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Charakterzüge: Charakterzüge sind in der Psychologie die relativ stabilen und dauerhaften Eigenschaften, die Personen voneinander unterscheiden. Sie sind die Bausteine der Persönlichkeit und können verwendet werden, um das Verhalten einer Person zu beschreiben und vorherzusagen. Einige Beispiele für Charakterzüge sind Extraversion, Introversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Neurotizismus. Siehe auch Extraversion, Introversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Walter Mischel über Charakterzüge – Lexikon der Argumente

Corr I 46
Charakterzüge/Mischel: Mischel (1968)(1) belebte [die] Konsistenzdebatte (siehe >Konsistenz/Mischel
) durch empirischere Beweise und schlug eine "magische Grenze" von .30 für das vor, was er die "intersituative Konsistenz des Verhaltens" nannte. Seine Schlussfolgerung war, dass Charakterzüge nur im Auge der Beobachter existieren, aber keine Realität haben, weil das Verhalten so stark situationsabhängig ist.

1. Mischel, W. 1968. Personality and assessment. New York: Wiley

Jens B. Asendorpf, “Personality: Traits and situations”, in: Corr, Ph. J. & Matthews, G. (eds.) 2009. The Cambridge Handbook of Personality Psychology. New York: Cambridge University Press.

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Corr II 102
Charakterzüge/Mischel/Eysenck, Michael W.: Nach [Mischel] geschieht in der Persönlichkeitsforschung und -theorie sehr häufig Folgendes: 'Charakterzug-Wörter als erklärende Entitäten anzuführen ... verwechselt Konstruktionen über Verhalten mit den Ursachen des Verhaltens'.
>Lexikalische Hypothese, >Lexikalische Studien.
Mischel behauptet, dass der gesamte Charakterzug-Ansatz auf einem Zirkelschluss beruht und es ihm daher an Erklärungskraft mangelt (...). Zweitens war Mischel (1968)(1) skeptisch gegenüber der Ableitung von Charakterzügen auf Grundlage von Bewertungen anderer Individuen durch Beobachter: "Die Überzeugung, dass hochgradig verallgemeinerte Charakterzüge existieren, kann teilweise (aber nicht vollständig) Verhaltenskonsistenzen widerspiegeln, die von Beobachtern konstruiert werden, jedoch nicht die tatsächliche Konsistenz im Verhalten des Subjekts (...).
>Verhalten, >Experimente, >Methode.
II 103
[Mischel 1968] stand auch den Selbstberichten skeptisch gegenüber und argumentierte, dass sie wegen "einer Vielzahl von verzerrenden Motivationskräften, einschließlich absichtlichem Vortäuschen, Mangel an Einsicht und unbewussten Abwehrreaktionen" (S. 69)(1) ungenau sein können. Die vierte große Kritik von Mischel (1968, S. 9-10)(1) basierte auf dem Argument, dass die Unterstützung für den auf Charakterzügen basierten Ansatzes "den Nachweis erfordern würde, dass Menschen sich in vielen verschiedenen Situationen konsistent verhalten (...).
II 104
Die fünfte große Kritik, die Mischel (1968)(1) an dem Charakterzug-Ansatz übte, war eine Ergänzung seiner vierten Kritik (...). (...) er argumentierte, dass dies stark impliziert, dass ihr Verhalten [von Personen] in erster Linie durch die spezifische Natur der jeweiligen Situation bestimmt wird.
II 107
VsMischel: (...) Mischel erwägt überhaupt nicht die Möglichkeit, dass individuelle Unterschiede in wichtigen Charakterzügen oder Faktoren zumindest teilweise durch genetische Faktoren bestimmt sein könnten. Vukasović und Bratko (2015)(2) [fanden heraus, dass] 39% der individuellen Unterschiede in der Extraversion auf genetische Faktoren zurückzuführen sind, ebenso wie 42% der individuellen Unterschiede im Neurotizismus und 30% der Unterschiede im Psychotizismus.
>Erblichkeit, >Neurotizismus.
II 108
[Betrachtet man Mischels zweites und drittes Argument], so wird deutlich, dass Mischel (1968)(1) wenig Übereinstimmung zwischen Selbstbericht und Bewertungsdaten durch andere erwartete. [Dies kann durch einen Blick auf mehrere Studien, z.B. von Costa und McCrae (1988)(3), widerlegt werden].
>R. McCrea, >P.T. Costa.
[Sie] führten eine Studie mit verheirateten Paaren durch, die den Vergleich von Selbstberichten und Bewertungen durch den Ehegatten für drei Faktoren umfasste. Diese wurden dann vom NEO-Persönlichkeitsinventar bewertet, es handelte sich dabei um: Neurotizismus, Extraversion und Offenheit. Selbstberichte und Bewertungen für Neurotizismus korrelierten mit +,54 und die Korrelationen für Extraversion und Offenheit lagen bei +,60 bzw. +,52. Diese Ergebnisse lassen sich am plausibelsten auf der Grundlage erklären, dass die Aussagekraft der Urteile der Bewerter tendenziell mit zunehmender Länge des Wissens über die andere Person zunimmt.
II 109
Wir betrachten nun Mischels (1968)(1) fünfte Kritik, die oben diskutiert wurde, indem wir kurz auf Forschungen eingehen, die die Vorhersagekraft individueller Charakterunterschiede mit situativen Unterschieden verglichen haben. Sarason, Smith und Diener (1975)(4) berechneten den prozentualen Anteil der Varianz (Verhaltensunterschiede zwischen Individuen), der auf den Charakter und auf die Situation in 138 Experimenten zurückzuführen ist. Im Durchschnitt machte die Situation 10,3% der Varianz aus, während die Persönlichkeit 8,7% der Varianz ausmachte. Das Verhalten wurde also nicht wesentlich stärker durch situative Faktoren bestimmt als durch die Persönlichkeit.
>Situationen, >Persönlichkeit.

1. Mischel, W. (1968). Personality and assessment. London: Wiley.
2. Vukasović, T., & Bratko, D. (2015). Heritability of personality: A meta-analysis of behaviour genetic studies. Psychological Bulletin, 141, 769–785.
3. Costa, P. T., & McCrae, R. R. (1988). Personality in adulthood: A six-year longitudinal study of self-reports and spouse ratings on the NEO Personality Inventory. Journal of Personality and Social Psychology, 54, 853–863.
4. Sarason, I. G., Smith, R. E., & Diener, E. (1975). Personality research: Components of variance attributable to person and situation. Journal of Personality and Social Psychology, 32, 199–204.


Eysenck, Michael W.: “The Challenge to Trait Theory Revisiting Mischel (1968)”, In: Philip J. Corr (Ed.) 2018. Personality and Individual Differences. Revisiting the classical studies. Singapore, Washington DC, Melbourne: Sage, pp. 101-114.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Mischel, Walter

Corr I
Philip J. Corr
Gerald Matthews
The Cambridge Handbook of Personality Psychology New York 2009

Corr II
Philip J. Corr (Ed.)
Personality and Individual Differences - Revisiting the classical studies Singapore, Washington DC, Melbourne 2018

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