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Existenz, Philosophie, Logik: Das Vorhandensein von etwas, dem Eigenschaften zugeschrieben werden können. Vorhandensein bedeutet hier nicht, dass etwas unmittelbar gegeben sein muss oder sinnlich wahrnehmbar ist. Siehe auch Ontologie, Eigenschaften, Prädikate, Existenzsatz, Realismus, Quantifikation, Zuschreibung.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Hans Jonas über Existenz – Lexikon der Argumente

Brocker I 612
Existenz/Jonas: Jonas‘ Ökologischer Imperativ (siehe Ökologischer Imperativ/Jonas
) besagt, dass wir »nicht das Recht haben, das Nichtsein künftiger Generationen wegen des Seins der jetzigen zu wählen oder auch nur zu wagen. Warum wir dieses Recht nicht haben, warum wir im Gegenteil eine Verpflichtung gegenüber dem haben, was noch gar nicht ist und ›an sich‹ auch nicht zu sein braucht, jedenfalls als nicht existent keinen Anspruch auf Existenz hat, ist theoretisch gar nicht leicht und« – so ergänzt er bezeichnenderweise – »vielleicht ohne Religion überhaupt nicht zu begründen« (1).
Philosophie/Jonas/Brocker: Damit bekundet Jonas deutlich, dass er eine philosophische Argumentation in der vorliegenden Frage
Brocker I 613
nicht für ausreichend oder zwingend genug hält, um Überzeugungen und Verhaltensweisen nachhaltig zu verändern.
BrockerVsJonas: das ist ein performativer Widerspruch gegenüber Jonas‘ eigenem Tun. Außerdem ist fraglich, wie religiöse Grundlagen, von denen Jonas annimmt, dass sie weitgehend verschwunden sind (2), dies sollen leisten können. (3)
Existenz/Jonas: allein, weil die Menschheit sei, sei sie es wert, erhalten zu werden. (4) Die Existenz der Menschheit dürfe nicht als kontingentes biologisches Faktum, als zufälliges Resultat evolutionärer Entwicklungsprozesse angesehen werden, sondern sei eine Wertsetzung der Natur. Siehe auch Generationengerechtigkeit/Jonas.
Problem/JonasVsKant zur Begründung müsse man, trotz Kant, die Möglichkeit einer rationalen Metaphysik einräumen.
Lösung/Jonas: die Frage, warum überhaupt etwas ist und nicht nichts, müsse man dahingehend umformulieren, was es wert sei, zu existieren.
Brocker I 614
Teleologie/Lösung/JonasVsAristoteles: wir müssen Zwecke in der Natur annehmen, statt sie im Handeln des Subjekts zu verorten. (5) Dies sei begründbar durch den in der Natur auffindbaren Selbsterhaltungstrieb allen Lebens. (6)


1. Hans Jonas, Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation, Frankfurt/M. 1979, S. 36.
2. Hans Jonas, »Warum wir heute eine Ethik der Selbstbeschränkung brauchen«, in: Elisabeth Ströker (Hg.), Ethik der Wissenschaften? Philosophische Fragen, München/Paderborn u. a. 1984, S. 76, 80.
3. Vgl. Oelmüller, Willi, »Hans Jonas. Mythos – Gnosis – Prinzip Verantwortung«, in: Stimmen der Zeit 206, 1988, 349-350.
4. Jonas 1979, S. 92-100.
5. Ebenda S. 138
6. Ebenda S. 142f.


Manfred Brocker, „Hans Jonas, Das Prinzip Verantwortung“ in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Jonas I
Hans Jonas
Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation Frankfurt 1979

Brocker I
Manfred Brocker
Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018

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