Philosophie Lexikon der Argumente

Home Screenshot Tabelle Begriffe

 
Schmerz, Philosophie des Geistes: In der philosophischen Diskussion geht es um die Besonderheiten des Begriffs Schmerz im Gegensatz zu anderen Begriffen wie Wahrnehmungen, Empfindungen und Reizen. Insbesondere geht es darum, wie das Verhältnis zwischen körperlicher und geistiger Realisation von Schmerzen beschaffen ist. Siehe auch Leib-Seele-Problem, Fremdpsychisches, Starrheit, Mögliche Welten, Semantik möglicher Welten, Wahrnehmung, Introspektion, Privatsprache, Notwendigkeit, Gewissheit.

_____________
Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Stanley Cavell über Schmerz – Lexikon der Argumente

I (a) 44
Schmerz/CavellVsMalcolm: Unterschiedliche Objekte verlangen ganz unterschiedliche Identitätskriterien. Bsp bei Empfindungen, Stil, Farben, Krankheiten mag es eine Beschreibung sein, bei materiellen Objekten der Ort.
>Identität
, >Identitätsbedingungen, >Kriterien.

I (a) 45
Schmerz/Identität/Cavell: Es scheint, als könnten wir von Schmerzen und von Autos, aber nicht von Farben sagen: in gewisser Weise gibt es zwei, in gewisser Weise aber nur einen.
>Farben.
Schmerz/numerische Identität/qualitative Identität/Malcolm: Malcolm bestreitet, dass man sinnvollerweise bei (deskriptiv) identischen Schmerzvorkommnissen sagen könne, es handle sich um zwei. These: mit Blick auf Sinnesempfindungen hat der Begriff der "numerischen Identität" keine Anwendung.
Malcolm: Wenn die Beschreibung gleich ist, kann es nicht die zusätzliche Frage geben, ob auch die Vorstellung gleich wäre!
Bsp Cavell: Man kann sagen unsere "Zwillingsautos" unterscheiden sich nicht, dennoch gibt es zwei.
Warum dann nicht bei Schmerzen? Weil hier "gleich" bedeutet "deskriptiv gleich"? Offensichtlich nicht!
>Beschreibung, >Vorstellung, >Gleichheit.
I (a) 46
Warum sollte der Skeptiker hier nicht das Gefühl haben, hier werde vorausgesetzt, was doch erst noch zu prüfen sei?
Bsp bei Autos ist die Frage beantwortet: es sind zwei, bei Farben ist die Frage auch beantwortet: es ist eine! Aber bei Schmerzen?

Schmerz/Malcolm: Es gibt eine Gefahr zu denken, es sei hier wie bei den Farben, Stilen, Meinungen oder plötzlichen Einfällen.
Es ist eine Binsenwahrheit, dass es gleiche Farbschattierungen zugleich an vielen Orten geben kann.
Schmerz/CavellVsMalcolm: Das scheint zu zeigen, dass Farben von Kopfschmerzen verschieden sind.
Ich kann aber die Frage beantworten, ob die Schmerzen numerisch identisch sind mit seinen: nämlich nicht!
Allerdings haben wir den gleichen heimtückischen Schmerz, den Dr. Ewig als Teil des Ewigkeitssyndroms beschreibt!
I (a) 47
Malcom zeigt mit seiner Angleichung der Schmerzen an die Farben nur, wie beide anhand von Beschreibungen gezählt oder identifiziert werden.
Bloß in dieser Hinsicht verhalten sie sich dann auch wie Autos!
Farben können nicht anders gezählt werden, aber das zeigt nicht das Schmerzen es nicht können! Wenn man mich hier unter Druck setzte, würde ich sogar sagen, dass Schmerzen in dieser Hinsicht eher wie Gegenstände sind als wie Farben.

I (a) 48
Schmerz/Cavell: These: Bei Schmerzen geht es wesentlich darum, dass der Andere unsere Aufmerksamkeit braucht! Das macht es so wichtig zu wissen, wie stark die Schmerzen sind.
Das scheint nun aber eine Standardbeschreibung nötig zu machen.
Physische Identität (d.h. empirische Ununterscheidbarkeit) ist nicht hinreichend: Bsp zwei Erbsen in einer Schote können ununterscheidbar sein, deswegen sagen wir aber nicht, es sei eine Erbse!
>Ununterscheidbarkeit, >Unterscheidungen, >Zählbarkeit, >Ähnlichkeit, >Klassifikation, >Identifikation.
I (a) 49
Sie ist aber auch nicht notwendig, denn wenn es eine Standardbeschreibung gibt, die die Anwendung von "(deskriptiv) gleich" sicherstellt, dann können wir eine unbegrenzte Diskrepanz tolerieren.

_____________
Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Cavell I
St. Cavell
Die Unheimlichkeit des Gewöhnlichen Frankfurt 2002

Cavell I (a)
Stanley Cavell
"Knowing and Acknowledging" in: St. Cavell, Must We Mean What We Say?, Cambridge 1976, pp. 238-266
In
Die Unheimlichkeit des Gewöhnlichen, Stanley Cavell Frankfurt/M. 2002

Cavell I (b)
Stanley Cavell
"Excursus on Wittgenstein’s Vision of Language", in: St. Cavell, The Claim of Reason, Wittgenstein, Skepticism, Morality, and Tragedy, New York 1979, pp. 168-190
In
Die Unheimlichkeit des Gewöhnlichen, Stanley Cavell Frankfurt/M. 2002

Cavell I (c)
Stanley Cavell
"The Argument of the Ordinary, Scenes of Instruction in Wittgenstein and in Kripke", in: St. Cavell, Conditions Handsome and Unhandsome: The Constitution of Emersonian Perfectionism, Chicago 1990, pp. 64-100
In
Die Unheimlichkeit des Gewöhnlichen, Davide Sparti/Espen Hammer (eds.) Frankfurt/M. 2002

Cavell II
Stanley Cavell
"Must we mean what we say?" in: Inquiry 1 (1958)
In
Linguistik und Philosophie, G. Grewendorf/G. Meggle Frankfurt/M. 1974/1995

Send Link

Autoren A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Y   Z  


Begriffe A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Z