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Leiden: Leiden ist die Erfahrung von Schmerz, Not oder Bedrängnis. Sie kann körperlich, geistig oder emotional sein. Siehe auch Emotionen, Schmerz, Stress, Ungerechtigkeit, Ungleichheit._____________Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente. | |||
Autor | Begriff | Zusammenfassung/Zitate | Quellen |
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Stephen Jay Gould über Leiden – Lexikon der Argumente
II 30 ff Leiden/Moral/Natur/Wissenschaft/Gould: Frage: Warum sind wir von Schmerzen, Leiden und scheinbar sinnloser Grausamkeit in der Tierwelt umgeben? Im 19. Jahrhundert meinte Buckland: fleischfressende Rassen "erhöhten eigentlich die Summe der Lebensfreude der Tiere, indem diejenige ihres Schmerzes verringerten" ...“verschonen vor Senilität“... (1) Bsp Gould: Es gibt ein schreckliches Gegenbeispiel zu dieser idealisierenden Betrachtung der Natur als praktisch eingerichtetem Gesamthaushalt: Die Ichneumonfliege legt ihre Eier in einen Wirt, der von innen heraus langsam aufgefressen wird, wobei er möglichst lange am Leben bleibt, um frische Nahrung zu liefern. II 33 Anthropozentrische Betrachtungen schwanken zwischen entsetzter moralischer Reaktion und Bewunderung über die raffinierte Leistung. Unsere Naturforscher wussten bei aller Unterschiedlichkeit, dass Gottes Wohlwollen irgendwo hinter diesen Geschichten stecken musste. II 36 Charles Lyell z.B. meinte, die befallen Raupen stellten eine Bedrohung der Natur dar.(2) Ein anderer betonte die Mutterliebe der Fliege, umso bewundernswerter, als sie ihre Jungen nie zu Gesicht bekommt. Die Tradition, in Naturbeschreibungen eine moralische Bedeutung hineinzulesen, hörte mit dem Triumph der Evolutionstheorie 1859 nicht auf. Der Zeitgenosse George Mivart, ein frommer Katholik, argumentierte, dass Tiere wenn, dann weniger Schmerz litten als Menschen, und andererseits, dass sie Gefühle nicht mit Moral verknüpften. (3) Es gab auch ein rassistisches Modell in der Zeit, dass "minderwertige Rassen " weniger litten. II 39 Erst Darwin selber machte Schluss mit dieser Tradition: "Mir scheint, es gibt in der Natur zu viel Elend."(4) Damit ist der Durchbruch geschafft, dass keine versteckte Güte mehr in der Natur gesucht werden muss. II 40 Ein anderes, zur Zeit Darwins radikales, heute aber geläufiges Argument besagt, dass Natur einfach so ist, wie wir sie vorfinden, sie birgt keine moralische Botschaft. Antworten können nicht passiv aus der Natur abgelesen werden. Der faktische Zustand der Welt lehrt uns auch nicht, wie wir sie mit unserer Macht zum Guten oder Bösen so sittlich wie möglich verändern oder erhalten sollen. Die Frage zu stellen, wieso solche Grausamkeiten in der Natur vorkommen, ist für uns völlig unangebracht, da die Welt weder von uns beherrscht wird, noch für uns gemacht ist. (Siehe Sozialdarwinismus/Gould). >Evolution, >Erklärung, >Darwinismus. 1. W. Buckland (1836). Geology and mineralogy considered with reference to natural theology. Philadelphia: Lea and Blanchard. 2. Ch. Lyell (1830-33). Principls of geology (3 Vol.) London: John Murray. 3. St. G. Mivart (1871). On the genesis of species. London: MacMillan. 4. Ch. Darwin (1860) Leztter to Asa Gray._____________ Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der ArgumenteDer Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente. |
Gould I Stephen Jay Gould Der Daumen des Panda Frankfurt 2009 Gould II Stephen Jay Gould Wie das Zebra zu seinen Streifen kommt Frankfurt 1991 Gould III Stephen Jay Gould Illusion Fortschritt Frankfurt 2004 Gould IV Stephen Jay Gould Das Lächeln des Flamingos Basel 1989 |