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Bindungstheorie: Die von John Bowlby entwickelte Bindungstheorie untersucht die emotionalen Bindungen, die zwischen Säuglingen und ihren Bezugspersonen entstehen. Sie unterstreicht die Auswirkungen der frühen Bindungen auf die spätere soziale und emotionale Entwicklung. Sichere Bindungen bilden die Grundlage für gesunde Beziehungen, während unsichere Bindungen zu Schwierigkeiten bei zwischenmenschlichen Beziehungen und der Gefühlsregulation führen können. Siehe auch J. Bowlby, Mary Ainsworth, Emotionale Bindung.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Kulturpsychologie über Bindungstheorie - Lexikon der Argumente

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Bindungstheorie/Kulturpsychologie/Upton: Interkulturelle Forschung hat Unterschiede in der Klassifizierung von Beziehungen auch in westlichen Kulturen aufgezeigt (van Ijzendoorn und Kroonenberg, 1988)(1).
>Fremde Situation/Bindungstheorie.

Verhältnis von sicheren (%)/ unsicher-vermeidenden (%) / unsicher-ambivalenten (%) - Bindungsmustern:
Vereinigte Saaten: 65 - 21 - 14
Deutschland: 57 - 35 - 8
Japan: 68 - 26 - 27
Großbritannien: 75 - 22 - 3(1)
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In jedem Land wird jedoch die Mehrheit der Bindungen als sicher eingestuft, was in anderen Studien (z.B. Thompson, 2006)(2) nachgewiesen wurde. Dies wird oft als Beweis dafür angesehen, dass die Bedeutung von Bindungsbeziehungen universell ist, und kulturelle Unterschiede veranschaulichen lediglich, wie unterschiedliche Betreuungsmuster zu unterschiedlichen Prozentsätzen von sicheren und unsicheren Bindungen führen.
Sichere/unsichere Bindungen/Interpretation: Eine weitere Interpretation dieser Daten ist, dass das, was als sichere oder unsichere Bindungen gilt, je nach Kultur unterschiedlich ist.
Japan: In Japan zum Beispiel reagieren Mütter anders auf ihre Babys als westliche Mütter (Rothbaum et al., 2000)(3). Japanische Mütter haben in der Regel viel engeren Kontakt zu ihren Säuglingen und bemühen sich, die Bedürfnisse ihrer Kinder vorauszuahnen, anstatt auf die Schreie ihrer Säuglinge zu reagieren, wie es westliche Mütter tun. Soziale Routinen und unabhängige Erkundungen werden weniger betont als im Westen.
VsAinsworth: Die Fremde Situation wurde kritisiert, weil sie in ihrem Ansatz und ihren Annahmen ethnozentrisch ist, da sie die
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Vielfalt der sozialisierenden Kontexte, die in der Welt existieren, nicht berücksichtigt. Kulturelle Werte beeinflussen die Natur und beeinflussen die Art der Bindung. (Cole und Tan, 2007)(4).
Afrika: In Nigeria zum Beispiel werden Hausa-Kinder traditionell von der Großmutter und den Geschwistern sowie der Mutter betreut und neigen dazu, Bindungen zu einer großen Anzahl von Betreuern aufzubauen (Harkness and Super, 1995)(5).
Westliche Länder: In den westlichen Kulturen verbringen immer mehr Kinder Zeit damit, von jemand anderem als der Mutter betreut zu werden - entweder bei Verwandten oder in der Tagespflege (Hochschild und Machong, 1989)(6). Könnte dies ihre Reaktion auf die Trennung von Müttern beeinflussen? Was sagt das dann über all jene Kinder aus, die als unsicher gebunden eingestuft sind?


1. van Ijzendoorn, M. and Kroonenberg, P. (1988) Cross cultural patterns of attachment: a meta-analysis of the Strange Situation. Child Development, 59: 147—56.
2. Thompson, R.A. (2006) The development of the person, in Eisenberg, N (ed.) Handbook of
Child Psychology, Vol. 3: Social, emotional, and personality development (6th edn). New York:
Wiley.
3. Rothbaum, F, Weisz, J, Pott, M, Miyake, K and Morelli, G (2000) Attachment and culture: security in the United States and Japan. American Psychologist, 55: 1093—1104.
4. Cole, P.M. and Tan, P.Z. (2007) Emotion socialization from a cultural perspective, in Grusec, J.E.
and Hastings, P.D. (eds) Handbook of Socialization. New York: Guilford.
5. Harkness, S and Super, CM (1995) Culture and parenting, in Bornstein, MH (ed.) Handbook of Parenting, Vol. 3. Hillsdale, NJ: Lawrence Erlbaum.
6. Hochschild, A and Machong, A (1989) The Second Shift: Working parents and the revolution at home. New York: Viking Penguin.


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Kulturpsychologie

Upton I
Penney Upton
Developmental Psychology 2011

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