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Vorurteil: Ein Vorurteil ist eine vorgeformte Meinung oder Einstellung, die nicht auf Vernunft oder Beweisen beruht. Vorurteile können durch persönliche Erfahrung, kulturelle Einflüsse oder mangelndes Verständnis verursacht werden. Siehe auch Handlungen, Rationalität, Vernunft, Beweise, Verstehen, Kulturelle Überlieferung.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

R. Descartes über Vorurteile – Lexikon der Argumente

Gadamer I 282
Vorurteil/Descartes/Gadamer: Was (...) die Einteilung der Vorurteile in solche der Autorität und der Übereilung betrifft, so liegt dieser Einteilung offenbar die Grundvoraussetzung der Aufklärung zugrunde, der zufolge ein methodisch disziplinierter Gebrauch der Vernunft vor jeglichem Irrtum zu
bewahren vermag. Das war Descartes' Idee der Methode. >Methode
.
Übereilung ist die eigentliche Fehlerquelle, die beim Gebrauch der eigenen Vernunft zum Irrtum führt.
Autorität dagegen ist schuld, dass man seine Vernunft überhaupt nicht gebraucht. Der Einteilung liegt also ein ausschließender Gegensatz von Autorität und Vernunft zugrunde. Die falsche Voreingenommenheit für das Alte, für die Autoritäten, ist das an sich Bekämpfungswürdige.
Gadamer I 283
Gadamer: Es kann jedoch kein Zweifel sein, dass die wirkliche Konsequenz der Aufklärung eine andere ist: die Unterwerfung aller Autorität unter die Vernunft. Entsprechend ist das Vorurteil aus Voreiligkeit so zu verstehen, wie Descartes meinte, nämlich als die Quelle allen Irrtums beim Gebrauch der Vernunft.
Dazu passt, daß die alte Einteilung nach dem Siege der Aufklärung, als die Hermeneutik von allen dogmatischen Bindungen freigesetzt wird, in verändertem Sinne wiederkehrt. So lesen wir bei Schleiermacher, dass er als Ursachen des Missverstehens Befangenheit und Übereilung unterscheidet(1). Er setzt die dauernden Vorurteile aus Befangenheit neben die momentanen Fehlurteile aus Übereilung. >Aufklärung.


1. Schleiermacher Werke I, 7, S. 31

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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