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Sklaverei: Sklaverei ist die entmenschlichende Praxis, Menschen als Eigentum zu behandeln. Sklaven werden gezwungen, ohne Bezahlung zu arbeiten, und sind oft Gewalt und Missbrauch ausgesetzt. Sklaverei ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte. Siehe auch Menschenrechte, Grundrechte, Autonomie, Person, Menschen.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Aristoteles über Sklaverei - Lexikon der Argumente

Höffe I 70
Sklaverei/Aristoteles/Höffe: Die in Bergwerken und Handwerksbetrieben, in Privathaushalten und auf landwirtschaftlichen Gütern tätigen Sklaven stehen rechtlich noch schlechter da als die für die Wirtschaft Spartas wichtigen Heloten («Hörigen»).
Heloten: Diese sind zwar von Grundsitz und politischen Rechten ausgeschlossen und zu Abgaben an ihre Herren verpflichtet, leben jedoch an einem festen Ort. Sklaven hingegen, gekauft oder im Krieg erbeutet, können weiterverkauft werden. Zur rechtlich noch geringeren Stellung kommt also die fehlende Sesshaftigkeit, die Heimatlosigkeit, hinzu.
AristotelesVsAlkidamas: Aristoteles[behauptet], es gebe Menschen, die den Sklavenstatus verdienen(1).
Herr/Knecht/Herrschaft/Knechtschaft: ab. Die Beziehung vom Herrn zum Sklaven soll nämlich auf wechselseitigen Vorteil, mithin auf Gerechtigkeit angelegt sein: Von Natur aus (physei), also mit gutem Grund sei Herr, wer zu vorausschauendem Denken fähig ist, von Natur aus Sklave, wem diese Fähigkeit fehlt, weshalb er jemanden braucht, der für ihn mitdenkt und als Gegenleistung einen Körper hat, der für die «Beschaffung des Notwendigen» geeignet ist.(2)
Vgl. >Herrschaft/Knechtschaft
.
Höffe I 71
Charakterschwäche als Argument für die Sklaverei: fehlender Mut.(3)
Höffe: [das] erinnert an einen berühmten Gedanken von Hegel:
Herrschaft/Knechtschaft/Hegel: Nach dem Kapitel «Herrschaft und Knechtschaft» aus der Phänomenologie des Geistes entscheidet sich die Frage, ob man ein Herr oder ein Knecht wird, nicht an der Fähigkeit zum vorausschauenden Denken, sondern an der Bereitschaft zu einem Kampf auf Leben und Tod.
>Gemeinschaft/Aristoteles, >Gerechtigkeit/Aristoteles, >Politik/Aristoteles.

1. Politika I 4–7
2. I 5, 1254b22 ff
3. VII 7, 1327b27 f.
- - -

Gaus I 314
Sklaverei/Aristoteles/Keyt/Miller: Aristoteles' Behandlung der Sklaverei und ihrer Antithese wurzelt auch in seinem Naturalismus. Aristoteles' Verteidigung der natürlichen Sklaverei in Politik I.3-7 ist die berüchtigtste Passage in der antiken Philosophie. Aristoteles argumentiert, dass jede Person, deren beratende Fähigkeit zu geschwächt ist, um für ihre eigene Erhaltung zu sorgen, von Natur aus ein Sklave ist und daher zu Recht versklavt werden kann. Aber wer sind diese Menschen? Ist einer von ihnen Grieche? Wie stark ist Aristoteles' Argument und stimmen seine Prämissen mit Aristoteles' eigenen Prinzipien überein (siehe Newman, 1887-1902(1): Bd. Il, 146)?
Polis/Aristoteles: In Aristoteles' idealer Polis sind die Bauern Sklaven (Pol. VII.9.1329a26, 10.1330a25-8). Sind sie von Natur aus Sklaven oder nur nach dem Gesetz Sklaven? Aristoteles' Idee, dass ihnen die Freiheit als Belohnung zuteil werden sollte (Pol. VII.lO.1330a32-3), scheint unvereinbar damit zu sein, dass sie von Natur aus Sklaven sind (und daher eines Herrn bedürfen); aber wenn sie nur durch das Gesetz Sklaven sind, beruht seine ideale Polis, angeblich ein Paradigma der Gerechtigkeit, auf einer schweren Ungerechtigkeit. (Zur Erörterung einiger dieser Fragen siehe Charles, 1990(2) 191, 196; Smith, 1991(3)).
Die Idee der Sklaverei erschöpft sich nicht in Aristoteles' viel an den Pranger gestellter Verteidigung der natürlichen Sklaverei; sie geht in seine Analyse der Verfassungen ein und zieht sich als Unterströmung durch die gesamte Politik. >Tyrannei/Aristoteles.

Pol: Aristoteles Politik

1. Newman, W. L. (1887-1902) The Politics of Aristotle, 4 Bd. Oxford: Clarendon.
2. Charles, David (1990) 'Comments on M. Nussbaum'. In Günther Patzig, ed., Aristoteles ' 'Politik': Akten des XI Symposium Aristotelicum. Göttingen: Vandenhoeck and Ruprecht.
3. Smith, Nicholas D. (1991) 'Aristotle's theory of natural slavery'. In David Keyt and Fred D. Miller, Hrsg., A Companion to Aristotle 's Politics. Oxford: Blackwell.

Keyt, David and Miller, Fred D. jr. 2004. „Ancient Greek Political Thought“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Höffe I
Otfried Höffe
Geschichte des politischen Denkens München 2016

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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