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Katharsis: Im antiken griechischen Theater bezeichnete Katharsis die emotionale Reinigung oder Läuterung, die das Publikum erfuhr, wenn es Zeuge der intensiven und tragischen Ereignisse in einem Theaterstück wurde, und die ihm half, seine eigenen Gefühle zu verstehen.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Hans-Georg Gadamer über Katharsis – Lexikon der Argumente

I 136
Katharsis/Tragödie/Aristoteles/Gadamer: Es scheint mir klar, dass Aristoteles an die tragische Wehmut denkt, die den Zuschauer angesichts einer Tragödie überfällt. Wehmut aber ist eine Art Erleichterung und Lösung, in der Schmerz und Lust eigentümlich gemischt sind. Wieso kann Aristoteles diesen Zustand eine Reinigung nennen? Was ist das Unreine, das den Affekten anhaftet oder das sie sind, und wieso wird dies in der tragischen Erschütterung getilgt? Das Überkommenwerden von Jammer und Schauder stellt eine schmerzhafte Entzweiung dar.
>Furcht/Aristoteles
, >Mitleid/Aristoteles.
Es ist darin eine Uneinigkeit mit dem, was geschieht, ein Nichtwahrhabenwollen das sich gegen das grausige Geschehen auflehnt.
Eben das aber ist die Wirkung der tragischen Katastrophe, dass diese Entzweiung mit dem, was ist, sich auflöst. Insofern bewirkt sie eine universale Befreiung der beengten Brust. Nicht nur von dem Banne ist man befreit, in den einen das Jammervolle und Schauerliche dieses einen Geschickes gebannt hielt, sondern in eins damit ist man von allem frei, was einen mit dem, was ist, entzweit. Die tragische Wehmut spiegelt also eine Art Affirmation, eine Rückkehr zu sich selber, und wenn, wie das in der modernen Tragödie nicht selten ist, der Held in seinem eigenen Bewusstsein von solcher tragischen Wehmut getönt ist, so hat er an solcher Affirmation ein wenig selber teil, indem er sein Geschick annimmt.
>Affirmation/Gadamer.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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