurt 1981

Kripke II
Saul A. Kripke
"Speaker’s Reference and Semantic Reference", in: Midwest Studies in Philosophy 2 (1977) 255-276
In
Eigennamen, Ursula Wolf Frankfurt/M. 1993

Kripke III
Saul A. Kripke
Is there a problem with substitutional quantification?
In
Truth and Meaning, G. Evans/J McDowell Oxford 1976

Kripke IV
S. A. Kripke
Outline of a Theory of Truth (1975)
In
Recent Essays on Truth and the Liar Paradox, R. L. Martin (Hg) Oxford/NY 1984

Send Link
> Gegenargumente gegen Kripke
> Gegenargumente zu Wahrheit ...

Autoren A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Y   Z  


Begriffe A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Z