Philosophie Lexikon der Argumente

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Regeln, Philosophie: Beschränkungen eines Auswahlbereichs von Möglichkeiten für Subjekte, Gemeinschaften oder Funktionsträger bzw. allgemein für handelnde Individuen oder Gruppen. Regeln können implizit oder explizit sein und durch Verordnung oder durch gemeinsames Entwickeln gleichberechtigter Teilnehmer z.B. in einem Diskurs etabliert werden. In einem anderen Sinn können Regeln als tatsächliche Regelmäßigkeiten verstanden werden, die durch Beobachtung entdeckt werden können. Diese Regeln können nicht nur im Handeln sondern auch in der Beschaffenheit von Gegenständen wie sprachlichen Strukturen entdeckt werden. Siehe auch Normen, Werte, Regelfolgen, Privatsprache, Sprachregeln, Diskurs, Ethik, Moral, Kognitivismus, Intuitionismus, Gesellschaft, Praxis.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

John Lyons über Regeln – Lexikon der Argumente

I 157
Regeln/Grammatik/Transformationsgrammatik/Chomsky/Lyons: Verschiedene Grammatiken beurteilen die Grammatizität bestimmter Sätze verschieden. Chomsky scheint dies abzulehnen:
ChomskyVsGrammatische Regeln: Chomsky These: Die grammatische Struktur der Sprache ist bestimmt ((s) nicht nach den obigen Regeln) und wird vom muttersprachlichen Sprecher „intuitiv“ (unbewusst) beherrscht. (ChomskyVsRegeln wegen der Konsequenz der „Unbestimmtheit der Grammatik“ /ChomskyVsUnbestimmtheit der Grammatik).
Lyons: Die Meinungsverschiedenheiten sind hier übertrieben. Nicht die ganze Grammatik ist unbestimmt.

I 219
Phrasenstrukturgrammatik/Konstituentengrammatik/Regeln/Chomsky/Lyons: Jede Regel klammert die Konstituenten ein, die die durch sie definierten Konstruktion bilden und bezeichnet sie auch.
>Konstituentenstrutkurgrammatik
, >Phrasenstrukturgrammatik.
Schichten: Schichten (der Struktur) werden durch die Reihenfolge festgelegt, in der die Regeln angewendet werden.
Def Anfangssymbol/initial symbol/Terminologie/Grammatik/Chomsky/Lyons: Bsp ∑ für Satz ((s) steht am weitesten links bzw. über einer Verzweigung).
Grammatik: Die Grammatik produziert durch die Anwendung der Regeln eine Kette von Symbolen.
Def Endsymbol/Grammatik/Lyons: Das Endsymbol gibt die Klasse von Elementen des Lexikons an Bsp Adjektiv.
>Lexikon.
Def Endkette/terminal string/Grammatik/Terminologie/Lyons: besteht aus Endsymbolen.
>Terminologie/Lyons.
I 220
Satz/Grammatik/Chomsky/Lyons: Ein Satz entsteht, wenn wir die Endsymbole aus der Endkette durch ein Element der durch sie bezeichneten lexikalischen Klasse ersetzen. Seine Konstituentenstruktur ist völlig durch die Ersetzungsregeln bestimmt, die die Endkette erzeugen.
I 220
Ersetzungsregeln/Grammatik/Alternativregeln/Erweiterung/Chomsky/Lyons: Um transitive und intransitive Verben zu unterscheiden, führen wir ein:
(1) ∑ > NP + Vp
(2a) VP > V intr + Adv
2b) VP > V tr + Adv
(3) Np > A + N.
I 221
Wenn wir die Wahlmöglichkeit zwischen (2a) und (2b) einführen, müssen wir die Wortklassifikation im Lexikon ändern:
V intr = [{ran, usw.}
V ir = {love, kill, usw.}.
>Wortklassen.
Grammatik/Problem: sie ist immer noch unbefriedigend:
1. sie produziert immer noch unzulässige Sätze wie Bsp Poor John kill old women ((s) keine besondere Form für 3. Person singular).
Lösung: Wir müssen die Kongruenz zwischen „Subjekt“ und dem Verb berücksichtigen.
>Kongruenz/Lyons.
2. So wie sie jetzt steht, können wir mit der Grammatik nur Sätze mit fünf Wörtern wie Bsp Old men love young women oder Sätze mit vier Wörtern wie Bsp Poor John ran away produzieren.
Folgende Sätze sind nicht möglich: Bsp John ran away, Bsp Men love young women, Bsp Old men love women, Bsp Old men love young women passionately.
Fakultative Regel/Erweiterung/Grammatik/Ersetzungsregeln/Lyons: Bsp wir erweitern Regel (3) indem wir zwei Regeln aus einer machen:
(3) NP > N
(4) N > A + N
Dabei sagen wir, dass (3) obligatorisch ist, (4) aber fakultativ.
Neu: dann erhalten wir auch: Bsp John ran away, Bsp Men love young women, Bsp Old men love women usw.
Alle diese Sätze sind Untertypen des Satztyps. ∑(NP + VP). D.h. dass ihre Strukturen auf einer bestimmten Stufe der Analyse identisch sind.
Stammbaum/Strukturbaum: Bsp
(I) John ran away
(II) Poor John ran away
(III) Men love women
(IV) Old men love women
(V) Men love young women,
(VI) Old men love young women
I 223
Regeln/Ersetzungsregeln/Reihenfolge/Grammatik/Chomsky/Lyons: Die Priorität einer bestimmten Rangordnung der Regeln gegenüber einer anderen kann das Resultat der Grammatik erheblich verändern.
fakultativ: Bsp
(1) ∑ > NP + VP
(2a) VP > V intr + Adv
2b) VP > V tr + Adv
(3) Np > A + N.
(4) N > T + N
(5) N > Adj + N
Regeln (4) und (5) sind fakultativ. Neu: Daher erzeugt die Grammatik nun Bsp men, the men, good men, und the good men.
Reihenfolge: wenn (5) vor (4) kommen dürfte, gäbe es Bsp good the men.
Reihenfolge: Auch die von (3) ist wesentlich: wenn sie nämlich vor (2b) stünde, müsste sie nachher noch mal wiederholt werden, um die Erweiterung für den aus VP > V tr + NP resultierenden Komplex zu garantieren. Die Reihenfolge kann also unzulässige Sätze verhindern und den Umfang des Regelkorpus reduzieren.
Reihenfolge: Angenommen,
(6) N > N + and + N
Wenn (6) vor (5) operiert, erhalten wir Bsp (old men) and women und men and (old women)
Wenn (6) nach (5) operiert, erhalten wir Bsp old (men and women).
I 224
Semantisch ist das dasselbe, trotz der unterschiedlichen Klammerung.
Def Rekursive Regeln/rekursiv/Rekursion/Lyons: Rekursive Regeln ermöglichen unendlich wiederholte Anwendung. (Nur im unendlichen Fall heißen sie rekursiv). Bsp
(6b) N > N + and + N + and + N
(6c) N > N + and + N + and + N + and + N
(6d)

Bsp So kann man Geschichten erzählen: Bsp He came in and he sat down and he said that …and he…
Rekursion/Grammatik/Lyons: Ein „realistisches“ Modell der Grammatik
I 225
wird so angelegt sein, dass es mehr Beispiele rekursiver Strukturen mit zwei Konstituenten als mit drei, mehr mit drei als mit vier, usw. gibt. ((s) die einfachsten Formen sollen die wahrscheinlichsten sein).
>Konstituentenstrukturgrammatik.
Wahrscheinlichkeit/Grammatik/Korrektheit/Lyons: die Wahrscheinlichkeit eines Vorkommens darf nicht mit seiner Korrektheit verwechselt werden.
Koordination/rekursive Regeln/Grammatik/Lyons: Problem: Koordination mithilfe einer rekursiven Regel: Mehrdeutigkeit durch verschiedene mögliche Klammerung Bsp Tom and Dick and Harry, (Tom and Dick) and Harry, Tom and (Dick and Harry).
Dilemma: a) Intuition: rekursive Regeln geben nicht an, was die intuitiv als korrekt empfundene strukturelle Beschreibung ist.
b) und doch sind rekursive Regeln notwendig.
I 227
Formationsregeln/Phrasenstrukturregeln/Konstituentenstrukturgrammatik/Chomsky/Lyons:
Schreibweise/Terminologie: PSG Phrasenstrukturgrammatik PS-Regeln. Phrasenstrukturregeln.
a) Formationsregeln = PS-Regeln
b) Transformationsregeln: geben an, wie die Endketten in reale Sätze transformiert werden.
I 249
Kontextabhängigkeit/Regeln/Ökonomie/Lyons: Der Regelzuwachs, um alle anderen Kongruenzverhältnisse abzudecken, wäre gering.
>Kontext/Lyons.
Dagegen wäre er in einer kontextunabhängigen Grammatik erheblich. Hier sind als kontextabhängige Grammatiken ökonomischer.
Korrektheit/Lyons: Beide Arten von Grammatiken formalisieren die Kongruenzverhältnisse allerdings korrekt.
>Korrektheit/Lyons.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Ly II
John Lyons
Semantics Cambridge, MA 1977

Lyons I
John Lyons
Einführung in die moderne Linguistik München 1995

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