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Identität: Zwei Gegenstände sind niemals identisch. Bei Identität handelt es sich um einen einzigen Gegenstand, auf den unter Umständen mit zwei verschiedenen Bezeichnungen referiert wird. Die Tatsache, dass mit zwei Beschreibungen ein einziger Gegenstand gemeint ist, wird möglicherweise erst im Laufe einer Untersuchung entdeckt.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Dieter Henrich über Identität – Lexikon der Argumente

Habermas IV 153
Identität/Philosophie/Psychologie/HenrichVsMead/Henrich/Habermas: Henrich These: „der Zusammenhang zwischen genuin philosophischen Problemen und dem, was der in die psychologische Allerweltsaufklärung eingesickerte Terminus „Identität“ besagt, (ist) nur ganz indirekt.(1)
Habermas: Henrich drängt mit Recht auf die Unterscheidung zwischen der Frage der numerischen Identifizierung und der Frage nach der „Identität“,
Habermas IV 154
wenn damit gemeint ist, dass eine Person in ihren Handlungen zugleich als autonom und unverwechselbar in Erscheinung treten kann:
Henrich: „In der philosophischen Theorie ist Identität ein Prädikat, das eine besondere Funktion hat; mittel seiner wird ein einzelnes Ding oder Objekt als solches von anderen gleicher Art unterschieden; umgekehrt erlaubt dies Prädikat zu sagen, dass unter verschiedenen Bedingungen und in verschiedenen Zugangsweisen doch nur ein einziger Gegenstand thematisch sein kann. Solche Identität verlangt gerade nicht, dass die identischen Einzelnen durch besondere Qualitäten voneinander zu unterscheiden sind. Schon gar nicht verlangt er, dass sich in ihnen ein Grundmuster von Qualitäten aufweisen lässt, in Beziehung auf das sie ihr Verhalten orientieren oder durch das dies Verhalten in einheitlichem Zusammenhang zu erklären ist. Auch ein Ding, das sich ganz erratisch zeigt, oder eine Person, die Lebensstil und Überzeugungen mit den Witterungen (…) wechselt, ist in diesem formalen Sinn als „mit sich identisch“ zu charakterisieren. Ist etwas ein Einzelnes, so ist ihm Identität zuzusprechen. Es hat keinen Sinn zu sagen, dass es Identität erwirbt oder verliert.(2)
Sozialpsychologie/Identität/Henrich: Der sozialpsychologische Identitätsbegriff hat eine ganz andere logische Verfassung. Hier ist „Identität“ eine komplexe Eigenschaft, die Personen von einem gewissen Lebensalter an erwerben können.
>Person
.
Sie müssen diese Eigenschaften nicht haben und können sie gar nicht zu jeder Zeit besitzen. Haben sie sie einmal erworben, so sind sie zwar kraft ihrer ‚selbständig‘. Sie können sich vom Einfluss anderer freimache; sie können ihrem Leben eine Form und Kontinuität geben, welche sie zuvor, wenn überhaupt, nur unter äußerem Einfluss besaßen. In diesem Sinne sind sie kraft ihrer „Identität“ autonome Einzelne. Und man sieht, welche Assoziationen zwischen dem philosophischen Identitätsbegriff und dem sozialpsychologischen spielen. Das ändert aber nichts daran, dass die Bedeutungen beider ganz verschieden sind. Beliebig viele Einzelne können auf genau die gleiche Art und Weise selbständig sein. Verhält es sich so, so können sie als Einzelne durch ihre ‚Identität‘ nicht unterschieden sein.(3)
>Ununterscheidbarkeit, vgl. >Leibniz-Prinzip.
Habermas: Henrich bezieht sich hier ausdrücklich auf Meads Sozialpsychologie.
>Kriterien/Henrich.

1. D Henrich, Identität, in: O. Marquard, K. Stierle, Identität, Poetik und Hermeneutik, Bd. VIII, München, 1979, S. 371ff.
2. Ebenda S. 372f
3. Ebenda.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Henr I
Dieter Henrich
Denken und Selbstsein: Vorlesungen über Subjektivität Frankfurt/M. 2016

Ha I
J. Habermas
Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988

Ha III
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981

Ha IV
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981

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