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Ramseysatz, Wissenschaftstheorie, Philosophie: Der Ramseysatz einer Theorie stellt die Behauptung auf, dass die theoretischen Termini dieser Theorie auf Gegenstände referieren, wenn die Theorie wahr ist. Siehe auch Theoretische Entitäten, Theoretische Termini, Existenz, Interpretation, Theorien, Beobachtungssprache, Referenz.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Gerhard Schurz über Ramsey-Satz – Lexikon der Argumente

I 213
Ramsey-Satz/RS/Theoretische Termini/Schurz: Hier werden Theoretische Termini nicht gänzlich eliminiert, sondern es wird über sie existenziell quantifiziert. Gegeben sei eine Theorie , die wir nun als einen einzigen Satz T(τ1,...τn,) auffassen (die Konjunktion aller Axiome von T.
Theoretische Termini: τ1,...τn.
Außerdem gibt es diverse nicht theoretische Begriffe π, die nicht extra angeschrieben werden. Dann lautet der Ramsey-Satz von T:

(5.8 1) R(T): EX1,...Xn: T(X1,...Xn)

Alltagssprachliche Übersetzung: es gibt theoretischen Entitäten X1,..Xn, die die Behauptungen der Theorie erfüllen.
Pointe: Ein empirischer (nicht-theoretischer) Satz folgt genau dann aus T, wenn er aus R(T) folgt. ((s) Er folgt aus der Theorie, wenn er aus dem Ramsey Satz der Theorie folgt, d.h. aus der Annahme, dass die theoretischen Entitäten existieren).
Es gilt also:

(5.8 –2) E(R(T)) = E(T)

Schreibweise: E(T): empirischer Satz, der aus Theorie T folgt.
Schurz: d.h. eine Theorie und ihr Ramsey Satz haben denselben empirischen Gehalt.
>Carnap-Satz/Schurz
, >Empirischer Gehalt.

Ramsey-Satz: Hier kommen keine Theoretischen Termini mehr vor! Statt dessen: „theoretische“ Variablen. Daher sahen viele, einschließlich Ramsey, den Ramsey Satz als empirischen Satz (nicht als theoretischen.
Ramsey-Satz: sollte damit die gesuchte empirisch äquivalente nicht theoretische Axiomatisierung der Theorie sein.
HempelVs/MaxwellVs/Schurz: Das ist problematisch, weil der RS die Existenz von gewissen Entitäten behauptet, die wir als „theoretisch“ bezeichnen.
Ramsey-Satz/Interpretation/Realismus/Instrumentalismus/Schurz: die Interpretation des RS als theoretisch oder nicht theoretisch hängt davon ab, ob man die Interpretation Quantoren der 2. Stufe realistisch oder instrumentalistisch vornimmt.
a) instrumentalistische Interpretation: hier nimmt man an, dass der Individuenbereich D aus empirisch zugänglichen Individuen besteht, und lässt die Variablen Xi über beliebige Teilmengen von D laufen. (Es gibt hier keine theoretischen Individuen).
>Instrumentalismus/Schurz.
Ob diese Extensionen gewissen theoretischen Realeigenschaften entsprechen, oder nicht, ist belanglos. (Sneed 1971(1), Ketland 2004(2), 291)
I 214
Ramsey-Satz /Instrumentalismus: ist dann modelltheoretisch ein empirischer Satz! Denn die Modelle, die den Wahrheitswwerte von R(T) bestimmen, sind rein empirische Modelle (D, e1,...em). „
ei“: Extensionen der empirischen Begriffe,
pi: empirische Begriffe von T.
Strukturalismus: nennt diese empirischen Modell „partielle“ Modelle (Balzer et al. 1987(3),57).
empirisches Modell/Schurz: ist leicht zu einem vollen Modell (D, e1,...em, t1,..tn) erweiterbar,
ti: sind die Extensionen der Theoretischen Termini.
Pointe: das bedeutet noch nicht, dass R(T) mit E(T) logisch äquivalent ist. Denn R(T) ist ein Satz 2. Stufe und E(T) enthält Sätze 1. Stufe.
Def Ramsey eliminierbar: wenn es einen zum RS L äquivalenten empirischen Satz 1. Stufe gibt, dann nennt man die TT Ramsey eliminierbar. (Sneed 1971(1), 53).
b) realistische Interpretation: (Lewis, 1970(4), Papineau 1996(5)): nimmt an, dass die existenzquantifizierten Variable reale theoretische Entitäten bezeichnen. Die Modelle sind dann nicht mehr simple realistische Modelle:
>Realismus/Schurz.
1. werden zum Individuenbereich neue theoretische Individuen hinzugefügt. Neu: Dt.
2. korrespondiert nicht jede Teilmenge von Dt einer realen Eigenschaft. En.
Bsp Im einfachsten Fall muss man eine Menge Et von Extensionen von „genuinen“ theoretischen Eigenschaften annehmen, über die die Variablen 2. Stufe laufen.
Realismus/ Ramsey Satz: neu: jetzt ist nicht mehr jedes empirische Modell des instrumentalistisch interpretierten RS zu einem Modell des realistisch interpretierten Ramsey Satz erweiterbar, denn die Quantoren (Exi) von R(T) können Erfüllungen in der Potenzmenge von Det aber keine Erfüllungen in Et haben.
In philosophischen Worten: einem empirischen Modell, das den RS instrumentalistisch erfüllt, ist nicht ablesbar, ob die jeweiligen theoretischen Entitäten, deren Existenz von R(T) postuliert wird, bloß nützliche Fiktionen oder real existierende Entitäten sind.
Instrumentalismus: These: Theoretische Entitäten sind nützliche Fiktionen.
Realismus/Ramsey-Satz: hier enthält R(T) mehr als nur den empirischen Gehalt einer Theorie, er enthält auch den gesamten synthetischen Gehalt: wenn wir annehmen, dass die Bedeutung der Theoretischen Termini durch nichts anderes als durch diese Theorie selbst bestimmt wird, so scheint die Behauptung, die T über die Welt macht, genau die von R(T) zu sein: es gibt unbeobachtbare Entitäten X1,...Xn, die die Gesamtbehauptung der Theorie T(X1,...Xn) erfüllen.


1. Sneed, J. D. (1971). The Logical Structure of Mathematical Physics. Dordrecht: Reidel.
2. Ketland, J. (2004). "Empirical Adequacy and Ramsification", British Journal for the Philosoph y of Science 55, 287-300.
3. Balzer, W. et al (1987). An Architectonic for Science. Dordrecht: Reidel.
4. Lewis, D. (1970). "How to definie Theoretical Terms", wiederabgedruckt in ders. Philosophical Papers Vol I. Oxford: Oxford University Press.
5. Papineau, D. (1996). "Theory-dependent Terms", Philosophy of Science 63, 1- 20.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Schu I
G. Schurz
Einführung in die Wissenschaftstheorie Darmstadt 2006

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