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Gavagai: Phantasiewort aus einem Gedankenexperiment von W.V.O. Quine, bei dem es darum geht, dass ein Ausdruck (oder ein Fragment) einer völlig fremden Sprache nicht eindeutig übersetzbar ist in eine bekannte Sprache, weil nicht bestimmbar ist, worauf sich der Ausdruck der fremden Sprache bezieht. Selbst das Zeigen auf einen Gegenstand schafft keine Eindeutigkeit, da z.B. nur ein Teil oder eine Eigenschaft des Gegenstands gemeint sein kann. Siehe auch Übersetzung, Übersetzungsunbestimmtheit, Übersetzungshandbuch, Analytische Hypothese, Unbestimmtheit, Referenz, Bedeutung, Ostension, Hinweisende Definition._____________Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente. | |||
Autor | Begriff | Zusammenfassung/Zitate | Quellen |
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W.V.O. Quine über Gavagai – Lexikon der Argumente
I 59ff Gavagai: die Gesamtheit der Sätze lässt sich permutieren, so dass verbales Verhalten bleibt, aber die Korrelation verschwindet. Übersetzungshandbücher können intern stimmig und untereinander unverträglich sein. I 67 Reiz: Gavagai: Es geht um Reize, nicht um Kaninchen! Die Überprüfung erfolgt durch die Gemeinschaft. >Reize/Quine. IV 425 GavagaiVsEtiketten-Mythos. >Mythos vom Museum. V 119 Referenz/Gavagai/Quine: Problem: wir wissen nicht, ob das Kind, das "rot" zustimmt, auf rot referiert. Rot: kann ein allgemeiner Term für die Menge der roten Oberfläche sein oder ein allgemeiner Term für jeden sichtbaren Farbfleck, aber nicht für die Teile von Farbflecken. Das erlaubt keine Abstraktion. Es ist kein Problem, zu erkennen, dass auf die bloße Anwesenheit von rot referiert wird. Verschiedene Übersetzungshandbücher führen zu verschiedenen Übersetzungen. >Satzbedeutung/Quine. VI 73 Gavagai/Quine: gerade die Übersetzungsunbestimmtheit sollte damit nicht gezeigt werden, denn die Übersetzung mit "Schau, ein Kaninchen" ist ja bestens gesichert. Sondern worum es ging war, dass die Referenz durch die Übersetzung nicht festgelegt ist! Weil "Gavagai" ein ganzer Satz ist, gab es hier keine Kompensierungsmöglichkeit. Referenz/Erklärung: der Bezug wird durch Zitattilgung erklärt + "Kaninchen" bezieht sich auf Kaninchen. XII 18 Gavagai/Quine: Gavagai muss Unterschiede wie "Dort ist ein Hase" und "Schau, ein Hase" vernachlässigen. Es kann kein einzelner Term zugeschrieben werden, sondern nur ein ganzer Satz, in dem "Hase" vorkommt. Keine Vergegenständlichung unterstellen. Auch wenn die Anwesenheit von Hasen die Äußerungsbedingung ist, könnten es immer noch zeitliche Stadien oder Hasenteile sein. Es ist nicht hinreichend zu fragen, ob "ein X anwesend" ist. Lösung ist "dasselbe x". Äußerungsbedingungen sind nicht hinreichend, um zu wissen, ob der Fremde einen Gegenstand meint. Lösung: A-u-B ist wenigstens eine Bestätigung für ganze Sätze. XII 47 Gavagai/Quine: Problem: ein ganzer Hase ist gegeben, genau dann, wenn ein nicht-abgetrennter Teil oder ein zeitliches Stadium gegeben ist. XII 48 Gavagai/Farbe/Farbwort/allg Term/Massenterm/Quine: der große Unterschied zwischen "Hase" und "Sepia" liegt darin, dass "Sepia" ein Massenterm ist wie "Wasser", "Hase" ist dagegen ein Term mit gestückeltem Bezug. Daher kann man ihn nicht ohne Individuationsprinzip beherrschen. Man muss wissen, wo ein Hase aufhört und wo ein anderer anfängt. Das geht nicht durch Zeigen (Ostension): wo hört ein Gavagai auf und wo fängt ein anderer an? Es ist unlösbar. - ((s) Weil Gavagai kein Massenterm ist, ist das wichtig.) - Pointe: wenn man den Teil des Universums nimmt, der aus Hasen besteht, ist er identisch mit dem Teil, der aus unabgetrennten Hasenteilen besteht und mit dem, der aus zeitlichen Stadien von Hasen besteht. Der einzige Unterschied ist, wie man ihn zerlegt. Das kann die Ostension nicht lehren. Das Zeigen auf das Ganze ist immer auch Zeigen auf einen Teil und umgekehrt. XII 50 Übersetzungshandbuch: bietet keine Lösung: Problem: Stadium/Teil/Hase: vielleicht fragen wir in der fremden Sprache statt "Ist es derselbe?" immer "Gehören die zusammen?" ohne es zu wissen. >Übersetzungshandbuch/Quine. XII 51 Gavagai/Quine: behavioristisches Kriterium: einen beständigen, relativ homogenen Gegenstand vor einem Hintergrund wird man wahrscheinlich mit einem relativ kurzen Ausdruck bezeichnen, aber der fremden Sprache ist das bloß aufgezwungen. (Dennoch eine vernünftige Hypothese). XII 52 Gavagai/Muttersprache/Teil/ganzes/Zeitstadium/Quine: innerhalb unserer eigenen Sprache können wir zwischen einem ganzen Hasen, Hasenteilen und Hasenstadien unterscheiden, weil der Apparat der Individuation (Plural, Pronomen, Identität, Quantifikation usw.) festgelegt ist. Bei der Übersetzung aus einer anderen Sprache unterliegt dieser selbst der Unbestimmtheit XII 53ff Gavagai/Japanisch/Klassifikator/Quine: 1. Zahlwort "5", 2. Tier-Klassifikator, 3. "Ochse". Die Erklärung A besagt: dekliniertes Zahlwort des genus "Tier" (Ochse: individuativer Term, steht hier für alle Rinder). Die Erklärung B: 3. Das Wort ist hier Massenterm "Vieh" (hier z.B. nur Rinder). - Japanisch: in beiden Fällen "fünf Rinder". Deutsch: beides ist eine gleich gute Übersetzung. Beide passen beide zum Sprachverhalten. Die Referenz (Extension) ist verschieden! >Massentermini/Quine._____________ Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der ArgumenteDer Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente. |
Quine I W.V.O. Quine Wort und Gegenstand Stuttgart 1980 Quine II W.V.O. Quine Theorien und Dinge Frankfurt 1985 Quine III W.V.O. Quine Grundzüge der Logik Frankfurt 1978 Quine V W.V.O. Quine Die Wurzeln der Referenz Frankfurt 1989 Quine VI W.V.O. Quine Unterwegs zur Wahrheit Paderborn 1995 Quine VII W.V.O. Quine From a logical point of view Cambridge, Mass. 1953 Quine VII (a) W. V. A. Quine On what there is In From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953 Quine VII (b) W. V. A. Quine Two dogmas of empiricism In From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953 Quine VII (c) W. V. A. Quine The problem of meaning in linguistics In From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953 Quine VII (d) W. V. A. Quine Identity, ostension and hypostasis In From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953 Quine VII (e) W. V. A. Quine New foundations for mathematical logic In From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953 Quine VII (f) W. V. A. Quine Logic and the reification of universals In From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953 Quine VII (g) W. V. A. Quine Notes on the theory of reference In From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953 Quine VII (h) W. V. A. Quine Reference and modality In From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953 Quine VII (i) W. V. A. Quine Meaning and existential inference In From a Logical Point of View, Cambridge, MA 1953 Quine VIII W.V.O. Quine Bezeichnung und Referenz In Zur Philosophie der idealen Sprache, J. Sinnreich (Hg) München 1982 Quine IX W.V.O. Quine Mengenlehre und ihre Logik Wiesbaden 1967 Quine X W.V.O. Quine Philosophie der Logik Bamberg 2005 Quine XII W.V.O. Quine Ontologische Relativität Frankfurt 2003 Quine XIII Willard Van Orman Quine Quiddities Cambridge/London 1987 |