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Wahrheitsdefinition: Versuche, Wahrheit zu definieren, lassen sich in zwei Hauptströmungen ordnen A. Semantische Wahrheitstheorien setzen einen Begriff von Übereinstimmung von verstandenen und interpretierten sprachlichen Äußerungen mit etwas außerhalb des Sprachgebrauchs voraus. Ein Problem ist hierbei, dass Bedeutungsdefinition und Wahrheitsdefinition sich gegenseitig voraussetzen. Siehe hierzu auch Korrespondenztheorie, Kohärenztheorie, Bedeutungstheorie, Deflationismus, Disquotationalismus. B. Pragmatische Wahrheitstheorien berufen sich auf ein mehr oder weniger feststehendes Bild eines gesellschaftlich oder religiös bestimmten Ideals, das es zu verwirklichen gilt. Unwahrheit ist dann so etwas wie die Differenz zwischen einem durch gesellschaftliche Praxis verwirklichten Zustand und dem Bild des Ideals. Siehe auch Pragmatismus, Idealisierung, Ideen.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Alfred Tarski über Wahrheitsdefinition – Lexikon der Argumente

Berka I 403
Wahrheitsdefinition/W-Def/Tarski: Eine Wahrheitsdefinition bei künstlichen Sprachen: ist nicht lösbar, wenn sie Variablen einer beliebig hohen Stufe enthalten.
>Stufen
, >Variablen, vgl. >Typentheorie.
Lösung: Wahrheitsbegriff als undefinierter Grundbegriff - dieser kann in einer "deduktiven Disziplin" eingesetzt werden.(1)
Berka I 477
Wahrheit/W-Def/Sprache/Tarski: Wäre die Sprache endlich, brauchte man nur eine Liste, um das Schema auszufüllen. (2)

1. A.Tarski, „Der Wahrheitsbegriff in den Sprachen der deduktiven Disziplinen“, in: Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Wien, mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse 69 (1932) S. 23-25
2. A.Tarski, Der Wahrheitsbegriff in den formalisierten Sprachen, Commentarii Societatis philosophicae Polonorum. Vol 1, Lemberg 1935
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Horwich I 119
W-Def/Tarski: Tarskis Wahrheitsdefinition hat noch weitere interessante Konsequenzen: wir können damit den semantischen Satz vom Widerspruch und den semantischen Satz vom ausgeschlossenen Dritten beweisen - nicht aber die entsprechenden logischen Sätze, weil diese den Term "wahr" enthalten. (Sie gehören zum Aussagenkalkül).
>Semantik, >Logik, >Ausgeschlossenes Drittes, >Wahrheitsprädikat, >Semantische Geschlossenheit, >Metasprache, >Beweisbarkeit, >Aussagenlogik, >Aussagenkalkül.
Außerdem wird gezeigt, dass Wahrheit niemals mit Beweisbarkeit zusammenfällt - denn es gibt wahre Sätze, die nicht beweisbar sind.(3)

3. A. Tarski, The semantic Conceptions of Truth, Philosophy and Phenomenological Research 4, pp. 341-75
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Skirbekk I 156
Wahrheit/Tarski: Die Wahrheits-Definition erhalten wir einfach aufgrund der Definition von Erfüllung:
Def Erfüllung/Tarski: Erfüllung ist eine Beziehung zwischen einem beliebigen Gegenstand und einer Aussagenfunktionen - ein Gegenstand erfüllt eine Funktion wenn die Funktion eine wahre Aussage wird, wenn die freien Variablen durch den Namen der Gegenstände ersetzen - Schnee erfüllt die Aussagenfunktion "x ist weiß".
>Erfüllung, >Erfüllbarkeit/Tarski, >Erfüllung/Tarski.
Vs: das ist zirkulär, weil "wahr" in der Definition von Erfüllung vorkommt - Lösung: Erfüllung muss selbst rekursiv definiert werden - wenn wir die E haben, bezieht sie sich von selbst auch auf die Aussagen selbst. - Eine Aussage wird entweder von allen Gegenständen erfüllt, oder von keinem.
Skirbekk I 162
Wahrheitsdefinition/Tarski: nicht zirkulär, weil die Bedingungen, unter denen Aussagen der Form "wenn...dann" wahr sind, außerlogisch sind.
Skirbekk I 163
W-Schema/Tarski: richtig:
(T) X ist wahr genau dann, wenn p.
Falsch:
(T") X ist wahr genau dann, wenn p wahr ist.
((s) Vs: hier kommt zweimal »wahr« vor).
Tarski: Verwechslung von Name und Gegenstand) Aussagen und ihren Namen).
((s) p ist die Aussage selbst, nicht die Behauptung ihrer Wahrheit.)
>Redundanztheorie, >Namen, >Beschreibungsebenen, >Stufen.
Skirbekk I 169
Wahrheitsdefinition/Tarski: Der Ausdruck "tatsächlich" kommt nicht vor, weil er nicht den Inhalt betrifft. - Auch keine Behauptbarkeitsbedingungen, weil die Definition nicht erkenntnistheoretisch ist - erkenntnistheoretisch wäre "Schnee ist weiß" nicht wahr.(4)
>Behauptbarkeit, >Behauptbarkeitsbedingungen.


4. A.Tarski, „Die semantische Konzeption der Wahrheit und die Grundlagen der Semantik“ (1944) in. G: Skirbekk (Hg.) Wahrheitstheorien, Frankfurt 1996

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Tarski I
A. Tarski
Logic, Semantics, Metamathematics: Papers from 1923-38 Indianapolis 1983

Berka I
Karel Berka
Lothar Kreiser
Logik Texte Berlin 1983

Horwich I
P. Horwich (Ed.)
Theories of Truth Aldershot 1994

Skirbekk I
G. Skirbekk (Hg)
Wahrheitstheorien
In
Wahrheitstheorien, Gunnar Skirbekk Frankfurt 1977

Skirbekk I
G. Skirbekk (Hg)
Wahrheitstheorien
In
Wahrheitstheorien, Gunnar Skirbekk Frankfurt 1977

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