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Sympathie: Sympathie bezieht sich auf die Fähigkeit, die Gefühle oder Perspektiven anderer zu verstehen und zu teilen. Sie beinhaltet emotionale Resonanz und ist ein grundlegendes Konzept in der Moralphilosophie und Ethik. Einer der einflussreichsten Philosophen, der über Sympathie schrieb, war David Hume, der die Ansicht vertrat, dass Sympathie die Grundlage für alle moralischen Urteile ist. Siehe auch Verstehen, Intersubjektivität, Emotionen, Kommunikation, Urteile, Ethik, Moral, Perspektive, D. Hume.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Wilhelm Dilthey über Sympathie – Lexikon der Argumente

Gadamer I 236
Sympathie/Verstehen/Dilthey/Gadamer: Für Dilthey bedeutete das Bewusstsein der Endlichkeit keine Verendlichung des Bewusstseins und keine Beschränkung. Es bezeugt vielmehr die Fähigkeit des Lebens, sich in Energie und Tätigkeit über alle Schranken zu erheben. Dilthey schließt sich dafür an die alte Lehre an, die die Möglichkeit des Verstehens aus der Gleichartigkeit der Menschennatur herleitet. Die Schranken, die der Universalität des Verstehens durch die geschichtliche Endlichkeit unseres Wesens gesetzt sind, sind ihm also nur subjektiver Natur. Gewiss, er kann in ihnen trotzdem etwas Positives erkennen, das für die Erkenntnis fruchtbar werde; so versichert er, dass erst die Sympathie wirkliches Verstehen möglich mache.(1)
GadamerVsDilthey: Aber es fragt sich, ob dem eine grundsätzliche Bedeutung zukommt. Zunächst sei eines festgestellt: er sieht Sympathie allein als eine Erkenntnisbedingung.
Sympathie/Droysen: Man kann mit Droysen fragen, ob Sympathie (die ja eine Form der Liebe ist) nicht etwas ganz
Gadamer I 237
anderes darstellt als eine affektive Bedingung für Erkenntnis. Sie gehört doch zu den Beziehungsformen von Ich und Du. Gewiss ist in solch realer sittlicher Beziehung auch Erkenntnis wirksam, und insofern zeigt sich in der Tat, daß Liebe sehend macht.(2)
Aber Sympathie ist doch sehr viel mehr als nur eine Erkenntnisbedingung. Durch sie wird das Du zugleich verwandelt. Bei Droysen steht der tiefe Satz: »So musst du sein, denn so liebe ich dich: das
Geheimnis aller Erziehung.«(3)
Wenn Dilthey das Verhältnis von Thukydides zu Perikles oder Rankes zu Luther nennt, so meint er damit ein kongeniales intuitives Verbundensein, das dem Historiker ein sonst nur mühsam erreichbares Verständnis spontan ermöglicht. Grundsätzlich hält er aber solches Verständnis, das in Ausnahmefällen auf geniale Weise gelingt, durch die Methodik der Wissenschaft immer für erreichbar. Dass sich die Geisteswissenschaften der vergleichenden Methoden bedienen, begründet er ausdrücklich mit ihrer Aufgabe, die zufälligen Schranken, die der eigene Erfahrungskreis darstellt, zu überwinden »und zu Wahrheiten von größerer Allgemeinheit aufzusteigen«(4).
GadamerVsDilthey: Siehe >Vergleiche/Dilthey.


1. Dilthey, Ges. Schriften V, 277
2.Vgl. vor allem die betr. Aufweisungen bei Max Scheler, Zur Phänomenologie und
Theorie der Sympathiegefühle und von Liebe und Haß, 1913.
3. J.G. Droysen, Grundriss der Historik, 1868 § 41
4. Dilthey, Ges. Schriften VII, 99.


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Dilth I
W. Dilthey
Gesammelte Schriften, Bd.1, Einleitung in die Geisteswissenschaften Göttingen 1990

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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