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Zeitreisen: Reisen eines oder mehrerer Subjekte aus ihrer jeweiligen Gegenwart in eine Zeit, die aus Sicht dieser Subjekte in der Vergangenheit oder in der Zukunft liegt. Dabei wird normalerweise angenommen, dass die Reisenden ihr Alter und ihre biologische Verfassung beibehalten. Daher ist bei Zeitreisen eine Hierarchie mehrerer Zeiten anzunehmen, nämlich die Eigenzeit der Reisenden, die ihr biologisches Alter bestimmt, die Dauer der Prozedur der Reise und die historische Zeit des „Reiseziels“. Logische Probleme im Zusammenhang mit Zeitreisen sind u.a. Widersprüche im Zusammenhang damit, dass Ereignisse der Vergangenheit beeinflusst werden könnten nachdem sie sich ereignet haben. Siehe auch Zeit, Zeitumkehr, Symmetrien, Zeitpfeil, Großvaterparadox.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

D. Lewis über Zeitreisen – Lexikon der Argumente

V 67
Zeitreisen/Lewis: These: Zeitreisen sind möglich. Die Paradoxa sind bloß Merkwürdigkeiten. Sie beinhalten eine Diskrepanz zwischen Zeit und Zeit. Problem: Wie kann zweimal dasselbe Ereignis (Abfahrt und Ankunft) durch zwei verschieden lange Zeitdistanzen getrennt sein.
Falsch: Es ist falsch, mehrere Zeitdimensionen zu postulieren. Denn auf einer Fläche würde der Zeitreisende seine Kameraden nicht finden.
V 69
Lösung: Trennung von externer Zeit und persönlicher Zeit des Reisenden, gemessen an seiner Uhr. Egal, was mit der Uhr passiert, wir wollen Zeit nämlich nicht operational definieren, sondern funktional. D.h. die Uhr sei unfehlbar per definitionem.
>Eigenzeit
.
V 70
Funktionale Rolle im Ereignismuster des Zeitreisenden: Bsp Auch sein Haar wächst, aber das ist nicht Zeit, sondern hat nur dieselbe Rolle wie im normalen Leben. Es ist die persönliche Zeit des Reisenden. Das ist hinreichend, um das zeitliche Vokabular zu übertragen.
>Funktionale Rolle/Lewis.
V 71
Zeitreisen: Das Leben des Reisenden ist wie eine Eisenbahnstrecke: Bsp Ein Ort 2 Meilen östlich kann genauso gut ein Ort 9 Meilen westlich sein. Bsp Schleife: Die Strecke führt einmal über einen früheren Abschnitt ihrer selbst. Externe Zeit: ist eine einmalige Begegnung. Persönliche Zeit: erlaubt mehrmalige Begegnungen. Ereignis: Ein Ereignis ist getrennt in der persönlichen, vereint in der externen Zeit. Zeitreisender: ist aber nicht zweimal in voller Person vorhanden, sondern in zwei vollständigen Zuständen. (> Personzustand: siehe Continuants/Lewis).
Problem: Was vereint diese Stadien?
Anderes Problem: Wenn die Zeitreise instantan vor sich geht, gibt es einen Bruch im Zeitstrang. Dann gibt es zwei Personen und keiner von ihnen ist der Zeitreisende.
V 73
Zeitreisen/Kausalität: 1. Die Zeitreise verlangt personale Identität und damit kausale Kontinuität und damit eine umgekehrte Richtung.
>Personale Identität.
Die Richtung der kontrafaktischen Abhängigkeit und Verursachung wird von der Richtung anderer Asymmetrien der Zeit gesteuert, dann ist Rückwärtskausalität und damit kausale Schleifen nicht ausgeschlossen! D.h. nicht, dass die Schleife als ganzes verursacht oder erklärbar ist.
>Kontrafaktische Abhängigkeit.
Problem: Informationsübertragung. Bsp Wenn die Information zum Bau der Zeitmaschine erst übertragen werden muss, gibt es keine Lösung. Man muss Person und Personstadien des Zeitreisenden gleichzeitig definieren. Sonst werden sie zirkulär wechselseitig vorausgesetzt.
V 74f
Für die Zeitreise brauchen wir nur den dreidimensionalen Raum ohne Zeit als vierte Dimension.
V 75f
Zeitreise/Großvater-Paradox/Lewis: Vergangenheit ist nicht änderbar, weil Momente nicht in zeitliche Teile aufteilbar sind, die vertauscht werden könnten. Mord am Großvater ist entweder in der Vergangenheit zeitlos enthalten oder zeitlos nicht enthalten. Falsch: Es gibt nicht Original und eine neue Vergangenheit.
Stattdessen: Ein und dasselbe ist zweimal lokalisiert (wie Bahnübergang in achtförmiger Bahnstrecke). Also ist Töten in der Zeitreise ein Widerspruch: Sowohl Töten als auch Nichttöten. Vergangenheit ist aber kein besonderer Charakter. Auch Gegenwart und Zukunft sind nicht änderbar, weil auch ihre Momente keine zeitlichen Teile haben. ((s) Entwicklungen sind wohl beeinflussbar.)
"Können" ist zweideutig: Ein Affe kann kein Finnisch, wegen seiner Anatomie. Ich kann es nicht, aber ich habe es nicht gelernt. Dies sind engere und weitere Mengen von Tatsachen.
Großvatermord ist wegen enger Menge möglich: Alles was man zum Mord braucht ist vorhanden. Aber es gibt keine weitere Menge: Vater-Sohn-Relation, Lebensende des Großvaters usw.
Verzweigte Zeit: (Verzweigung nach dem Großvatermord) ist keine Lösung, weil die Vergangenheit nicht geändert wird. Es ist konsistent, dass der Großvater lebt und tot ist, aber in verschiedenen Zweigen, aber es gibt nicht zwei Ereignisse.
>Ereignis/Lewis.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Lewis I
David K. Lewis
Die Identität von Körper und Geist Frankfurt 1989

Lewis I (a)
David K. Lewis
An Argument for the Identity Theory, in: Journal of Philosophy 63 (1966)
In
Die Identität von Körper und Geist, Frankfurt/M. 1989

Lewis I (b)
David K. Lewis
Psychophysical and Theoretical Identifications, in: Australasian Journal of Philosophy 50 (1972)
In
Die Identität von Körper und Geist, Frankfurt/M. 1989

Lewis I (c)
David K. Lewis
Mad Pain and Martian Pain, Readings in Philosophy of Psychology, Vol. 1, Ned Block (ed.) Harvard University Press, 1980
In
Die Identität von Körper und Geist, Frankfurt/M. 1989

Lewis II
David K. Lewis
"Languages and Language", in: K. Gunderson (Ed.), Minnesota Studies in the Philosophy of Science, Vol. VII, Language, Mind, and Knowledge, Minneapolis 1975, pp. 3-35
In
Handlung, Kommunikation, Bedeutung, Georg Meggle Frankfurt/M. 1979

Lewis IV
David K. Lewis
Philosophical Papers Bd I New York Oxford 1983

Lewis V
David K. Lewis
Philosophical Papers Bd II New York Oxford 1986

Lewis VI
David K. Lewis
Konventionen Berlin 1975

LewisCl
Clarence Irving Lewis
Collected Papers of Clarence Irving Lewis Stanford 1970

LewisCl I
Clarence Irving Lewis
Mind and the World Order: Outline of a Theory of Knowledge (Dover Books on Western Philosophy) 1991

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