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Sprache, Philosophie: eine Menge von zu einem Zeitpunkt fixierten lautlichen oder schriftlich kodierten Formen zum Austausch von Informationen bzw. von Unterscheidungen innerhalb einer Gemeinschaft, deren Mitglieder in der Lage sind, diese Formen als Zeichen oder Symbole zu erkennen und zu interpretieren. Im weiteren Sinn auch Zeichensysteme, die von Maschinen verarbeitet werden können. Siehe auch Kommunikation, Sprachregeln, Bedeutung, Bedeutungswandel, Information, Zeichen, Symbole, Wörter, Sätze, Syntax, Semantik, Grammatik, Pragmatik, Übersetzung, Interpretation, Radikale Interpretation, Unbestimmtheit.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Achille Mbembe über Sprache – Lexikon der Argumente

Brocker I 917
Sprache/Mbembe/Herb: Mbembe sucht nach einem neuen »Vokabular« (Mbembe 2016(1), 66), das den afrikanischen Diskurs aus der Hegemonie westlicher Kategorien befreit und neue Denkformen für das afrikanische Subjekt entwirft. »Postkolonie« bildet dabei das Hauptwort des neuen Vokabulars. Hierzu gibt Mbembe eine erste Definition. Postkolonie erscheint hier als »Epoche«, »Eigenheit« oder »Zeitgeist«. »Als Epoche umfasst die Postkolonie in Wahrheit vielfältige Zeiträume, die aus überlappenden, ineinander verschachtelten und sich umschließenden Diskontinuitäten, Umstürzen, Trägheiten, Schwankungen bestehen« (66). Dass ein solches Unternehmen nicht mit den linearen Zeitbegriffen traditioneller Afrikaforschung und ethnologischen Feldstudien bewältigt werden kann, versteht sich für Mbembe von selbst.
>Kolonialismus
, >Postkolonialismus, >Vokabular, >Sprachgebrauch, >Theoriesprache.
»Befehlsgewalt« (»Commandement«): [ist] das neue Grundwort kolonialer und postkolonialer Herrschaft. Koloniale Souveränität ist für Mbembe – im Anschluss an Derrida – in dreifacher Hinsicht bestimmbar: als gründende, sinnstiftende und ratifizierende Gewalt. (Mbembe 2016(1), 73-125).
Brocker I 922
Postkolonialismus/Mbembe: Die koloniale Sprache ist alles andere als verständnis- und konsensorientiert. »Sie dient im Wesentlichen dazu, Befehle zu übertragen, Schweigen zu erzwingen, vorzuschreiben, zu zensurieren und einzuschüchtern« (2016(1), 257). Sprache entpuppt sich als Herrschaftsinstrument, sie wird zur »Guillotine« (260). Das koloniale Vokabular dient der Zurichtung und Präparation der Opfer der Kolonie. In der Praxis gehen dabei Gewalt und Sex Hand in Hand. Koloniale Herrschaft ist für Mbembe Phallokratie im Wortsinn.
Hegel/Mbembe: Im Afrikabild in Hegels Die Vernunft in der Geschichte (Membe 2016(1), 252) entdeckt er die Archetypen der kolonialen Sprache. Afrika sieht Hegel als Kontinent der Triebe, seinen Bewohner, den Neger, als animalisches Triebwesen. In seinem Charakter sei »nichts an das Menschliche Anklingende« zu finden (253). Freilich ist Hegel mit seiner Vorwegnahme der verbalen Ökonomie aus der Sicht Mbembes
Brocker I 923
nicht nur Komplize, sondern auch Kommentator des Kolonialismus. Hegel liefere mit seiner Theorie des Selbstbewusstseins gleichsam die Stichworte für die postkoloniale Debatte um Alterität (vgl. Fanon 1981(2); Spivak 2013(3)).

1. Achille Mbembe, De la postcolonie. Essai sur l’imagination politique dans l’Afrique contemporaine, Paris 2000. Dt.: Achille Mbembe, Postkolonie. Zur politischen Vorstellungskraft im Afrika der Gegenwart, Wien/Berlin 2016
2. Fanon, Frantz, Die Verdammten dieser Erde, Frankfurt/M. 1981.
3. Spivak, Gayatri Chakravorty, Kritik der postkolonialen Vernunft. Hin zu einer Geschichte der verrinnenden Gegenwart, Stuttgart 2013.

Karlfriedrich Herb, „Achille Mbembe, Postkolonie (2000)“. in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Mbembe, Achille

Brocker I
Manfred Brocker
Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018

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