Philosophie Lexikon der Argumente

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Zeitlichkeit: Der Begriff der Zeitlichkeit in der Philosophie betont, dass unser Verständnis von Wissen und Wahrheit durch den historischen und kulturellen Kontext geprägt ist, was bedeutet, dass die Zeitlichkeit eine grundlegende Rolle in unserem Denken und Verstehen spielt. Siehe auch Verstehen, Kontext, Zeit, Denken, Hermeneutik.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Hans-Georg Gadamer über Zeitlichkeit – Lexikon der Argumente

I 126
Zeitlichkeit/Kunstwerk/Gadamer: Wir fragen nach der Identität [des] Selbst, das sich im Wandel der Zeiten und Umstände so verschieden darstellt. Es wirft sich offenbar in die wechselnden Aspekte seiner selbst nicht derart auseinander, dass es seine Identität verlöre, sondern es ist in ihnen allen da. Sie alle gehören ihm zu. Sie alle sind mit ihm gleichzeitig. So stellt sich die Aufgabe einer temporalen Interpretation des Kunstwerks. ästhetischen Sein zukommt? Man nennt diese Gleichzeitigkeit und Gegenwärtigkeit des ästhetischen Seins im allgemeinen seine Zeitlosigkeit. Aber die Aufgabe ist, diese Zeitlosigkeit mit der Zeitlichkeit zusammenzudenken, mit der sie wesentlich zusammengehört. Zeitlosigkeit ist zunächst nichts als eine dialektische Bestimmung, die sich auf dem Grunde der Zeitlichkeit und auf dem Gegensatz zu der Zeitlichkeit erhebt.
I 127
Kunstwerk/Darstellung/Zeitlichkeit: Wir [gehen] davon aus, dass das Kunstwerk Spiel ist, d. h. dass es sein eigentliches Sein nicht ablösbar von seiner Darstellung hat und dass doch in der Darstellung die Einheit und Selbigkeit eines Gebildes herauskommt. Angewiesenheit auf Sichdarstellen gehört zu seinem Wesen.
>Spiel/Gadamer
, >Darstellung/Gadamer.
Darstellung hat auf eine unauflösbare, unauslöschliche Art den Charakter der Wiederholung des Gleichen. Wiederholung meint hier freilich nicht, dass etwas im eigentlichen Sinne wiederholt, d. h. auf ein Ursprüngliches
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zurückgeführt würde. Vielmehr ist jede Wiederholung gleich ursprünglich zu dem Werk selbst.
Wir kennen die höchst rätselhafte Zeitstruktur, die hier vorliegt, vom Fest her(1). Mindestens zu den periodischen Festen gehört, dass sie sich wiederholen. Wir nennen das beim Fest seine Wiederkehr. Dabei ist das wiederkehrende Fest weder ein anderes noch auch die bloße Rückerinnerung an ein ursprünglich gefeiertes. Der ursprünglich sakrale Charakter aller Feste
schließt offenbar solche Unterscheidungen aus, wie wir sie in der Zeiterfahrung von Gegenwart, Erinnerung und Erwartung kennen. Die Zeiterfahrung des Festes ist vielmehr die Begehung, eine Gegenwart sui generis.
>Gleichzeitigkeit/Gadamer, Vgl. >Zeit, >Gegenwart, >Vergangenheit, >Zukunft, >Präsenz.


1. Walter F. Otto und Karl Kerényi haben das Verdienst, die Bedeutung des Festes für
die Religionsgeschichte und Anthropologie erkannt zu haben (vgl. Karl Kerényi, Vom
Wesen des Festes, Paideuma 1938).

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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