Philosophie Lexikon der Argumente

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Verhalten, Philosophie: Beobachtbare Veränderungen im beschreibbaren Zustand von lebenden Organismen, die von diesen Organismen selbst initiiert sind oder die eine Reaktion auf äußere Reize darstellen, bei denen eine gewisse Wahlmöglichkeit der Reaktion besteht. Flankierende Gedanken gehören nicht zum Verhalten, da sonst eine beliebige Ausweitung des Bezugsrahmens eine Bestimmung des Verhaltens unmöglich machen würde. Siehe auch Behaviorismus, Psychologie, Mentalismus, Naturalismus, Beobachtung.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Ernst Mayr über Verhalten – Lexikon der Argumente

I 319
Verhalten/Gene/Mayr: Auch Gene tragen zum Verhalten und zur Persönlichkeit des Menschen bei. Bsp Mathematische Begabung, handwerkliches Geschick, Musikalität, Tolpatschigkeit.
>Gene
, >Persönlichkeit, >Charakterzüge.
I 323
Natürliche Selektion: Wenn die Selektion nur Eigennutz belohnt, wie konnte sich das Ethik und z.B. Altruismus entwickeln?
>Selektion.
Huxley hatte recht mit seiner Vermutung, dass Eigennutz des Individuums irgendwie dem Wohl der Gesellschaft widersprach.
Vgl. >Altruismus.
I 324
Def Altruismus: (Trivers 1985)(1): Handlung, die einem andere Organismus nützt, auf Kosten des Handelnden, wobei Kosten und Nutzen im Hinblick auf Fortpflanzungserfolg definiert sind.
Altruismus/Comte: Sorge um das Wohlergehen anderer.
>A. Comte.
Altruismus/Mayr: Altruismus beschränkt sich nicht auf Fälle von Gefahr oder Schaden für den Altruisten.
Man muss dreierlei unterscheiden (schon Darwin):
Selektion/Individuum: Ein Individuum ist in dreierlei Hinsicht Zielobjekt der Selektion: als Individuum, als Familienmitglied (Reproduzent) und als Mitglied einer sozialen Gruppe.
Die menschlichen Dilemmata sind nur im Hinblick auf diese Dreiheit zu verstehen.
I 325
Altruismus/Gesamteignung: Altruismus findet sich bei vielen Tieren, vor allem mit elterlicher Fürsorge und Großfamilien. Verteidigung des Nachwuchses durch die Mutter. Diese Verhaltensweise wird durch die natürliche Selektion begünstigt, denn sie verbessert die Fitness des gemeinsamen Genotyps des Altruisten und seiner Nutznießer.
Verwandtenselektion ist indirekt eher eigennützig. Sie ist nur scheinbar altruistisch.
Einige Autoren glauben, dass mit der menschlichen Ethik der auf Gesamteignung gerichtete Altruismus verdrängt wurde.
Mayr: Ich erkenne im Verhalten des Menschen viele auf Gesamteignung gerichtete Handlungen: Bsp Mutterliebe, moralische Haltung Fremden gegenüber. Jedoch nur ein kleiner Teil heutiger Ethiksysteme.
Soziale Tiere: besitzen eine bemerkenswerte Fähigkeit, ihre Verwandten zu erkennen.
I 327
Reziproker Altruismus: bei solitär lebenden Tieren. Wechselbeziehung zweier nichtverwandter Tiere zum gegenseitigen Nutzen. Bsp Putzerfisch, Bündnis zweier Individuen im Kampf gegen ein drittes.
Bei Primaten gibt es eine Art von Überlegung: Wenn ich diesem Individuum helfe, wird es mir helfen.
Vielleicht ist das eine Wurzel der menschlichen Moral.
Mensch/Mayr: Alle großen Leistungen der Menschheit wurden von weniger als einem Prozent der Gesamtpopulation vollbracht. Ohne Belohnung und Anerkennung würde unsere Gesellschaft bald auseinanderbrechen.
I 328
Mensch: Die gesamte Geschichte der Hominiden ist von starker Gruppenselektion geprägt. Das hatte schon Darwin erkannt.
I 329
Altruismus/Verhalten/Mayr: Im Gegensatz zur Individualselektion kann die Gruppenselektion echten Altruismus und andere Tugenden belohnen. Ethisches Verhalten ist beim Menschen adaptiv.
>Adaption.
Sozialität: nicht alle Ansammlungen von Tieren sind sozial. Bsp Schulen von Jungfischen und die riesigen Herden afrikanischer Huftiere sind es nicht.
Echter Altruismus: kann auf Nichtverwandte ausgedehnt werden. Bsp Paviane.
Einige Hominiden müssen entdeckt haben, dass größere Gruppen mehr Chancen haben.
I 330
Normen: Um Gruppennormen anwenden zu können, musste das Gehirn die Fähigkeit zur Überlegung entwickeln.
>Normen, >Denken.
Ethik: Bedingungen für ethisches Verhalten (Simpson 1969)(2):
1. Es gibt Alternativen,
2. die alternativen können beurteilt werden,
3. die Person kann frei entscheiden.
Das bedingt, dass Folgen vorherhergesehen werden und Verantwortung übernommen wird.
>Verantwortung, >Vorhersage.
Ethik/Ursache: Es lässt sich im Großen und Ganzen nicht bestimmen, was bei der Ethik Ursache und was Wirkung ist.
>Ethik, >Moral.

1. R. L. Trivers (1985). Social evolution. Menlo Park: Benjamin/Cummings.
2. G. G. Simpson (1969). On the Uniqueness of Man: Biology and Man. New York: Harcourt, Brace and World.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Mayr I
Ernst Mayr
Das ist Biologie Heidelberg 1998

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