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Vorurteil: Ein Vorurteil ist eine vorgeformte Meinung oder Einstellung, die nicht auf Vernunft oder Beweisen beruht. Vorurteile können durch persönliche Erfahrung, kulturelle Einflüsse oder mangelndes Verständnis verursacht werden. Siehe auch Handlungen, Rationalität, Vernunft, Beweise, Verstehen, Kulturelle Überlieferung.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Aufklärung über Vorurteile - Lexikon der Argumente

Gadamer I 275
Vorurteil/Aufklärung/Gadamer: Es gibt (...) sehr wohl auch ein Vorurteil der Aufklärung, das ihr Wesen trägt und bestimmt: Dies grundlegende Vorurteil der Aufklärung ist das Vorurteil gegen die Vorurteile überhaupt und damit die Entmachtung der Überlieferung. Eine begriffsgeschichtliche Analyse zeigt, dass erst durch die Aufklärung der Begriff des Vorurteils die uns gewohnte negative Akzentuierung findet. >Vorurteil/Gadamer
.
Unbegründetheit: Das deutsche Wort [Vorurteil] scheint durch die Aufklärung und ihre Religionskritik auf die Bedeutung „unbegründetes Urteil“ beschränkt worden zu sein.(1)
Aufklärung: Das Fehlen der Begründung lässt in den Augen der Aufklärung nicht anderen Weisen der Gültigkeit Raum, sondern bedeutet, dass das Urteil keinen in der Sache liegenden Grund hat, „ungegründet“ ist.
GadamerVsAufklärung: Das ist ein echter Schluss im Geist des Rationalismus. Auf ihm beruht die Diskreditierung der Vorurteile überhaupt und der Anspruch der wissenschaftlichen Erkenntnis, sie völlig auszuschalten.
Gadamer I 276
[Die] von der Aufklärung entwickelte Lehre von den Vorurteilen (...) [bringt] die folgende grundlegende Einteilung derselben: Man müsse unterscheiden das Vorurteil des menschlichen Ansehens und das der Übereilung.(2) Diese Einteilung hat ihren Grund in dem Ursprung der
Vorurteile im Hinblick auf die Personen, die sie hegen. Es ist entweder das Ansehen anderer, ihre Autorität, was uns zu Irrtümern verführt, oder es ist die in einem selbst gelegene Übereilung.
Dass die Autorität eine Quelle von Vorurteilen ist, stimmt zu dem bekannten Grundsatz der Aufklärung, wie noch Kant formuliert: Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.(3)
>I. Kant.


1. Leo Strauss, Die Religionskritik Spinozas, S. 163
2. Praeiudicium auctorltatls et preclpltantiae: So Christian Thomasius schon in seinen
lectiones de praeiudiciis (1689/90) und seiner »Einleitung der Vernunftslehre« c. 13, SS 39/ 40. Vgl. den Artikel bei Walch, Philosophisches Lexikon (1726), S. 2794ff.
3. Am Beginn seines Aufsatzes »Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?«

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Aufklärung

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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