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Fixpunkt: Ein Punkt, der die Gleichung f(x) = x erfüllt heißt Fixpunkt, d.h. er wird auf sich selbst abgebildet. S.A. Kripke basiert seine alternative Wahrheitstheorie von 1975 auf Fixpunkten um das Problem der Paradoxien bei Selbstreferenz zu lösen (Kripke, S., 1975, Outline of a Theory of Truth, The Journal of Philosophy, 72 690–716.). Siehe auch Selbstbezüglichkeit, Paradoxien, Lügner-Paradoxie, Wahrheitstheorie.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Peter Gärdenfors über Fixpunkte – Lexikon der Argumente

I 97
Fixpunkt/Kommunikation/Gärdenfors: ein Fixpunkt in einer Kommunikation ist erreicht, wenn z.B. eine Person sieht, dass die andere Person in die Richtung des von ihr gemeinten Gegenstands blickt.
I 99
Zur Übereinstimmung von Wortbedeutungen sollte außerdem noch eine Übereinstimmung der mentalen Repräsentationen kommen. Kommunikation ist aber auch ohne das möglich: Bsp Kinder haben oft weniger Bereiche in der Repräsentation ihrer Begriffe oder die Bereiche sind anders gewichtet.
Gleichgewicht: Kommunikation kann eingeschränkt schon funktionieren, bevor ein Gleichgewicht der Partner (gleicher Informationsstand) erreicht ist.
I 100
Signalspiel/Jäger/Rooij/Gärdenfors: (Jäger & van Rooij, 2007)(1): zufällig ausgewählte Farbproben werden von einer zweiten Person eingeordnet. Ziel des Piels ist es, zu einer gleichen Aufteilung des Farbraums in Regionen zu kommen. (Nash-Gleichgewicht, bzw. Fixpunkt).
Gärdenfors: These: das gelingt, wenn die Begriffsräume konvex und kompakt ist.
I 101
Gleichgewicht/Fixpunkt/Gärdenfors: weitere Versuche haben gezeigt, dass wiederholte Interaktionen zu einem stabilen Kommunikationssystem führen. (z.B. Hurford, 1999,(2) Kirby, 1999,(3) Steels, 1999,(4) Kaplan, 2000,(5) Steels & Belpaeme, 2005(6)).
I 102
Bedeutungen: müssen nicht unbedingt wechseln, wenn die Aufstellung der an der Kommunikation Beteiligten sich ändert oder neue Beteiligte hinzukommen oder verschwinden.
Fixpunkt/Dewey/Gärdenfors: (Dewey 1929, p. 178)(7): damit V As Züge versteht, muss er auf das Ding vom Standpunkt As reagieren. Also nicht ich-zentriert und umgekehrt. So wird buchstäblich etwas zu einem Gemeinsamen gemacht.
I 104
Fixpunkt-Theorem/Gärdenfors: damit Fixpunkte erreicht werden, ist es nicht notwendig, dass die Begriffsräume der Beteiligten identisch sind, noch, dass sie die Räume gleich aufteilen.
I 105
Wir nehmen an, dass die Räume konvex und kompakt sind. Folgendes Theorem aus Warglien & Gärdenfors (2013)(8) ist eine Konsequenz aus Brouwers Fixpunkt-Theorem (Brouwer 1910)(9):
Theorem: Jede semantische Reaktionsfunktion, die eine kontinuierliche Abbildung einer konvexen kompakten Menge auf sich selbst ist, hat wenigstens einen Fixpunkt.
D.h. es wird immer einen Fixpunkt geben, der ein Meeting of Minds repräsentiert.
Begriffsräume: dass sie als konvex angenommen werden, macht die Kommunikation flüssig und Gedächtnisleistung effizient.
I 106
Gärdenfors: damit meine ich nicht, dass konvexe Räume eine verlässliche Repräsentation unserer Welt sind, sondern dass sie, weil sie effektiv sind, weit verbreitet sein werden.
Fixpunkte: der Fixpunktansatz erlaubt es, eine Vielzahl von Kommunikationsarten zu berücksichtigen wie Farbbestimmungen und Verhandlungen. Das Fixpunkttheorem garantiert, dass die Bewusstseine der Beteiligten zusammentreffen (>Meeting of Minds) aber es zeigt nicht, wie die semantische Reaktionsfunktion aus der kommunikativen Interaktion entsteht.
I 109
Fixpunkt/Kommunikation/Gärdenfors: woher wissen wir, ob ein Fixpunkt (Gleichgewicht, Übereinstimmung) erreicht wurde?
I 110
Wenn die Hörerin glaubt, zu verstehen, ist das keine Garantie für ein Meeting of Minds.


1. Jäger, G., & van Rooij, R. (2007). Language structure: Psychological and social constraints. Synthese, 159, 99–130.
2. Hurford, J. (1999). The evolution of language and languages. In R. Dunbar, C. Knight, & C. Power (Eds.), The evolution of culture (pp. 173–193). Edinburgh: Edinburgh University Press.
3. Kirby, S. (1999). Function, selection, and innateness: The emergence of language universals. Oxford: Oxford University Press.
4. Steels, L. (1999). The talking heads experiment. Antwerp: Laboratorium.
5. Kaplan, F. (2000). L’émergence d’un lexique dans une population d’agents autonomes. Paris: Laboratoire d’Informatique de Paris 6.
6. Steels, L., & Belpaeme, T. (2005). Coordinating perceptually grounded categories through language: A case study for colour. Behavioral and Brain Sciences, 28, 469–489.
7. Dewey, J. (1929). Experience and nature. New York: Dover.
8. Gärdenfors, P., & Warglien, M. (2013). The development of semantic space for pointing and verbal communication. In J. Hudson, U. Magnusson, & C. Paradis (Eds.), Conceptual spaces and the construal of spatial meaning: Empirical evidence from human communication (pp. 29–42). Cambridge: Cambridge University Press.
9. Brouwer, L. E. J. (1910). Über ein eindeutige, stetige Transformation von Flächen in sich. Mathematische Annalen, 69, 176–180.


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Gä I
P. Gärdenfors
The Geometry of Meaning Cambridge 2014

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