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Prinzip der Nachsichtigkeit: Forderung von Neil L. Wilson (Wilson, "Substances without Substrata". The Review of Metaphysics. 12 (4) 521–539), bei der Interpretation von Äußerungen anderer Personen diesen Personen Rationalität, d.h. schlüssiges, kohärentes und wahrhaftiges Verhalten zu unterstellen. Das Prinzip wurde von D. Davidson (Davidson, On the Very Idea of a Conceptual Scheme". Inquiries into Truth and Interpretation. Oxford 1974) aufgegriffen und weiterentwickelt.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Jerry Fodor über Nachsicht, Prinzip der – Lexikon der Argumente

IV 79
Transzendental/Argument/Davidson/Fodor/Lepore: Davidsons transzendentales Argument für das Prinzip der Nachsicht hat diese Form: Wenn wir nicht annehmen, dass der Sprecher das meiste zu recht glaubt, dann ist Spracherwerb durch Radikale Interpretation (RI) unmöglich.
IV 80
Spracherwerb ist aber möglich, also muss angenommen werden, dass die meisten Überzeugungen des Sprechers wahr sind. >Überzeugungen/Davidson
.
Fodor/LeporeVsDavidson: Es gibt keinen klaren Grund, die zweite Prämisse (dass Radikale Interpretation möglich ist) zu glauben. Daher schlägt das transzendentale Argument fehl.
IV 95f
Prinzip der Nachsicht/Davidson/Fodor/Lepore: Das Prinzip der Nachsicht ist gar nicht notwendig. Dass eine Interpretation, die mehr Sätze wahr macht, einer anderen Interpretation vorzuziehen ist, ist selbst nicht das Prinzip der Nachsicht, sondern vielmehr ein methodisches Prinzip zur Bewertung von Theorien.
IV 99f
Holismus/Bedeutungsholismus/Fodor/Lepore: Das Prinzip der Nachsicht "kauft mehr" als die Kompositionalität bei iterierten Glaubenskontexten. Diese sind nämlich feinkörniger. "Glaubt dass" ist opaker als "ist nomologisch koextensiv mit". Dann erlaubt die Radikale Interpretation (RI) nicht, die meisten Glaubenseinstellungen des Sprechers als wahr anzunehmen. Das Prinzip der Nachsicht kann nicht die Hypothese ausscheiden, dass Sam glaubt, dass Schnee F ist.
Radikale Interpretation/Fodor/Lepore: Die Radikale Interpretation funktioniert nur in nicht-intentionalen Kontexten.
>Semantischer Holismus, >Holismus, >Radikale Interpetation.
IV 109
Prinzip der Nachsicht/Lewis: Das Prinzip der Nachsicht gehört zu unserem Begriff der Person.
IV 160
Nachsicht/Fodor/LeporeVsDavidson: Nachsicht kann nicht vom Allwissenden angewendet werden: Er wird den Irrenden dann immer missinterpretieren, wenn er dessen Sätze als meist wahr (im Licht des Interpreten) annimmt. Er darf also nicht dieselbe Methode anwenden (IV 159/160).
Lösung: Der Allwissende muss meine falschen Überzeugungen als falsch in seinem Licht und die wahren als wahr in seinem Licht konstruieren. Das kann er nur, wenn er auf das Prinzip der Nachsicht verzichtet.
IV 160
Nachsicht/Fodor/Lepore: Nachsicht kann nur zwischen zwei allwissenden Wesen angewendet werden. Es ist ein inkohärenter Begriff, einen Allwissenden Nachsicht üben zu lassen mit einem Irrenden.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

F/L
Jerry Fodor
Ernest Lepore
Holism. A Shoppers Guide Cambridge USA Oxford UK 1992

Fodor I
Jerry Fodor
"Special Sciences (or The Disunity of Science as a Working Hypothesis", Synthese 28 (1974), 97-115
In
Kognitionswissenschaft, Dieter Münch Frankfurt/M. 1992

Fodor II
Jerry Fodor
Jerrold J. Katz
Sprachphilosophie und Sprachwissenschaft
In
Linguistik und Philosophie, G. Grewendorf/G. Meggle Frankfurt/M. 1974/1995

Fodor III
Jerry Fodor
Jerrold J. Katz
The availability of what we say in: Philosophical review, LXXII, 1963, pp.55-71
In
Linguistik und Philosophie, G. Grewendorf/G. Meggle Frankfurt/M. 1974/1995

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