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Vorurteil: Ein Vorurteil ist eine vorgeformte Meinung oder Einstellung, die nicht auf Vernunft oder Beweisen beruht. Vorurteile können durch persönliche Erfahrung, kulturelle Einflüsse oder mangelndes Verständnis verursacht werden. Siehe auch Handlungen, Rationalität, Vernunft, Beweise, Verstehen, Kulturelle Überlieferung.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Baruch Spinoza über Vorurteile – Lexikon der Argumente

Höffe I 233
Vorurteile/Spinoza/Höffe: Den öffentlichen Gewalten räumt [Spinoza] das Recht ein, allgemein verbindliche Beschlüsse zu erlassen, hinsichtlich der persönlichen Lebensführung erkennt er aber einen zur Philosophie alternativen Zugang zum Glück (beatitudo) bzw. Heil (salus) an.
Höffe I 234
Es genügt (...) die moralische Gewissheit der biblischen Propheten(2), für die es wiederum keiner gelehrten Auslegung bedarf.
>Bibel/Spinoza
, >Bibelkritik/Spinoza.
Um diese schlichte Einsicht zu erlangen, muss man sich allerdings der mühevollen Aufgabe unterziehen, theologische und politische Vorurteile zu überwinden. Im umfangreicheren ersten Teil, den Kapiteln 1—15 des Theologisch- politischen Traktats(1), erkennt Spinoza «weder ein übernatürliches Licht» noch «eine äußere Autorität» an.
Er lehnt jede Expertokratie des Glaubens- bzw. Heilswissens ab, sodass jeder unvoreingenommene Leser, ohne ein Bibelgelehrter oder Philosoph zu sein, die Schrift sachgerecht verstehen kann und dann zur Einsicht gelangt, dass die Bibel letztlich nichts anderes lehrt als das, was schon die bloße Vernunft einsieht: Um glücklich bzw. selig zu werden, braucht man nur Gerechtigkeit und Nächstenliebe zu üben.
SpinozaVsOrthodoxie: Inhaltlich besteht nach Spinoza das größte theologische Vorurteil in der
Ansicht, jede Abweichung von der kirchlichen Orthodoxie sei ein Verbrechen, das die weltliche Obrigkeit zu ahnden habe. Nach Spinoza hingegen sind Prophetie mitsamt der Frömmigkeit einerseits und die natürliche Vernunft andererseits, also Theologie und Philosophie, zwei getrennte, aber koexistenzfähige Bereiche (...).
>Theologie/Spinoza.
Höffe I 236
Mit der Überwindung der theologischen und politischen Vorurteile verfolgt Spinoza zwei Ziele. Er will den damals lebensgefährlichen Vorwurf des Atheismus abwehren, vor allem aber «die Freiheit zu philosophieren» gegen die beiden damals mächtigsten Instanzen, die Religionsgemeinschaft und den Staat, verteidigen.
>Religion, >Freiheit, >Gemeinschaft, >Staat.


1. Spinoza, Tractatus politicus, Kap 2.
2. Spinoza, Tractatus theologico-politicus, Kap 1-15

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Spinoza I
B. Spinoza
Spinoza: Complete Works Indianapolis 2002

Höffe I
Otfried Höffe
Geschichte des politischen Denkens München 2016

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