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Niccolo Machiavelli: Niccolò Machiavelli (1469 - 1527) war ein italienischer Politiker, Diplomat, Philosoph, Historiker und Schriftsteller, der in der Renaissance lebte. Am bekanntesten ist er für seine politische Abhandlung Der Fürst (Il Principe), die er um 1513 schrieb. Siehe auch Macht, Herrschaft, Politik, Gesellschaft, Staat.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Otfried Höffe über Machiavelli – Lexikon der Argumente

Höffe I 186
Machiavelli/Höffe: Machiavelli entbindet zwar den Politiker von der Moral, suspendiert ihn aber nicht grundsätzlich von ihr, sondern nur unter gewissen Bedingungen. Statt einer prinzipiellen Missachtung vertritt er lediglich eine provisorische Amoral. Zu den Gründen zählen politische Erfordernisse der Zeit. Machiavelli lebt in einer Epoche politischer Wirren und, ideengeschichtlich gesehen, in einer Umbruchszeit, in der der Nachhall antiken und mittelalterlichen Denkens mit Vorklängen der Moderne sich mischt.
Höffe I 190
Das den Fürst [das Hauptwerk Machiavellis] beherrschende Thema ist die politische Macht. Es geht aber nicht um deren Legitimation Oder sogar Selbstlegitimation, sondern um deren Erwerb und Erhalt.
>Macht
.
Höffe I 196
Man interpretiert Machiavellis politische Innovation gern in Begriffen von Emanzipation, von Befreiung aus einer der Politik fremden Fessel. Eine derartige Emanzipation trifft zu, aber nur mit drei Einschränkungen:
1. findet die Emanzipation eher gegenüber der Theorie des Politischen als gegenüber der Politik selbst statt (...)
2. vertritt der Fürst nicht jene große Emanzipation, die die Politik von allen Fesseln der Moral freispricht.
3.. Selbst diese Emanzipation hält [Machiavelli] (...) nicht für grundsätzlich, vielmehr nur für den Notfall zulässig, dass man beim Gegner beispielsweise mit einem Wortbruch zu rechnen hat.
Höffe I 200
Nachwirkung/Wirkungsgeschichte: Eine führende Autorität der Gegenreformation, der Jesuit Giovanni Botero: (um 1 544-1617), versucht, Machiavellis relative Innovation, die Klugheitsregeln zum Wohl der Staatsmacht, in die Tradition des christlichen Naturrechts zu integrieren.
Francis Bacon: lobt den politischen Realismus, der «offen und unverstellt» darlegt, «was die Menschen zu tun
Höffe I 201
pflegen, nicht, was sie zu tun verpflichtet wären»(1).
>F. Bacon.
Jean-Jacques Rousseau: erklärt in seinem staatsphilosophischen Hauptwerk, dem Gesellschaftsvertrag (1762), Machiavelli zu einem raffinierten Aufklärer, der unter dem Vorwand («en feignant»), die Könige zu belehren, in Wirklichkeit die Völker gelehrt habe (...).
>J.-J. Rousseau.
Johann Gottfried Herder: verbindet in den Briefen zur Beförderung der Humanität(2) die Wertschätzung Machiavellis mit einer Historisierung, die sich bei Fichte, Hegel und Ranke fortsetzt und bis zu Italiens nationaler Einheitsbewegung, dem Risorgimento («Wiedererstehung»), reicht.
>J.G. Herder, >J.G. Fichte.
Hegel: (...) rühmt wie ähnlich später der Historiker Leopold von Ranke (1795—1886) den Florentiner als einen Staatsmann, der angesichts des Elends von Italien «mit kalter Besonnenheit die notwendige Idee der Rettung Italiens durch Verbindung desselben in einem Staat» fasst.
>G.W.F. Hegel.
Nietzsche: (...) [steigert] den „Machiavellismus der Macht“ zum „Typus der Vollkommenheit in der Politik“ (...).
>F. Nietzsche.
Lenin: empfiehlt den „Fürst“ als Gift gegen die Dummheit.
>W.I. Lenin.
Mussolini: sucht ((s) in Machiavelli) für seine Politik eine philosophische Rechtfertigung
Gramsci: (...) list den „Fürst“ im Sinne eines „Frühen Jakobinismus“.
>A. Gramsci.
Carl Schmitt: identifiziert sich auf spielerische Weise mit Machiavelli, nennt er doch sein Haus in Plettenberg «San Casciano», nach dem Landhaus bei San Casciano, in dem Machiavelli seine beiden Hauptwerke verfasst.
Leo Strauss: (...) bewundert zwar beide Werke als visionäre, revolutionäre Bücher, erneuert aber den Geist der bösen Anklagen.
>C. Schmitt, >L. Strauss.

1. F. Bacon, De augmentis scientiarum, 1623, VII, 2
2. J.G. Herder, Briefe zur Beförderung der Humanität, Nr. 58

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Höffe I
Otfried Höffe
Geschichte des politischen Denkens München 2016

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