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Verpflichtungen: Verpflichtungen sind moralische oder rechtliche Festlegungen, die wir gegenüber anderen haben. Sie können spezifisch oder allgemein sein und sich aus verschiedenen Quellen ergeben, z. B. aus unseren Beziehungen zu anderen, unseren Versprechen oder unserer Rolle in der Gesellschaft. Siehe auch Pflichten, Gesellschaft, Gemeinschaft.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Hans Jonas über Verpflichtungen – Lexikon der Argumente

Brocker I 608
Pflichten/Generationengerechtigkeit/Verantwortung/Jonas: Frage: warum sollten die heute Lebenden für die Zukunft der Menschheit verantwortlich seien. Nach seiner Auffassung gibt es zwar keine Pflicht gegenüber einzelnen Zukünftigen, ihr Dasein zu gewährleisten: Die gesuchte und »notwendige« neue Zukunftsethik liege, so Jonas, außerhalb des individuellen Recht-Pflicht-Feldes, weil es keine Reziprozität mit einzelnen Zukünftigen geben könne, da sie ja noch nicht existierten (1)
Lösung/Jonas: es gibt eine Verpflichtung gegenüber der Menschheit als Ganzer, eine Pflicht, die Menschheit zu erhalten. Dies sei in der Form eines kategorischen Imperativs zu denken, als »eine unbedingte Pflicht der Menschheit zum Dasein« (2). Siehe Ethik/Jonas
.
Brocker I 615
Intuitionismus/Jonas/Brocker: Jonas argumentiert intuitionistisch: Der Säugling dient ihm als Beispiel für die »Selbstbejahung des Seins« (3). Der Anblick eines hilflosen Babys reiche aus, um unmittelbar die Erkenntnis einer Pflicht zur Sorge und Hege ihm gegenüber zu vermitteln. Dies ist für Jonas ein „ontisches Paradigma“: die Koinzidenz von Sein und Wert. (4) Siehe Sein/Jonas, Ethik/Jonas, Existenz/Jonas.
Brocker I 616
WernerVsJonas: das Beispiel des Säuglings ist nicht kulturinvariant. (5) Bsp In Sparta löste ein Säugling kein allgemeines Verantwortungsgefühl aus.
Problem/BrockerVsJonas: zukünftige Generationen, also noch nicht Geborene, können gerade nicht auf dieselbe Weise an unsere Verpflichtung appellieren, wie der Säugling in Jonas‘ Beispiel.
VsJonas: letztlich verstößt dann auch ein kinderlos bleibender Mensch nach Jonas gegen universelle Pflichten, da er den Erhalt der Menschheit nicht gewährleistet.
VsJonas: wo wäre die Grenze zu ziehen, wenn man den Wert eines zu erhaltenden Guts bestimmen wollte? Bei Insekten? Bei Bakterien? Bei Krebszellen?


1. Hans Jonas, Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation, Frankfurt/M. 1979, S. 84
2. Ebenda S. 80
3. Ebenda S. 234-242.
4. Ebenda S. 235.
5. Micha H. Werner, „Dimensionen der Verantwortung. Ein Werkstattbericht zur Zukunftsethik von Hans Jonas“. In: Dietrich Böhler (Hg.) ethik für die Zukunft. Im Diskurs mit Hans Jonas, München, 1994, S. 303-338.


Manfred Brocker, „Hans Jonas, Das Prinzip Verantwortung“ in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Jonas I
Hans Jonas
Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation Frankfurt 1979

Brocker I
Manfred Brocker
Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018

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