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Diskriminierung: Diskriminierung ist die ungerechte oder vorurteilsbehaftete Behandlung von Menschen und Gruppen aufgrund von Merkmalen wie Rasse, Geschlecht, Alter, Religion, sexueller Ausrichtung oder Behinderung. Siehe auch Rassismus.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Sozialpsychologie über Diskriminierung - Lexikon der Argumente

Haslam I 36
Einstellungen/Psychologische Theorien: Zeitgenössische Sozialpsychologen neigen dazu, Einstellungen als bewertende Dispositionen zu konzeptualisieren (z.B. Eagly und Chaiken, 1993)(1), und diese Konzeptualisierung hat die Art und Weise, wie Einstellungen gemessen werden, vorangetrieben und wird dies auch weiterhin tun.
>Einstellung und Verhalten/Psychologische Theorien.
Problem: Mündlich geäußerte Einstellungen sind möglicherweise keine genaue Darstellung der echten Gefühle der Menschen. Die empfohlene Lösung besteht darin, zu versuchen, implizite Einstellungen zu messen. Im Gegensatz zu expliziten Einstellungen, wie sie von Individuen bewusst wahrgenommen werden und die durch die Aufforderung an Individuen bewertet werden, ihre Einstellungen in einem Fragebogen offen zum Ausdruck zu bringen, wird davon ausgegangen, dass implizite Einstellungen automatisch als Reaktion auf ein Einstellungsobjekt aktiviert werden und das Verhalten leiten, es sei denn, sie werden von kontrollierten Prozessen überschrieben. Mit anderen Worten, implizite Einstellungen existieren außerhalb des bewussten Bewusstseins oder außerhalb der bewussten Kontrolle.
Lösung: Indirekte Messungen wie der Implizite Assoziationstest (IAT; Greenwald et al., 1998)(2) und das evaluative Priming (Fazio et al., 1995)(3) basieren auf Reaktionszeiten zur Messung evaluativer Vorurteile in Bezug auf verschiedene Einstellungsobjekte. Diese Maßnahmen beruhen auf der Idee, dass die Exposition gegenüber einem Begriff oder Stimulus (z.B. ein Bild von Mitgliedern der eigenen Rassengruppe) Begriffe im Gedächtnis aktiviert (z.B. ein Gefühl, dass Mitglieder meiner Gruppe generell positiv sind) und dann eine positive Reaktion auf verwandte Begriffe ermöglicht (z.B. ein positives Wort wie "gut"), während gleichzeitig die Reaktion auf nicht verwandte Begriffe gehemmt wird (z.B. Hemmung eines negativen Wortes wie "schlecht").
Haslam I 37
(...) Die Unterscheidung zwischen impliziten und expliziten Einstellungen wirft interessante Fragen über die Beziehung zwischen diesen Konstrukten auf. Zapfen implizite und explizite Einstellungen unterschiedliche Begriffe an, so dass Menschen gegensätzliche implizite und explizite Einstellungen gegenüber demselben Einstellungsobjekt (z.B. wie von Devine, 1989)(4) halten können? Oder spiegeln implizite und explizite Einstellungen eine einzige zugrunde liegende Bewertung wider, so dass der einzige Unterschied zwischen ihnen darin besteht, inwieweit sie von bewussten Prozessen betroffen sind (z.B. Fazio, 2001)(5)?
(...) Überprüfungen der Beziehungen zwischen impliziten und expliziten Einstellungen haben typischerweise nur geringe Korrelationen ergeben (z.B. r = .24; Hoffman et al., 2005)(6). Es gibt jedoch erhebliche Variationen in der Stärke dieser Beziehung (mit einigen rs > .40 und anderen < .10), die darauf hindeuten, dass zusätzliche Faktoren, wie der Wunsch, das Selbst positiv darzustellen, und die Stärke der eigenen Einstellungen, wichtig sind (Nosek, 2005)(7).
Ausdruck von Einstellungen: "Verbale Ausdrucksformen der Vorliebe unterliegen sozialen Wünschbarkeiten..., physiologische Reaktionen können Erregung oder andere Reaktionen anstelle von Bewertung widerspiegeln.... und Reaktionslatenzen können nicht auf persönliche Einstellungen, sondern auf kulturelle Stereotypen hinweisen." (Ajzen und Gilbert Cote 2008(8): S. 289)
Haslam I 38
(...) andere Forschungen weisen auf die Bedeutung der Zugänglichkeit von Einstellungen hin (d.h. das Ausmaß, in dem eine Haltung häufig aufgerufen oder zum Ausdruck gebracht wird; Fazio, 1990)(9) und der sozialen Identität (d.h. das Ausmaß, in dem eine Haltung mit einer herausragenden Gruppenzugehörigkeit verbunden ist; Terry und Hogg, 1996)(10).
Messen von Einstellungen: (...) Es gibt heute eine weit verbreitete Verwendung von Aufgaben, wie z.B. das IAT (siehe oben), um implizite Einstellungen zu messen. Doch genau wie Wicker (1969) in seiner Rezension der Literatur über explizite Einstellungen ist es wichtig zu fragen, ob implizite Einstellungen tatsächlich das Verhalten vorhersagen, und, wenn ja, sagen sie es besser vorher als explizite Einstellungen? Siehe die Rezension von Greenwald et al. (2009)(11).

1. Eagly, A.H. and Chaiken, S. (1993) The Psychology of Attitudes. Belmont, CA: Thomson.
2. Greenwald, A.G., McGhee, D.E. and Schwartz, J.L.K. (1998) ‘Measuring individual differences in implicit cognition: The implicit association test’, Journal of Personality and Social Psychology, 74: 1464–80.
3. Fazio, R.H., Jackson, J.R., Dunton, B.C. and Williams, C.J. (1995) ‘Variability in automatic activation as an unobtrusive measure of racial attitudes: A bona fide pipeline’, Journal of Personality and Social Psychology, 69: 1013–27.
4. Devine, P.G. (1989) ‘Stereotypes and prejudice: Their automatic and controlled components’, Journal of Personality and Social Psychology, 63: 754–65.
5. Fazio, R.H. (2001) ‘On the automatic activation of associated evaluations: An overview’, Cognition and Emotion, 15: 115–41.
6. Hofmann, W., Gawronski, B., Gschwendner, T., Le, H. and Schmitt, M. (2005) ‘A meta-analysis on the correlation between the Implicit Association Test and explicit self-report measures’, Personality and Social Psychology Bulletin, 31: 1369–85.
7. Nosek, B.A. (2005) ‘Moderators of the relationship between implicit and explicit evaluation’, Journal of Experimental Psychology: General, 134: 565–84.
8. Ajzen, I. and Gilbert Cote, N. (2008) ‘Attitudes and the prediction of behaviour’, in W.D. Crano and R. Prislin (eds), Attitudes and Attitude Change. London: Psychology Press. pp. 289–311.
9. Fazio, R.H. (1990) ‘Multiple processes by which attitudes guide behaviour: The MODE model as an integrative framework’, in M.P. Zanna (ed.), Advances in Experimental Social Psychology, Vol. 23. San Diego, CA: Academic Press. pp. 75–109.
10. Terry, D.J. and Hogg, M.A. (1996) ‘Group norms and the attitude–behaviour relationship: A role for group identification’, Personality and Social Psychology Bulletin, 22: 776–93.
11. Greenwald, A.G., Poehlman, A.T., Uhlmann, E.L. and Banaji, M.R. (2009) ‘Understanding and using the Implicit Association Test: III. Meta-analysis of predictive validity’, Journal of Personality and Social Psychology, 97: 17–41.


Joanne R. Smith and Deborah J. Terry, “Attitudes and Behavior. Revisiting LaPiere’s hospitality study”, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic Studies. London: Sage Publications

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Parisi I 132
Diskriminierung/Sozialpsychologie/Nadler/Mueller: (...) Die Rechtsprechung zur Diskriminierung behandelt Stereotype als bewusst gehaltene Überzeugungen, was darauf hindeutet, dass ein ehrlicher Arbeitgeber, der eine diskriminierende Entscheidung erklärt, das voreingenommene Motiv in die Gründe für die Entscheidung einbeziehen würde. Diskriminierende Entscheidungen bei der Einstellung werden jedoch häufig von impliziten Vorurteilen bestimmt (Rooth, 2010(1); Rudman und Glick, 2001(2)). Die unbewusste Natur dieser Voreingenommenheit macht sie für den voreingenommenen Arbeitgeber unsichtbar, so dass er oder sie ehrlicherweise behaupten kann, dass eine diskriminierende Einstellungsentscheidung
Parisi I 133
ausschließlich auf legitimen Faktoren beruhte, wodurch der Arbeitgeber vor der Haftung geschützt wird. Belege aus der Praxis und aus dem Labor unterstützen die Vorstellung, dass implizite Vorurteile organisatorische Entscheidungen beeinflussen. In einer Studie wurden zum Beispiel Bewerber mit afroamerikanischen Namen seltener zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen als Bewerber mit weißen Namen (Bertrand, Mullainathan und Shafir, 2004)(3).
Gleiche Behandlung: Erfolgreiche Frauen, die in traditionell männlichen Domänen arbeiten (z.B. Geschäftsführerin einer Flugzeugfirma), wurden im Vergleich zu Männern in derselben Position benachteiligt (Heilman et al., 2004)(4).

1. Rooth, D.-O. (2010). "Automatic Associations and Discrimination in Hiring: Real World Evidence." Labour Economics 17(3): 523-534. doi:10.1016/j.1abeco.2009.04.005.
2. Rudman, L. A. and P. Glick (2001). "Prescriptive Gender Stereotypes and Backlash Toward Agentic Women.“ Journal of Social Issues 57(4): 743-762.
3. Bertrand, M., S. Mullainathan, and E. Shafir (2004). "A Behavioral-Economics View of Poverty." American Economic Review 94(2): 419-423.
4. Heilman, M. E., A. S. Wallen, D. Fuchs, and M. M. Tamkins (2004). "Penalties for Success: Reactions to Women Who Succeed at Male Gender-Typed Tasks." Journal of Applied Psychology 89(3): 416-427. doi:10.103 7/0021-9010.89.3.416.


Nadler, Janice and Pam A. Mueller. „Social Psychology and the Law“. In: Parisi, Francesco (Hrsg.) (2017). The Oxford Handbook of Law and Economics. Bd. 1: Methodology and Concepts. NY: Oxford University Press


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Sozialpsychologie

Haslam I
S. Alexander Haslam
Joanne R. Smith
Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017

Parisi I
Francesco Parisi (Ed)
The Oxford Handbook of Law and Economics: Volume 1: Methodology and Concepts New York 2017

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