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Imitation: Unter Imitation versteht man die Nachahmung des Verhaltens oder des Aussehens einer anderen Person oder Sache. Sie ist ein natürlicher und wichtiger Teil der menschlichen Entwicklung. Siehe auch Entwicklungsstadien.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Stephen Holmes über Imitation – Lexikon der Argumente

Krastev I 8
Imitation/Krastev/Holmes: (...) Wir sollten die Imitation von Mitteln von der Imitation von Zielen trennen. Die Entlehnung technischer Mittel beeinträchtigt die Identität nicht, zumindest nicht kurzfristig, während die Imitation moralischer Ziele tiefer geht und einen viel radikaleren Transformationsprozess in Gang setzen kann, der einer "Bekehrungserfahrung" nahe kommt. Beim Wiederaufbau ihrer Gesellschaften nach 1989 waren die Mitteleuropäer bestrebt, die Lebensstile und moralischen Einstellungen zu replizieren, die sie im Westen beobachteten.
Die Chinesen hingegen haben einen Weg eingeschlagen, der dem von >Veblen
nicht unähnlich ist, indem sie westliche Technologien übernehmen, um das Wirtschaftswachstum voranzutreiben und das Ansehen der Kommunistischen Partei zu stärken, mit dem ausdrücklichen Ziel, dem Sirenengesang des Westens zu widerstehen.
Die Imitation moralischer Ideale lässt einen im Gegensatz zur Entlehnung von Technologien dem ähneln, den man bewundern. Es lässt einen aber gleichzeitig weniger wie sich selbst aussehen in einer Zeit, in der Einzigartigkeit und das Festhalten an einer Gruppe im Mittelpunkt des Kampfes um Würde und Anerkennung stehen.
Krastev I 10
Ein wichtiger Grund, warum kosmetisch imitierendes Verhalten im politischen Leben so verbreitet ist, liegt darin, dass es den Schwachen hilft, stärker zu erscheinen, als sie sind - dies ist eine nützliche Form der Imitation, um in feindseliger Umgebung zu überleben. Es lässt die Nachahmer auch für diejenigen lesbar erscheinen, die ihnen sonst helfen, sie verletzen oder an den Rand drängen könnten. In der Welt nach dem Kalten Krieg ermöglichen "Englisch lernen, Kopien der föderalistischen Papiere auslegen, Armani-Anzüge tragen, Wahlen abhalten" - und, um an Jowitts Lieblingsbeispiel zu erinnern, "Golf spielen"(1) - den nicht-westlichen Eliten nicht nur, ihre mächtigen westlichen Gesprächspartner zu beruhigen, sondern auch wirtschaftliche, politische und militärische Ansprüche an sie zu stellen.
Krastev I 11
Russland: In Moskau war die Situation natürlich anders. Dort wurde der Kommunismus nie als Fremdherrschaft erlebt, und so konnte die Imitation des Westens nicht plausibel als Wiederherstellung der authentischen nationalen Identität des Landes dargestellt werden.
Krastev I 25
Da die mitteleuropäischen Eliten in der Imitation des Westens einen weit zurückgelegten Weg zur "Normalität" sahen (>Revolution/Michnik, >Revolution/Krastev, >Kommunismus/Havel), war ihre Akzeptanz des Imperativs zur Imitation des Kalten Krieges nach dem Kalten Krieg völlig spontan, freiwillig und aufrichtig.
>Normalität/Krastev.
Krastev I 73
Imitation/Postkommunistische Länder/Krastev: Da Nachahmernationen gesetzlich autorisierte Plagiatoren sind, müssen sie regelmäßig den Segen und die Zustimmung derjenigen einholen, die das Urheberrecht an den politischen und wirtschaftlichen Rezepten besitzen, die ausgeliehen und aus zweiter Hand verwendet werden. Sie müssen auch unwidersprochen das Recht der Menschen im Westen akzeptieren, ihren Erfolg oder Misserfolg bei der Erfüllung westlicher Standards zu bewerten. Die überraschende Passivität Brüssels angesichts der ungeheuerlichen Verletzungen der richterlichen und presserechtlichen Unabhängigkeit sowohl in Polen als auch in Ungarn bedeutet, dass dies kein praktisches, sondern ein symbolisches Problem ist.

1. Ken Jowitt, ‘Communism, Democracy, and Golf’, Hoover Digest (30 January 2001).

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

LawHolm I
Oliver Wendell Holmes Jr.
The Common Law Mineola, NY 1991

Krastev I
Ivan Krastev
Stephen Holmes
The Light that Failed: A Reckoning London 2019

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