Philosophie Lexikon der Argumente

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Relativismus, Philosophie: Sammelbegriff für Auffassungen, die Erkenntnisse grundsätzlich auf Bedingungen für ihr Zustandekommen beziehen. Spielarten sind Relativierung auf Theorien, auf Sprachen, auf gesellschaftliche Gruppen oder auf Kulturen. Siehe auch Interner Realismus, Externalismus, Beobachtungssprache, Kulturrelativismus, Idealisierung.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Wilhelm Dilthey über Relativismus – Lexikon der Argumente

Gadamer I 241
Relativismus/Dilthey/Gadamer: [Diltheys Philosophie] denkt das Leben selbst zu Ende, indem sie auch noch die Philosophie als eine Objektivation des Lebens versteht. Sie wird zur Philosophie
der Philosophie, aber nicht in dem Sinne und mit dem Anspruch, den der Idealismus erhob. Sie will nicht aus der Einheit eines spekulativen Prinzips die allein mögliche Philosophie begründen, sondern geht den Weg der historischen Selbstbesinnung weiter. Insofern unterliegt sie gar nicht dem Einwand, sich des Relativismus schuldig zu machen.
Dilthey selbst hat diesen Einwand zwar immer wieder bedacht und eine Auflösung auf die Frage gesucht, wie in aller Relativität Objektivität möglich sei und wie sich die Beziehung des Endlichen zum Absoluten denken lässt. »Die Aufgabe ist, darzulegen, wie sich diese relativen Wertbegriffe der Zeitalter zu etwas Absolutem erweitert haben«(1).
Gadamer: Aber eine wirkliche Antwort auf dieses Problem des Relativismus wird man bei Dilthey vergeblich suchen, und das nicht, weil er die rechte Antwort nie gefunden hat, sondern weil es gar nicht seine eigene wirkliche Frage gewesen ist. Er wusste sich vielmehr in der Entfaltung der historischen Selbstbesinnung, die ihn von Relativität zu Relativität führte, immer schon unterwegs zum Absoluten.
Insofern hat Ernst Troeltsch Diltheys Lebensarbeit ganz richtig in die Losung zusammengezogen: „Von der Relativität zur Totalität“. Diltheys eigene Formel dafür lautete: »mit Bewusstsein ein Bedingtes zu sein«(2) - eine Formel, die offen gegen den Anspruch der Reflexionsphilosophie gerichtet ist, in der Erhebung zur Absolutheit und Unendlichkeit des Geistes, in der Vollendung und Wahrheit des Selbstbewusstseins alle Schranken der Endlichkeit hinter Sich zu lassen.

1. Dilthey, Ges. Schriften Vll, 290.
2. Ges. Schriften V, 364.


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Dilth I
W. Dilthey
Gesammelte Schriften, Bd.1, Einleitung in die Geisteswissenschaften Göttingen 1990

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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