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Prosatz-Theorie, Philosophie: Eine Variante der Wahrheitstheorie, die von D.L. Grover, J. Camp und N. Belnap (A prosentential theory of truth. Philosophical Studies, 27, 73-124,1975) vorgebracht wurde. Anstelle des Wahrheitsprädikats „wahr“ wird ein ganzer Satz „Das ist wahr“ angenommen, durch den ein fraglicher Satz gedanklich ergänzt werden könnte, um seine Wahrheit zu bekräftigen. Der springende Punkt dabei ist, dass auf diese Weise Wahrheit nicht als eine Eigenschaft von Sätzen zugeschrieben wird. Siehe auch Redundanztheorie, Wahrheitstheorie, parataktische Analyse, Deflationismus, Inflationismus, Disquotationalismus.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Robert Brandom über Prosatz-Theorie – Lexikon der Argumente

I 436
Def Prosatz-Theorie der Wahrheit/Grover/Belnap/Kamp/Brandom: Die Prosatztheorie ergibt sich, wenn man "ist wahr" als einen synkategorematischen Teil von Prosätzen behandelt. Analogie zu Pronomina. Der Prosatz hat den gleichen semantischen Gehalt wie sein anaphorischer Vorgänger - erkennt seinen Vorgänger an. - Bsp "Sie blieb stehen". Vorgänger: Maria blieb stehen. Bsp "Für alles, was man sagen kann, gilt: wenn es der Polizist gesagt hat, dann ist es wahr".
Vier Bedingungen für Prosätze (analog zu Pronomina):
1. Sie müssen alle grammatischen Stellen besetzen, (eingebettete und freistehende).
2. Sie sind generisch: jeder Aussagesatz kann Vorgänger eines Prosatzes Bsp "er steht", "er ist F" sein.
3. Sie können quantifikatorisch verwendet werden.
4. Die Klasse der zulässigen Substituenden bestimmt die Signifikanz des Prosatzes.
Die Anapher ist eine Beziehung zwischen Tokenings "Das ist wahr" ist eine Reaktion auf ein Tokening von "Ich bin hungrig" - Bsp "Alles was er sagte ist wahr" ist simpleren Redundanz- und Zitattilgungsansätzen nicht zugänglich. Für Probleme im Zusammenhang mit "Alles was er sagte..." siehe hier.
I 438
pro: Die Prosatztheorie kann komplizierte Sätze erklären: Bsp "Etwas, dass Hans gesagt hat, ist entweder wahr, oder es wurde von Fritz gesagt".
I 441
Prosatz-Theorie/Brandom: bezieht sich auf: Prosatz-bildender Operator - Bsp "Derjenige, auf dem sich Kissinger mit "nahezu drittklassiger Geist" bezog" verstanden als Pronomen, dessen anaphorischer Vorgänger eine bestimmte Äußerung Kissingers ist. - Nominalisierung von Sätzen. - ((s) Statt Kennzeichnung eines Satzes: Name eines Satzes.)


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Bra I
R. Brandom
Expressive Vernunft Frankfurt 2000

Bra II
R. Brandom
Begründen und Begreifen Frankfurt 2001

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