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Bibelkritik: Bibelkritik in der Philosophie ist die wissenschaftliche Analyse des historischen Kontextes, der Autorschaft und der textlichen Integrität der Bibel, um ihre Ursprünge und Bedeutungen zu verstehen. Siehe auch Bibel, >Hermeneutik.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Aufklärung über Bibelkritik - Lexikon der Argumente

Gadamer I 277
Bibelkritik/Aufklärung/Gadamer: Die Möglichkeit, dass Geschriebenes nicht wahr ist, ist nicht ganz leicht zu vollziehen. Geschriebenes hat die Handgreiflichkeit des Aufzeigbaren und ist wie ein Beweisstück. Es bedarf einer besonderen kritischen Anstrengung, sich von dem zugunsten des Geschriebenen gehegten Vorurteil frei zu machen und auch hier, wie
bei aller mündlichen Behauptung, zwischen Meinung und Wahrheit zu unterscheiden.(1) Nun ist es die allgemeine Tendenz der Aufklärung, keine Autorität gelten zu lassen und alles vor dem Richterstuhl der Vernunft zu entscheiden. So kann auch die schriftliche Überlieferung, die Heilige Schrift wie alle andere historische Kunde, nicht schlechthin gelten, vielmehr hängt die mögliche Wahrheit der Überlieferung von der Glaubwürdigkeit ab, die ihr von der Vernunft zugebilligt wird. Nicht Überlieferung, sondern die Vernunft stellt die letzte Quelle aller Autorität dar. Was geschrieben steht, braucht nicht wahr zu sein. Wir können es besser wissen. Das ist die allgemeine Maxime, unter der die moderne Aufklärung der Überlieferung entgegentritt, und durch die sie schließlich zur historischen Forschung wird. Vgl. >Bibelkritik/Spinoza
.
[Die Aufklärung] macht die Überlieferung ebenso zum Gegenstand der Kritik, wie die Naturwissenschaft die Zeugnisse des Sinnenscheins. Das muss nicht heißen, dass man das „Vorurteil gegen die Vorurteile“ allerorts bis zu den Konsequenzen der Freigeisterei und des Atheismus - wie in England und Frankreich - getrieben hat. Vielmehr hat die deutsche Aufklärung die „wahren Vorurteile“ der christlichen Religion zumeist anerkannt. Da die menschliche Vernunft zu schwach sei, um ohne Vorurteile auszukommen, sei es eben ein Glück, unter wahren Vorurteilen erzogen zu sein.
>Vorurteil, >Beweis, >Beweisbarkeit; zu den heutigen Problemen siehe >Falschinformation.


1. Ein gutes Beispiel dafür ist, wie langsam die Autorität der antiken Geschichtsschreibung in der historischen Forschung zerstört worden ist und wie allmählich sich die Archivforschung und die Bodenforschung durchsetzten (vgl. z. B. R. G. Collingwood, Denken. Eine Autobiographie, X I. Kapitel, der die Wendung zur Bodenforschung geradezu mit der Baconschen Revolution in der Naturforschung in Parallele setzt).

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Aufklärung

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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