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Phrasenstrukturgrammatik: Die Phrasenstrukturgrammatik (PSG) ist eine Art syntaktische Theorie, die die hierarchische Struktur von Sätzen beschreibt. Sie verwendet eine Reihe von Regeln, um festzulegen, wie Wörter zu Phrasen kombiniert werden können und wie Phrasen zu Satzteilen und Sätzen kombiniert werden können. Siehe auch Grammatik, Kategoriale Grammatik, Transformationsgrammatik, Syntax.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

John Lyons über Phrasenstrukturgrammatik – Lexikon der Argumente

I 215
Phrasenstrukturgrammatik/Geschichte/Lyons: drei Stadien:
1. Bloomfield: führte den Begriff ein. These: Angemessen ist die Analyse, wenn sie die Bedeutungen berücksichtigt.
2. Wells und Harris: Distribution, distributionelle Kriterien.
>Distribution
.
3. Chomsky: Untersuchung der Natur der Regeln, die Sätze erzeugen.
>N. Chomsky, >L. Bloomfield, >Z.S. Harris.
Mehrdeutigkeit/Grammatik/Lyons:
Bsp a) beautiful (girls dress) oder b) (beautiful girl’s) dress: macht Klammern (und damit Schichten) nötig.
Konstituente: wird durch Klammern deutlich gemacht.
Andererseits:
2. Bsp they can fish: hier gibt es keinen Unterschied in der Klammerung, stattdessen kann „fish“ einmal als Verb (sie können angeln) oder als Nomen (sie füllen Fisch in Dosen) aufgefasst werden.
I 216
3. Bsp some more convincing evidence:
Mögliche Auffassungen:
a) some evidence, which is more convincing: - some (more convincing) evidence
b) some more evidence, which is convincing: - (some more) (convincing evidence).
Pointe: Hier gibt es aber über den Unterschied in der Klammerung hinaus noch einen Unterschied in der distributionellen Klassifikation der Elemente. Bsp some less convincing evidence ist nicht mehr doppeldeutig. Ebenso wenig Bsp some more good convincing evidence.
Distribution: Bsp more gehört zu mindestens zwei distributionellen Klassen:
a) Es verbindet sich wie less mit Adjektiven zu Adjektivkomplexen (seine Distribution ist aber beschränkter als die von less, weil more hier in komplementärer Distribution mit dem Suffix –er steht. Ähnlich Bsp nicer gegenüber more nice.
b) Im Unterschied zu less verbindet es sich mit einem vorausgehenden some zu einer „näheren Bestimmung“ (Modifikation, modification) von Nomina und Nominalgruppen (vgl. some more evidence zu some less evidence).

Mehrdeutigkeit/Grammatik/Lyons: Mehrdeutigkeit kann also
1. Konsequenz der Konstituentenstruktur sein oder
2. Konsequenz der distributionellen Klassifikation der Letzt- bzw. Zwischenkonstituenten sein.
Das gilt für viele Sprachen.
Lösung: Benennung der Knoten (oder der Klammerstrukturen) des Stammbaums. Bsp

∑{ NP ( A [poor] + N[John]) + VP(V [ran] + Adv [away] ) }

Klammern: Unter den beiden Arten von Klammern, die hier verwendet wurden, gibt es keine Rangordnung. Die verschiedenen Klammern dienen nur der Lesbarkeit.
I 217
Modifikation/nähere Bestimmung/Tradition/Lyons: In der traditionellen Theorie würde „poor John“ als Nominalkomplex klassifiziert, weil er in Sätzen „die Funktion eines Nomens übernimmt“.
Distribution: Das kann so interpretiert werden, dass Ausdrücke der Form Adjektiv + Nomen dieselbe Distribution in den von der Grammatik generierten Sätzen haben wie Nomina. Der entsprechende Knoten wird durch „NP“ charakterisiert.
Mehrdeutigkeit/Grammatik/Lyons: Mehrdeutigkeit kann beseitigt werden: statt A + N1 + N2 schreiben wir Klammern: (A+ N1) + N2 oder A + (N1 + N2).
Bsp fresh (fruit market) oder (fresh fruit) market und new fruit market, aber nicht (new fruit) market.
Bsp Der Einfachheit halber nehmen wir an, dass weder fresh fruit market noch new fruit market mehr als eine Interpretation haben.
Semantik: Von ihrem Standpunkt aus werden wir sagen, dass sie eindeutig sind.
Grammatik: Frage: können sie immer noch grammatisch mehrdeutig sein?
I 218
Z.B. kann man fragen: ist die Konstituentenstruktur fresh (fruit market) und im anderen Fall (new fruit) market grammatisch zulässig?
Vgl. >Akzeptierbarkeit.
Problem: Eine explizite Grammatik muss das beantworten können. Es geht um Subklassifikation mit zwei einschränkenden Unbestimmtheitsfaktoren und die Frage des „abnehmenden Ertrags“: die Grammatik darf nicht zu kompliziert werden. Regeln dürfen nicht nur für die Erzeugung weniger Sätze gelten.
Konstituenten/Grammatik/Lyons: Konstituentengrammatik erlaubt, Sätze als aus Schichten von Konstituenten zusammengesetzt aufzufassen.
Hauptgrund dafür: ökonomischere und intuitiv angemessenere Beschreibung. (als durch „Subjekt“/“Prädikat“).
Vgl. >Subjekt, >Prädikat.
Außerdem können Mehrdeutigkeiten damit beseitigt werden (durch Klammerung, die den Schichten entspricht).
>Mehrdeutigkeit/Lyons, >Eindeutigkeit.
I 226
Diskontinuierliche Konstituenten/Grammatik/Lyons: Problem: Konstituenten einer Konstruktion müssen nicht nebeneinander stehen. Bsp Unterbrochene Konstituenten: Bsp to call ...up
a) John called up Bill
b) John called Bill up
c) John called him up
falsch: John called up him.
Struktur: nicht nur ist called up gemeinsame Konstituente von a) – c), sondern diese drei haben dadurch auch die gleiche Konstituentenstruktur.
Lösung: Unterscheidung fakultativ/obligatorisch: Die Regel operiert im Fall von a) und ) fakultativ, und im Fall von c) obligatorisch ((s) d.h. bei a) und b) kann die Wortstellung verändert werden, bei c) nicht).
Problem: Dabei wird schon vorausgesetzt, dass wir die Bedingungen angeben können, unter denen die Regel fakultativ bzw. obligatorisch ist.
Wortstellung: Bsp freie Wortstellung: Latein: Bsp Catullus Clodiam amabat, lässt alle Permutationen zu, weil der Akkusativ durch die Endung markiert ist.
Lösung: Wir brauchen zusätzliche Permutationsregeln.
I 227
Problem: Wäre die Wortstellung wirklich völlig frei, wären die Permutationsregeln einfach, Aber die Stellung gewisser Wörter unterliegt Einschränkungen, was die Frage kompliziert macht.
I 237
Distribution/Konstituentenstrukturgrammatik/Lyons: die distributionelle Grundlage für die Ersetzungsregeln ist hier einsichtig: Jede Regel der Form
A > B + C
beruht auf der distributionellen Identität von A und B + C.
Das A verschwindet, außer als Bezeichnung eines höheren Knotens.
I 238
Ersetzungsregeln/Lyons: In einer Grammatik mit Ersetzungsregeln werden die Begriffe „endozentrisch“ und „exozentrisch“ gar nicht eingeführt!
>Terminologie/Lyons.
Konstituentenstrukturgrammatik/Lyons: NP und VP könnten ebenso gut einfach X und Y genannt werden. Das Verhältnis zwischen Nominalkomplexen, Nomina und Pronomina ((s) Kategorien) wird nicht wie bei der „klassifikatorischen“ Betrachtungsweise durch die Nomenklatur ausgedrückt, sondern durch den Umstand, dass sie sich von einem gemeinsamen Knoten herleiten.
>Konstituentenstrukturgrammatik.
I 238
Kategoriale Grammatik/Tradition/Lyons: Hier ist der Begriff der Dependenz (Abhängigkeit, ungefähr gleich Subordination) fundamental.
>Kategorialgrammatik.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Ly II
John Lyons
Semantics Cambridge, MA 1977

Lyons I
John Lyons
Einführung in die moderne Linguistik München 1995

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