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Stanford-Gefängnis-Experiment: Das Stanford Prison Experiment war eine psychologische Studie aus dem Jahr 1971 unter der Leitung von Philip Zimbardo an der Stanford University. Dabei wurde eine Gefängnisumgebung simuliert, indem College-Studenten die Rollen von Wächtern oder Gefangenen per Zufallsauswahl zugewiesen wurden. Das Experiment zeigte den starken Einfluss situativer Faktoren und sozialer Rollen auf das Verhalten, da die Teilnehmer schnell ausfällige oder unterwürfige Verhaltensweisen annahmen. Das Experiment warf ethische Fragen auf und verdeutlichte die Auswirkungen von Autorität und Entmenschlichung. Siehe auch Soziales Verhalten, Macht, Autorität, Situationen, Verhalten, Gruppenverhalten.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Philip Zimbardo über Stanford-Prison-Experiment – Lexikon der Argumente

Haslam I 130 - I 133
Stanford-Prison-Experiment/SPE/Zimbardo: In seinem Experiment vom August 1971 in einem Keller der Stanford University brachte Philip Zimbardo zwei Gruppen von je 20 Männern aus einer Gruppe von 70 Männern zusammen, die sich freiwillig für eine psychologische Studie für ein Experiment gemeldet hatten, das zwei Wochen dauern sollte. Die Männer in einer Gruppe sollten Gefangene sein, die anderen Wachen. Es gab auch einen (angeblichen) Vorgesetzten, den stellvertretenden Direktor, der in Wirklichkeit Zimbardo selbst war. Wenige Tage nach der Vorbesprechung wurden die Mitglieder der "Gefängnisgruppe" von verkleideten "Polizisten" verhaftet und mit verbundenen Augen in den Keller der Stanford University gebracht. Sie sollten somit glauben, dass es eine realistische Situation war.
Das Verhalten beider Gruppen sollte zu einer sich selbst entwickelnden Dynamik führen.
Nach einigen Tagen entwickelten sich solche übermäßigen Verhaltensweisen, dass das Experiment am sechsten Tag gestoppt werden musste. >Tyrannei/Psychologische Theorien
, >Tyrannei/Reicher, >Methode/Zimbardo.
Haslam I 134
Ergebnisse: Die Studie wurde nie im Detail in einer von Experten begutachteten psychologischen Zeitschrift veröffentlicht, und daher bietet keine einzige "autorisierte" Veröffentlichung eine endgültige Darstellung der Ereignisse. Stattdessen werden die Schlüsselberichte der Ergebnisse der Studie in verschiedenen Outlets bereitgestellt, die für verschiedene Zielgruppen und in verschiedenen Formen produziert werden,
Haslam I 135
und zu verschiedenen Zeitpunkten.
Phasen: 1) weder Gefangene noch Wachen waren "vollständig in ihre Rolle eingegliedert", und beide Gruppen zeigten "erhebliches Zögern und etwas Unbeholfenheit" (Zimbardo, 2007(1): 54).
2) Rebellion. Wütend und frustriert über die Behandlung, die die Wachen an Tag legten, fingen einige der Gefangenen an, Pläne für eine Rebellion zu formulieren.
3) Tyrannei. Die Wachen begannen mit dem Ruf nach Verstärkung, und gemeinsam beschlossen sie, der Gewalt mit Gewalt zu begegnen.
Haslam I 136
Auf dem Weg zum Abschluss der Studie erlagen also nicht nur die Wachen und Gefangenen der Macht ihrer Rolle, sondern auch die Experimentatoren.
Haslam I 135
(...) der Rahmen wurde dafür geschaffen, dass die Wachen die Gefangenen nach und nach dominieren, unterdrücken und brutalisieren.
Haslam I 136
Wichtig ist, dass nicht alle Wachen diesen Weg eingeschlagen haben. Zimbardo bemerkte, dass "etwa ein Drittel in ihrer willkürlichen Machtausübung tyrannisch geworden ist... [sie wurden] ziemlich erfinderisch in ihren Techniken, die Gefangenen zu verletzen und sie sich wertlos fühlen zu lassen" (Zimbardo 1971(2): 154). Von den verbleibenden Wachen strebten einige danach, "hart, aber fair" zu sein, während andere sich bemühten, "gute Wachen" zu sein, freundlich zu den Gefangenen zu sein und ihnen kleine Gefälligkeiten zu tun. Für das Verhalten der am stärksten übergriffigen Wachen - verkörpert durch "John Wayne" - ist die Studie jedoch am bekanntesten.
>Milgram-Experiment, >Kooperation, >Konformität, >Gehorsam.

1. Zimbardo, P. (2007) The Lucifer Effect: How Good People Turn Evil. London: Random House.
2. Zimbardo, P.G. (1971) ‘The psychological power and pathology of imprisonment’, Hearings before Subcommittee No.3 of the Committee on the Judiciary House of Representatives Ninety-Second Congress, First sessions on corrections – Part II, Prisons, prison reform, and prisoners’ rights: California (Serial No. 15, 25 October). Washington, DC: US Government Printing Office.


S. Alexander Haslam and Stephen Reicher, „Tyranny. Revisiting Zimbardo’s Stanford Prison Experiment“, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic studies. London: Sage Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Zimbardo, Philip

Haslam I
S. Alexander Haslam
Joanne R. Smith
Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017

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