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Institutionen: Institutionen sind soziale Strukturen, die das menschliche Verhalten organisieren und steuern. Sie können formell oder informell sein, und sie können öffentlich oder privat sein. Siehe auch Institutionalisierung, Gesellschaft, Gemeinschaft, Öffentlichkeit.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Daron Acemoglu über Institutionen – Lexikon der Argumente

Acemoglu I 74
Institutionen/Acemoglu/Robinson:
A. Def integrative Institutionen: (...) wie z.B. in Südkorea oder in den Vereinigten Staaten, sind diese diejenigen, die der Mehrheit der Menschen die Teilnahme an wirtschaftlichen Aktivitäten ermöglichen und fördern, die ihre Talente und Fähigkeiten am besten nutzen und die den Einzelnen in die Lage versetzen, die von ihm gewünschten Entscheidungen zu treffen. Um integrativ zu sein, müssen die Wirtschaftsinstitutionen über sicheres Privateigentum, ein unparteiisches Rechtssystem und ein Angebot an öffentlichen Dienstleistungen verfügen, das gleiche Wettbewerbsbedingungen für Austausch und Vertragsabschlüsse bietet; es muss auch den Eintritt neuer Unternehmen ermöglichen und den Menschen die Wahl ihrer Laufbahn ermöglichen.
Eigentum: Sichere private Eigentumsrechte sind von zentraler Bedeutung, da nur diejenigen mit solchen Rechten bereit sein werden, zu investieren und die Produktivität zu steigern.
Acemoglu I 75
Die Sicherung der Eigentumsrechte, des Rechts, der öffentlichen Dienstleistungen und der Vertrags- und Tauschfreiheit hängt vom Staat ab. Dieser ist eine Institution mit der Zwangsbefugnis, Ordnung zu schaffen, Diebstahl und Betrug zu verhindern und Verträge zwischen privaten Parteien durchzusetzen.
Die Infrastruktur: Um gut zu funktionieren, braucht die Gesellschaft auch andere öffentliche Dienste: Straßen und ein Verkehrsnetz, damit Güter transportiert werden können; eine öffentliche Infrastruktur, damit die Wirtschaftstätigkeit florieren kann; und eine Art Basisregelung, um Betrug und Fehlverhalten zu verhindern.
Staat: Der Staat ist somit als Vollstrecker von Recht und Ordnung, Privateigentum und Verträgen und oft auch als wichtiger Anbieter öffentlicher Dienstleistungen untrennbar mit den wirtschaftlichen Institutionen verflochten. Integrative Wirtschaftsinstitutionen brauchen und nutzen den Staat.
B. Def extraktive Institutionen/Acemoglu/Robinson: (...) Solche Institutionen sind dazu bestimmt, Einkommen und Reichtum aus einer Teilmenge der Gesellschaft zu extrahieren, um einer anderen Teilmenge zugute zu kommen.
Vgl. >Pluralismus/Acemoglu
.
Acemoglu I 80
Es besteht eine starke Synergie zwischen wirtschaftlichen und politischen Institutionen. Extraktive politische Institutionen konzentrieren die Macht in den Händen einer schmalen Elite und setzen der Ausübung dieser Macht wenig Grenzen. Wirtschaftliche Institutionen werden dann oft von dieser Elite strukturiert, um dem Rest der Gesellschaft Ressourcen zu entziehen.
Acemoglu I 81
[Die] synergistische Beziehung zwischen extraktiven wirtschaftlichen und politischen Institutionen führt eine starke Rückkopplungsschleife ein: Politische Institutionen ermöglichen es den Eliten, die die politische Macht kontrollieren, wirtschaftliche Institutionen mit wenigen Einschränkungen oder Gegenkräften zu wählen.
Wenn die bestehenden Eliten unter extraktiven politischen Institutionen herausgefordert werden und die Neuankömmlinge Erfolge erzielen, sind auch die Neuankömmlinge nur wenigen Zwängen unterworfen.
Institutionen der Integration: integrative Wirtschaftsinstitutionen wiederum werden auf dem Fundament integrativer politischer Institutionen geschmiedet, die die Macht in der Gesellschaft breit streuen und ihre willkürliche Ausübung einschränken. Solche politischen Institutionen erschweren es auch anderen, die Macht an sich zu reißen, und untergraben die Grundlagen integrativer Institutionen. Diejenigen, die die politische Macht kontrollieren, können sie nicht ohne weiteres dazu nutzen, extraktive wirtschaftliche Institutionen zu ihrem eigenen Vorteil zu errichten. Integrative Wirtschaftsinstitutionen wiederum schaffen eine gerechtere Verteilung der Ressourcen und erleichtern das Fortbestehen integrativer politischer Institutionen.
Acemoglu I 82
(...) integrative Wirtschaftsinstitutionen werden weder extraktive politische Institutionen unterstützen noch von ihnen unterstützt werden. Entweder werden sie zum Nutzen der engen Interessen, die an der Macht sind, in extraktive Wirtschaftsinstitutionen umgewandelt, oder die wirtschaftliche Dynamik, die sie schaffen, wird die extraktiven politischen Institutionen destabilisieren und den Weg für die Entstehung integrativer politischer Institutionen öffnen.
Acemoglu I 92
Extraktive Institutionen: Es gibt zwei verschiedene, aber komplementäre Wege, auf denen Wachstum ((e) sogar) unter extraktiven politischen Institutionen entstehen kann.
Vgl. >Wirtschaftswachstum/Acemoglu.
Acemoglu I 328
Integrative Institutionen/Acemoglu/Robinson: Integrative politische Institutionen kontrollieren nicht nur größere Abweichungen von integrativen wirtschaftlichen Institutionen, sondern wehren sich auch gegen Versuche, ihren eigenen Fortbestand zu untergraben.
So lag es z.B. im unmittelbaren Interesse des Demokratischen Kongresses und des Senats, das Gericht zu "packen" und sicherzustellen, dass alle Gesetze des New Deal überlebten. Auf die gleiche Weise verstanden britische Eliten im frühen 18. Jahrhundert, dass die Aussetzung der Rechtsstaatlichkeit ihre Errungenschaften, die sie der Monarchie abgerungen hatten, gefährden würde. Die Kongressabgeordneten und Senatoren verstanden auch, dass, wenn der Präsident die Unabhängigkeit der Justiz untergraben könnte, dies das Kräftegleichgewicht im System untergraben würde, das sie vor dem Präsidenten schützte und die Kontinuität pluralistischer politischer Institutionen sicherte.
Acemoglu I 365
Extraktive Institutionen/Teufelskreis: Politische extraktive Institutionen schaffen wenig Einschränkungen bei der Machtausübung, so dass es im Wesentlichen keine Institutionen gibt, die den Gebrauch und Missbrauch von Macht durch diejenigen einschränken, die frühere Diktatoren stürzen und die Kontrolle über den Staat übernehmen. Extraktive Institutionen implizieren, dass allein durch die Kontrolle der Macht, die Enteignung des Vermögens anderer und die Errichtung von Monopolen große Gewinne und Reichtümer erzielt werden können.
Acemoglu I 366
Reproduktion von extraktiven Institutionen: Wenn mineralgewinnende Institutionen enorme Ungleichheiten in der Gesellschaft und großen Reichtum und unkontrollierte Macht für die Herrschenden schaffen, wird es viele geben, die um die Kontrolle des Staates und der Institutionen kämpfen. Extraktive Institutionen ebnen dann nicht nur den Weg für das nächste Regime, das noch extraktiver sein wird, sondern sie führen auch zu ständigen Machtkämpfen und Bürgerkriegen.
Acemogu I 372
Nationen scheitern heute, weil ihre extraktiven Wirtschaftsinstitutionen nicht die Anreize schaffen, die die Menschen brauchen, um zu sparen, zu investieren und innovativ zu sein. Die politischen extraktiven Institutionen unterstützen diese wirtschaftlichen Institutionen, indem sie die Macht derer zementieren, die von der Förderung profitieren.

Acemoglu I 463
Literatur: Der Begriff der extraktiven Institutionen geht auf Acemoglu, Johnson und Robinson (2001)(1) zurück. Die Terminologie der inklusiven Institutionen wurde uns von Tim Besley vorgeschlagen. Die Terminologie der wirtschaftlichen Verlierer und die Unterscheidung zwischen ihnen und politischen Verlierern stammt von Acemoglu und Robinson (2000b)(2). In der sozialwissenschaftlichen Literatur gibt es eine Vielzahl von Untersuchungen zu unserer Theorie und unserer Argumentation. Siehe Acemoglu, Johnson, and Robinson (2005b)(3) für einen Überblick über diese Literatur und unseren Beitrag zu ihr. Die institutionelle Sicht der vergleichenden Entwicklung baut auf einer Reihe wichtiger Werke auf. Besonders hervorzuheben ist die Arbeit von North; siehe North und Thomas (1973)(4), North (1982)(5), North und Weingast (1989)(6) und North, Wallis und Weingast (2009)(7).

1. Acemoglu, Daron, Simon Johnson, and James A. Robinson (2001). “The Colonial Origins of Comparative Develo
2.Acemoglu, Daron and Robinson, James A. (2000b). “Political Losers as Barriers to Economic Development.” American Economic Review 90: 126–30.
3.Acemoglu, Daron, Simon Johnson, and James A. Robinson (2005b). “Institutions as the Fundamental Cause of Long-Run Growth.” In Philippe Aghion and Steven Durlauf, eds. Handbook of Economic Growth. Amsterdam: North-Holland.
4. North, Douglass C. and Robert P. Thomas (1973). The Rise of the Western World: A New Economic History. New York: Cambridge University Press.
5.North, Douglass C. (1982). Structure and Change in Economic History. New York: W. W. Norton and Co.
6.North, Douglass C., and Barry R. Weingast (1989). “Constitutions and Commitment: Evolution of Institutions Governing Public Choice in 17th Century England.” Journal of Economic History 49: 803–32.
7.North, Douglass C., John J. Wallis, and Barry R. Weingast (1989). Violence and Social Orders: A Conceptual Framework for Interpreting Recorded Human History. Princeton, N.J.: Princeton University Press.

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Mause I 107f
Institutionen/Robinson/Acemoglu: ab der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre hat sich eine ökonomische Denkrichtung etabliert, die sich aus einer Makroperspektive mit Institutionen als Determinanten von Wachstum und Entwicklung beschäftigt.
Robinson und Acemoglu unterscheiden zwischen „extraktiven“ und „integrativen“ Ordnungen. Der entscheidende Punkt lautet dabei: Dort, wo politische Herrschaft monopolisiert ist, liegt es regelmäßig im Interesse der Herrscher, Innovationen gezielt zu unterdrücken, weil die damit verbundene „kreative Zerstörung“ (Schumpeter) nicht nur wirtschaftliche Pfründe, sondern auch die Herrschaft der politischen Elite destabilisieren könnte. (1)

1. Acemoglu, James A. und James A. Robinson, Why nations fail. The origins of power, prosperity, and poverty. New York 2012.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Acemoglu II
James A. Acemoglu
James A. Robinson
Economic origins of dictatorship and democracy Cambridge 2006

Acemoglu I
James A. Acemoglu
James A. Robinson
Why nations fail. The origins of power, prosperity, and poverty New York 2012

Mause I
Karsten Mause
Christian Müller
Klaus Schubert,
Politik und Wirtschaft: Ein integratives Kompendium Wiesbaden 2018

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