Philosophie Lexikon der Argumente

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Sprache, Philosophie: eine Menge von zu einem Zeitpunkt fixierten lautlichen oder schriftlich kodierten Formen zum Austausch von Informationen bzw. von Unterscheidungen innerhalb einer Gemeinschaft, deren Mitglieder in der Lage sind, diese Formen als Zeichen oder Symbole zu erkennen und zu interpretieren. Im weiteren Sinn auch Zeichensysteme, die von Maschinen verarbeitet werden können. Siehe auch Kommunikation, Sprachregeln, Bedeutung, Bedeutungswandel, Information, Zeichen, Symbole, Wörter, Sätze, Syntax, Semantik, Grammatik, Pragmatik, Übersetzung, Interpretation, Radikale Interpretation, Unbestimmtheit.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Stoa über Sprache - Lexikon der Argumente

Gadamer I 436
Sprache/Stoa/Gadamer: Der Kampf der Philosophie und der Rhetorik um die griechische Jugendbildung, der mit dem Sieg der attischen Philosophie entschieden wurde, hat auch diese Seite, dass das Denken über Sprache zur Sache einer Grammatik und Rhetorik wird, die das Ideal der wissenschaftlichen Begriffsbildung immer schon anerkannt haben. Damit beginnt sich die Sphäre der sprachlichen Bedeutung von den in der sprachlichen Gestaltung begegnenden Sachen zu lösen. Die
Gadamer I 437
stoische Logik spricht zuerst von jenen unkörperlichen Bedeutungen, mittels derer das Reden von den Dingen sich vollzieht (to lekton).
Topos: Höchst bezeichnend, dass diese Bedeutungen mit dem topos, d. h. dem Raum, auf eine Stufe gestellt werden.(1) Wie der leere Raum jetzt erst, im Wegdenken der sich in ihm zueinander ordnenden Dinge, zur Gegebenheit für das Denken kommt(2), so werden auch die „Bedeutungen“ als solche jetzt erst für sich gedacht und ein Begriff für sie geprägt, indem man die mittels der Bedeutung der Worte genannten Dinge wegdenkt.
Auch die Bedeutungen sind wie ein Raum, worin sich die Dinge zueinander ordnen. Solche Gedanken werden offenbar erst möglich, wenn das natürliche Verhältnis, d. h. die innige Einheit von Sprechen und Denken, gestört ist. Vgl. >Sprache und Denken/Antike Philosophie
, >Sprache und Denken/Gadamer.
Man darf hier, wie Lohmann(3) gezeigt hat, die Entsprechung des stoischen Denkens und der grammatisch-syntaktischen Durchbildung der lateinischen Sprache erwähnen. Dass die beginnende Zweisprachigkeit der hellenistischen Oikumene für das Denken über Sprache eine fördernde Rolle
gespielt hat, ist wohl unbestreitbare Vielleicht aber liegen die Ursprünge dieser Entwicklung weit früher, und es ist die Entstehung der Wissenschaft überhaupt, die diesen Prozess auslöst. Dann werden die Anfänge desselben in die Frühzeit der griechischen Wissenschaft zurückreichen.
Gadamer: Dass das so ist, dafür spricht die wissenschaftliche Begriffsbildung im Bereich von Musik, Metaphysik und Physik, weil dort ein Feld rationaler Gegenständlichkeiten vermessen wird, deren konstruktive Erzeugung entsprechende Beziehungen ins Leben ruft, die man nicht mehr eigentlich Worte nennen kann.
Zeichen/Wort/Antike/Gadamer: Überall, wo das Wort eine bloße Zeichenfunktion übernimmt, wird der ursprüngliche Zusammenhang von Sprechen und Denken, auf den unser Interesse gerichtet ist, in ein instrumentales Verhältnis umgewandelt, Dieses verwandelte Verhältnis von Wort und Zeichen liegt der Begriffsbildung der Wissenschaft insgesamt zugrunde und ist für uns so selbstverständlich geworden, dass es einer eigenen kunstvollen Erinnerung bedarf, dass neben dem wissenschaftlichen Ideal eindeutiger Bezeichnung das Leben der Sprache selber unverändert weitertreibt.

1. Stoic. vet. fragm. Arnim Il, S. 87.
2. Vgl. die von Aristoteles noch verworfene Theorie des diaphragma (Phys. A 4, 211 b 14ff.)
3. J. Lohmann hat neuerdings interessante Beobachtungen mitgeteilt, denen zufolge die Entdeckung der Welt der Töne, Figuren und Zahlen eine eigene Art der Wortbildung und damit ein erstes Anheben von Sprachbewußtheit herbeigeführt hat. Vgl. J. Lohmanns Arbeiten: Arch. f. Musikwiss. XIV, 1957, S. 147-155, XVI, 1959, S. 148- 173, 261—291, Lexis IV, 2 und zuletzt: Über den paradigmatischen Charakter der griechischen Kultur (Festschrift für Gadamer 1960). (Inzwischen ist auf den Band „Musike und Logos“ Stuttgart 1970 zu verweisen (...).

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Stoa

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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