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Mehrwertsteuer: Eine Mehrwertsteuer (MwSt.) ist eine Verbrauchssteuer, die auf jeder Stufe der Produktions- und Vertriebskette erhoben wird. Sie basiert auf dem Wert, der einem Produkt oder einer Dienstleistung auf jeder Stufe der Produktion hinzugefügt wird. Die Unternehmen ziehen die Steuer von den Verbrauchern im Namen des Staates ein, was sie zu einer bedeutenden Einnahmequelle macht und gleichzeitig die Steuerhinterziehung aufgrund des schrittweisen Erhebungsverfahrens minimiert. Siehe auch Besteuerung.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Gabriel Zucman über Mehrwertsteuer – Lexikon der Argumente

Saez I 185
Mehrwertsteuer/VAT/Saez/Zucman: Entgegen der weit verbreiteten Meinung befreit die Mehrwertsteuer einen bedeutenden Teil der Wirtschaft. Finanzen, Bildung und Gesundheitswesen, drei der größten Sektoren in unseren modernen Volkswirtschaften, sind in der Regel von der Mehrwertsteuer befreit. Das Finanzwesen hat mehr als jeder andere Sektor zum Anstieg der Einkommensungleichheit in den Vereinigten Staaten beigetragen; auch das Gesundheitswesen steht ganz oben auf der Liste(1). Die Einführung einer neuen Steuer, die diese Sektoren von der Mehrwertsteuer befreit, würde den Kampf gegen die Ungleichheit nicht gerade voranbringen. Die Mehrwertsteuer schließt den Finanzbereich aus, weil es keine einfache Möglichkeit gibt, den "Mehrwert" in der Finanzindustrie zu berechnen. Bei regulären Unternehmen entspricht der Mehrwert den Verkäufen an Kunden abzüglich der Kosten für Vorleistungen. Der Finanzsektor verwaltet Ihre Gelder (Bankkonten, Investmentfonds und Pensionsfonds), indem er einen Anteil an den Erträgen nimmt und ihnen Geld (Kreditkarten, Studentenkredite, Hypotheken) zu einem hohen Satz leiht. Aber er stellt seine Dienstleistungen nicht explizit und separat in Rechnung.
Saez I 186
(...) weil die Mehrwertsteuer (richtigerweise) als regressiv empfunden wird, erhalten lebensnotwendige Güter wie Lebensmittel Vorzugspreise. Aus all diesen Gründen gewinnnen z.B. Frankreich und Deutschland, die einen Normalsatz der Mehrwertsteuer von 20% bzw. 19% haben, nur etwa 8% ihres Volkseinkommens über die Mehrwertsteuer(2). Mit anderen Worten, die Mehrwertsteuer schöpft nur 40% ihres Volkseinkommens ab. In den Vereinigten Staaten - wo der Gesundheits- und Finanzsektor zwar größer ist als in Europa, wo die Menschen aber insgesamt weniger von ihrem Einkommen sparen - würde die Grundlage der Mehrwertsteuer einen ähnlich niedrigen Anteil des gesamten Volkseinkommens ausmachen. Um 6% des Volkseinkommens an Einnahmen zu erzielen, müsste Amerika einen Mehrwertsteuersatz von 15% anwenden. Die Beschränkungen der Mehrwertsteuer und der Lohnsummensteuern bedeuten, dass sie der Aufgabe der Finanzierung des Sozialstaates in einer Zeit hoher Ungleichheit nicht gewachsen sind. >Sozialstaat/Saez
.
Saez I 187
Lösung/Saez/Zucman: Die Vereinigten Staaten können die Mehrwertsteuer überspringen. Sie können den Weg für die Schaffung der fiskalischen Institutionen des einundzwanzigsten Jahrhunderts (...) ebnen, indem sie eine nationale >Einkommenssteuer schaffen.

1. Bakija, Jon, Adam Cole, and Bradley T. Heim. “Jobs and Income Growth of Top Earners and the Causes of Changing Income Inequality: Evidence from US Tax Return Data.” Williams College Department of Economics Working Paper 2010–22, revised January 2012.
2. Organisation for Economic Co-operation and Development, Revenue Statistics (2018c), Revenue Statistics 2018. Paris: OECD Press, 2018c.

>Besteuerung.
>Steuerehrlichkeit,
>Steuerflucht, >Steuerinzidenz, >Steueroasen, >Steuerschlupflöcher, >Steuersystem, >Steuervermeidung, >Steuerwettbewerb.


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Zucman, Gabriel

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