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Zeit: A. Zeit ist eine Dimension, in der Ereignisse angeordnet werden. Zunächst ist damit noch keine Richtung (vorher/nachher) festgelegt. Eine Zeitrichtung kann im Zusammenhang mit dem Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik gewonnen werden. Dabei muss jedoch ein globaler Rahmen angenommen werden, innerhalb dessen es eine Zunahme von Entropie gibt. Die Annahme einer zunehmenden Entropie gilt nicht für den Vergleich lokaler Ereignisse. B. Im Fall der subjektiven Zeit ist die Frage der Richtung weniger problematisch. Die empfundene Zeitrichtung wird durch den gelernten Gebrauch der Ausdrücke „vorher“ und „nachher“ ausgedrückt. Siehe auch Zeitpfeil, Zeitreisen, Zeitumkehr, Symmetrien, Dauer, Raumzeit, Relativitätstheorie, Vierdimensionalismus, Weltlinien.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Gerhard Vollmer über Zeit – Lexikon der Argumente

II 51
Zeit/Zeitrichtung/Zeitumkehrung/Vollmer: Die Auszeichnung einer Zeitrichtung ist empirisch und erfolgt immer erst sekundär durch Zusatzannahmen - Bsp Anfangsbedingungen in der Mechanik und Thermodynamik - Ausstrahlungsbedingungen in der Elektrodynamik.
>Anfangsbedingungen
.
II 234
Zeit/logische Form/Vollmer: Zeitliche Beziehungen lassen sich durch reelle Funktionen t(e1, e2) ausdrücken, die auf Ereignispaaren definiert sind.
>Ereignisse.
Asymmetrie: Asymmetrie ist dann eine formale Eigenschaft dieser Funktion, bei Vertauschung das Vorzeichen zu wechseln. - Das hat noch nichts mit Umkehrbarkeit physikalischer Prozesse zu tun, auch nicht mit Auszeichnung einer Richtung.
>Asymmetrie, >Symmetrien.
Zeitumkehr: Zeitumkehr ist nur eine formale Operation des Wechsels des Vorzeichens.
>Gleichungen, >Zeitumkehr, vgl. >Zeitreisen, >Vergangenheit, >Gegenwart, >Zukunft.
II 325
Invarianzen: Invariant ist eine Formel, die sich unter Zeitumkehr nicht ändert.
Zeitumkehr-Invarianz: ist also eine Eigenschaft von Formeln bzw. Funktionen. - Bsp Newtonsche Bewegungsgleichung.
>Formeln.
Dagegen: Die Frage, ob Naturvorgänge umkehrbar sind, betrifft die reale Welt.
Problem: Eine T-invariante Gleichung kann sowohl umkehrbare als auch nicht-umkehrbare Vorgänge beschreiben. - Wenn, dann enthält sie noch nicht alle Informationen.
II 236
Def Zeitpfeil/Zeitrichtung/Vollmer: So werden wir die Tatsache nennen, dass es Ereignisketten gibt, deren Teilereignisse nie in umgekehrter Reihenfolge vorkommen. - Zeitrichtung ist nicht eine Eigenschaft der Zeit, sondern von Prozessen. - Da es verschiedene Klassen von irreversiblen Prozessen gibt, gibt es verschiedene Zeitpfeile: der Expansion des Universums, der elektrodynamische von Kugelwellen.
Dass ein Prozess irreversibel ist, sieht man ihm nicht an. - Es kann auch nie bewiesen werden.
>Prozesse.
Kausalität/Ursache/Wirkung/VollmerVsReichenbach: Ursache und Wirkung können den Zeitpfeil nicht definieren.
Umgekehrt: diese sind nicht ohne Zeitpfeil zu definieren.
>Ursache, >Wirkung.
II 238
Irreversibilität/Physik/Zeitumkehr/Zeitpfeil/Vollmer: Wir erwarten, dass die fundamentalen Gleichungen, Bewegungsgleichungen, Kraftgesetze, Feldgleichungen - T-variant sind, d.h. dass sie sich bei Zeitumkehr verändern.
II 252
Entropie/Universum/Boltzmann/Vollmer: Nach Boltzmann befindet sich das Weltall als ganzes im thermodynamischen Gleichgewicht, also im Entropie-Maximum.
II 253
VollmerVsBoltzmann: Die Beobachtungen sprechen dagegen! Dringen wir in entferntere Teile des Weltalls vor, finden wir immer niedrige Entropie.
>Entropie.
Gäbe es ein Raumgebiet mit abnehmender Entropie (zunehmender Ordnung) gäbe es auch irreversible Prozesse, aber einige Zeitpfeile wären umgekehrt.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Vollmer I
G. Vollmer
Was können wir wissen? Bd. I Die Natur der Erkenntnis. Beiträge zur Evolutionären Erkenntnistheorie Stuttgart 1988

Vollmer II
G. Vollmer
Was können wir wissen? Bd II Die Erkenntnis der Natur. Beiträge zur modernen Naturphilosophie Stuttgart 1988

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