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Konsistenz, Philosophie, Logik: Widerspruchsfreiheit. Innerhalb eines Systems kann Widerspruchsfreiheit eventuell bewiesen werden, nicht jedoch über die Grenzen dieses Systems hinaus, da die Verwendung der Symbole und die Menge möglicher Gegenstände nur für dieses System festgelegt sind.
Innerhalb der Mathematik und nur dort gilt, dass die mathematischen Objekte, von denen in widerspruchsfreien Formeln die Rede ist, existieren (Hilbert, Über das Unendliche, 1926). Siehe auch Falsifikation, Verifikation, Existenz, Wohlgeformtheit.


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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Walter Mischel über Konsistenz – Lexikon der Argumente

Corr I 46
Konsistenz/Situationen/Persönlichkeit/Mischel/Asendorpf: Die erste große Studie ((s), um die Konsistenz des Verhaltens von Personen in verschiedenen Situationen zu testen) wurde von Hartshorne und May (1928)(1) durchgeführt, die acht Tests und Beobachtungseinstellungen entwarfen, um interindividuelle Unterschiede im ehrlichen Verhalten von mehr als 800 Schülern zu beobachten. Die situative Konsistenz zwischen zwei solchen Situationen war nur .19, was viel niedriger war als die Stabilität des erneuten Tests in Situationen. Dieses Problem wurde einige Zeit lang diskutiert, blieb aber ungelöst und fast vergessen, bis Mischel (1968)(2) diese Konsistenzdebatte durch empirischere Beweise belebte und eine "magische Grenze" von .30 für das, was er die "situative Konsistenz des Verhaltens" nannte, vorschlug. Seine Schlussfolgerung war, dass Charakterzüge nur im Auge der Beobachter existieren, aber keine Realität haben, weil das Verhalten so stark situationsabhängig ist.
>Charakterzüge/Psychologische Theorien
, >Situationen/Psychologische Theorien.

1. Hartshorne, H. and May, M. A. 1928. Studies in the nature of character, vol. 1, Studies in deceit. New York: MacMillan
2. Mischel, W. 1968. Personality and assessment. New York: Wiley

Jens B. Asendorpf, “Personality: Traits and situations”, in: Corr, Ph. J. & Matthews, G. (eds.) 2009. The Cambridge Handbook of Personality Psychology. New York: Cambridge University Press.

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Corr II 106
Konsistenz/Mischel/Fleeson/Noftle/Eysenck, M.W.: Fleeson and Noftle (2008)(1) argumentierten, dass wir potenziell 36 Begriffe der Konsistenz identifizieren können. Beispielsweise können wir Verhaltenskonsistenz über Zeit, Situationsinhalte oder Verhaltensinhalte hinweg bewerten. Konsistenzmessungen können die Korrelation zweier einzelner Verhaltensweisen oder Verhaltensaggregate umfassen. Darüber hinaus können wir zwischen absoluter Konsistenz (d.h. dem Ausmaß, in dem das Verhalten jedes Individuums in allen Situationen gleich ist) und relativer Konsistenz (d.h. dem Ausmaß, in dem das Verhalten jedes Individuums im Verhältnis zu anderen Individuen in allen Situationen gleich bleibt) unterscheiden.
II 109
Mischel (1968)(2) [argumentierte, dass] Individuen typischerweise weitaus weniger Verhaltenskonsistenz in verschiedenen Situationen zeigen, als aus dem Charakterzug-Ansatz vorhergesagt würde.
II 110
VsMischel: (...) Mischel (1968)(2) versäumte es, Konsistenzfeststellungen in der Literatur zu Charakterzügen im Kontext der Psychologie allgemein zu betrachten. Meyer et al. (2001)(3) betrachteten zahlreiche Befunde aus vielen Bereichen der Psychologie. Das typische Ergebnis war, dass die Größe des modalen Effekts, ausgedrückt als Korrelation, für die Psychologie insgesamt zwischen +.10 und +.40 lag. (...) Mischel (1968)(2) [übertrieb] [auch] den Wert einer hohen Konsistenz zwischen, sagen wir, einem Persönlichkeitsmaß und einem Verhaltensmaß, minimierte aber die Art des vorhergesagten Verhaltensergebnisses. Im Gegensatz dazu hat sich gezeigt, dass wichtige Charakterzüge eine breitgefächerte Anwendbarkeit auf wichtige Ergebnisse der realen Welt haben, auch wenn die Konsistenz oder Vorhersagbarkeit nur mäßig war. [Darüber hinaus] argumentierte Mischel, dass Personen sehr
II 111
begrenzte situationsübergreifende Konsistenz zeigten, welche auf der Grundlage von Studien basierten, die die Konsistenz meist durch Korrelation einzelner Verhaltensweisen in verschiedenen Situationen bewertet hatten. Dieser Ansatz hat den Nachteil, dass es zu erheblichen Messfehlern kommen kann, wenn der Schwerpunkt auf einzelne Verhaltensweisen gelegt wird (Epstein, 1977)(4). Zu kritisieren ist schließlich Mischels (1968) vorherrschende Betonung von Persönlichkeits- und Situationsfaktoren als unabhängige Faktoren, die das Verhalten beeinflussen. Die vier von Mischel weitgehend oder vollständig ignorierten Einflüsse sind:
(1) Einfluss von persönlichen Faktoren (z.B. Persönlichkeit) auf die Situation;
(2) Einfluss des Verhaltens auf die persönlichen Faktoren (z.B. Persönlichkeit);
(3) Einfluss des Verhaltens auf die Situation; und
(4) Einfluss der Situation auf persönliche Faktoren (z.B. Persönlichkeit).
Von größter Bedeutung ist hier die Vorstellung, dass die Situationen, für die sich der Einzelne entscheidet, zum Teil durch seine Persönlichkeit bestimmt werden. In den meisten Forschungsarbeiten bestimmt der Experimentator die Situationen, in denen sich die Teilnehmer befinden. Diese sind dann nicht in der Lage, die Situation zu ändern oder zu kontrollieren. Bei solchen Forschungen ist es unmöglich, den Einfluss der Persönlichkeit auf die Situationswahl nachzuweisen.

1. Fleeson, W., & Noftle, E. E. (2008). Where does personality have its influence? A supermatrix of consistency concepts. Journal of Personality, 76, 1355–1385.
2. Mischel, W. (1968). Personality and assessment. London: Wiley.
3. Meyer, G. J., Finn, S. E., Eyde, L. D., Kay, G. G., Moreland, K. L., Dies, R. R., et al. (2001). Psychological testing and psychological assessment. American Psychologist, 56, 128–165.
4. Epstein, S. (1977). Traits are alive and well. In D. Magnusson & N. S. Endler (Eds.), Personality at the crossroads: Current issues in interactional psychology. Hillsdale, NJ: Erlbaum.

Eysenck, Michael W.: “The Challenge to Trait Theory Revisiting Mischel (1968)”, In: Philip J. Corr (Ed.) 2018. Personality and Individual Differences. Revisiting the classical studies. Singapore, Washington DC, Melbourne: Sage, p.p 101-114.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Mischel, Walter

Corr I
Philip J. Corr
Gerald Matthews
The Cambridge Handbook of Personality Psychology New York 2009

Corr II
Philip J. Corr (Ed.)
Personality and Individual Differences - Revisiting the classical studies Singapore, Washington DC, Melbourne 2018

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