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Allquantifikation: Formalisierung der Aussage, dass alle Gegenstände in einem betrachteten Bereich eine bestimmte Eigenschaft haben. Schreibweise "(x)" oder "∀x". Bsp (x)(Fx ∧ Gx) alltagssprachlich. "Alle Fs sind Gs." - Gegenbegriff Existenzquantifikation

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Ruth Millikan über Allquantifikation – Lexikon der Argumente

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Alle/Negation/“nicht alle“/Millikan: das „nicht“ in „Nicht alle A sind φ“ ist nicht immunisierend. Wenn es das wäre, dann würde die Tatsache, dass Bsp „Alle Blubbs sind gull“ sinnlos ist, beinhalten (entail) dass „Nicht alle Blubbs sind gull“ wahr wäre.
Also: aus der Tatsache, dass „Nicht alle Einhörner sind weiß“ nicht wahr ist, sollte nicht folgen, dass „Alle Einhörner sind weiß“ wahr ist.
Lösung: wenn das Wort „Einhorn“ keinen Sinn hat (keine Abbildungsregel, nicht zu verwechseln mit Intension, die das Wort sehr wohl hat) dann sollte der Satz „Alle Einhörner sind weiß“ ebenso keinen Sinn haben!
Repräsentation/Nichtexistenz: in einem repräsentationalen Satz sollte „Alle As sind φ“ niemals wahr sein, wenn es keine As gibt.
Allquantifikation/Existenzquantifikation/Millikan: „Alle As sind φ“ würde immer implizieren „Einige As sind φ“. ((s) Bei repräsentierenden Sätzen).
Repräsentation/alle/Millikan: aber ist es so, dass solche Sätze mit „alle“ immer repräsentieren? Bsp „Schmerzlich enttäuscht kehrte Johnny niemals zurück“, Bsp „der Junge der die Zeitung ausliefert, ist nicht sehr groß“: Hier operiert „nicht“ nicht über dem logischen Prädikat, dass im grammatischen Subjekt enthalten ist.
Angenommen, so wäre es auch in „Alle As sind φ“.
„Nicht alle As sind φ“ ist äquivalent zu „Einige A sind nicht-φ“. Wenn es also irgendeinen positiven Satz gibt, der hier eingebettet ist, dann sollte er auch eingebettet sein in dem grammatischen Subjekt „Alle As“ Bsp „Alle roten Kühe sind freundlich“: wird zu „Nicht alle roten Kühe sind freundlich“. Was äquivalent ist zu
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„Einige rote Kühe sind nicht freundlich“. Das grammatische Subjekt enthält hier einen eingebetteten Satz „“Einige) Kühe sind rot“. Und das muss auch der ursprüngliche Satz eingebettet haben! Wenn also „Alle As sind f“ impliziert „Einige sind...“ dann ist die Weise wie „nicht“ hier funktioniert perfekt verträglich mit der Weise, wie es auf anderen repräsentationalen Sätzen funktioniert und braucht keinen besonderen Kommentar.
Repräsentation/Millikan: Frage: sind solche Sätze denn Repräsentationen? Oft ja, aber eben manchmal nicht!
Stabilisierungsfunktion: was könnte denn die Stabilisierungsfunktion von „Alle As sind φ“ sein? Sie muss wenigstens sein, dass beim Hörer eine Disposition hervorgerufen wird, bestimmte Arten von Inferenzen hervorzubringen.
Bsp von „x ist ein A“ zu „x ist φ“ und von „x ist nichtφ“ zu „x ist kein A“. Und von „kein B ist φ“ zu „kein B ist ein A“.
>Terminologie/Millikan.
Problem: jenseits dieser elementaren Funktionen scheinen sich die Funktionen von „Alle As sind φ“ zu trennen.
a) Nomischer Gebrauch/alle/Millikan: hier lizensiert „Alle As sind f“ eine Subjunktion (subjunktivische Inferenz) dieser Art:
Bsp „Angenommen x wäre ein A, dann wäre x φ“ und
b) „Angenommen x sollte nicht φ sein, dann wäre x besser kein A“.
Repräsentation: Bsp „Alle Studierenden die schummeln, werden exmatrikuliert“. Nun sind alle so abgeschreckt, dass überhaupt keiner schummelt. D.h. die Studenten werden angepasst an diese Welt, einfach dadurch, dass der Satz Dispositionen zu Inferenzen hervorbringt, die Dispositionen in dieser Welt abbilden.
Intentionale Icons: man könnte denken, dass die Dispositionen korrekte intentionale Icons sind, weil sie potentielle Dispositionen abbilden.
I 234
MillikanVs: aber der Gebrauch ist hier gar nicht repräsentierend, sondern nomisch! Hier muss gar nichts abgebildet werden, damit die Eigenfunktion erfüllt wird, sondern es wird eine Disposition hervorgebracht. ((s) Die Disposition wird auch nicht abgebildet).
Nomischer Gebrauch/“nicht“/Millikan: ist aber sehr speziell und muss immer irgendwie gekennzeichnet sein. Hier z.B. durch den Gebrauch des Futurs.
Es bleiben noch zwei Fragen in Bezug auf „alle“:
1. Warum sind wir versucht zu glauben, dass „Alle A sind φ“ wahr ist, nicht trotz, sondern gerade wegen der Tatsache, dass es gar keine As gibt?
Bsp „“Alle tagaktiven Fledermäuse sind Pflanzenfresser“ ist wahr, weil es gar keine tagaktiven Fledermäuse gibt.
2. Wie bilden überhaupt Sätze der Form „Alle A sind φ“ die Welt ab?
Wenn wir hier nur den normalen und den nomischen Gebrauch betrachten, gibt es keine gemeinsame Erklärung, nur eine gemeinsame fokussierte Eigenfunktion. Nämlich, eine Disposition zu Inferenzen hervorzubringen. Wenn es gar keine As gibt, ist das kein Problem, die Disposition von A auf φ zu schließen, wird einfach nicht aktiviert. Außerdem werden die Schlüsse von „x ist nicht “ zu „x ist kein A“ und
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von „kein B ist φ“ zu „Kein B ist ein A“ wahr. (Dabei muss A allerdings einen Sinn haben, d.h. in diesem Fall ein komplexer Term sein.
Bsp „Alle schlechten Äpfel sind aus dem Korb entfernt worden“ Hier kann man schließen, dass nur gute Äpfel im Korb sind. Ob vorher schlechte drin waren, hat gar keine Konsequenzen.


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Millikan I
R. G. Millikan
Language, Thought, and Other Biological Categories: New Foundations for Realism Cambridge 1987

Millikan II
Ruth Millikan
"Varieties of Purposive Behavior", in: Anthropomorphism, Anecdotes, and Animals, R. W. Mitchell, N. S. Thomspon and H. L. Miles (Eds.) Albany 1997, pp. 189-1967
In
Der Geist der Tiere, D Perler/M. Wild Frankfurt/M. 2005

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