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Neutralität: Neutralität in der politischen Philosophie ist die Ansicht, dass die Regierung in kontroversen sozialen und moralischen Fragen nicht Partei ergreifen sollte. Sie beruht auf der Überzeugung, dass alle Bürger frei sein sollten, ihre eigenen Überzeugungen und Werte zu vertreten. Ein Problem ist, dass es für die Regierung unmöglich ist, in allen Fragen wirklich neutral zu sein. Ein weiteres Problem ist, dass Neutralität zu Gleichgültigkeit gegenüber Ungerechtigkeit und Unterdrückung führen kann. Siehe auch Gerechtigkeit, Gesellschaft, Unparteilichkeit, Idealisierung.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Jeremy Waldron über Neutralität – Lexikon der Argumente

Gaus I 92
Neutralität/Liberale Neutralität/Liberalismus/Waldron: Problem: Es scheint Locke, Kant und Mill nicht in den Sinn gekommen zu sein, dass [die] Grundpositionen ein Problem für die Politik des Liberalismus in einer Gesellschaft darstellen würden, deren Mitglieder über die Existenz Gottes, die Natur der Vernunft und das Schicksal des menschlichen Individuums uneins waren. >Liberalismus/Mill
, >Gemeinschaft/Humboldt, >Staat/Humboldt, >Kategorischer Imperativ,
Neutralität: Die Schwierigkeit (...) trat (...) in den Diskussionen über die "liberale Neutralität" in den 1970er und 1980er Jahren in den Vordergrund. Eine Reihe von Theoretikern versuchte, das Wesen des Liberalismus in Form eines Prinzips zusammenzufassen, das den Staat verpflichtet, in strittigen ethischen und religiösen Fragen nicht Partei zu ergreifen.
>Neuralität/Dworkin, >Neutralität/Vereinigte Staaten.
Probleme: Liberale Neutralität kann als eine Verallgemeinerung der religiösen Toleranz in den Bereich der ethischen Wahl im Allgemeinen gesehen werden. Aber darin lag die Verwundbarkeit der Position. Solange der Liberalismus als ein Prinzip religiöser Neutralität verstanden wurde, konnte seine Verteidigung in moralischen Vorstellungen verwurzelt sein. Sobald er sich in den ethischen Bereich ausdehnte, war nicht klar, worauf er sich stützen konnte. Er konnte nicht auf Skepsis gegenüber Werten beruhen, denn er schien eine besondere Verpflichtung im Bereich der Werte darzustellen (Dworkin, 1985(1): 203). Liberale Theoretiker versuchten, innerhalb des Wertebereichs eine Unterscheidung zu treffen zwischen politischer Moral (z.B. moralische Prinzipien der Gerechtigkeit und des Rechts, wie das Neutralitätsprinzip selbst), auf deren Grundlage der Staat handeln durfte, und Ethik (und vielleicht dem Rest der Moral neben Gerechtigkeit und Recht), auf deren Grundlage er nicht handeln durfte (Waldron, 1993(2): 156-63).
Gaus I 93
Aber es war immer ein schmaler Grat, und die weite Welt neigte dazu, die Unterscheidung zwischen Ethik und Moral zu verwischen und allgemein von der liberalen Verpflichtung zur Wertneutralität zu sprechen.
Mit einem ähnlichen Dilemma sahen sich diejenigen konfrontiert, die versuchten, Neutralität als Metaprinzip der politischen Rechtfertigung einzusetzen. Bruce Ackerman (1980)(3) entwickelte eine Gerechtigkeitstheorie in Form eines vertraglichen Dialogs, für den als Grundregel festgelegt wurde, dass kein Grund (der im Gespräch angeführt wird, um eine bestimmte Machtverteilung zu rechtfertigen) "ein guter Grund ist, wenn er vom Machtinhaber verlangt, ... zu behaupten, dass seine Auffassung des Guten besser ist als die eines jeden seiner Mitbürger" (1980(3): 11).
WaldronVsAckerman: Könnte diese Strategie funktionieren? Sie könnte funktionieren, aber nur, wenn wir sicher wären, dass die verschiedenen Wege zur Neutralität keinen Unterschied für die Bedeutung oder den Charakter des Ziels machen würden. Aber das scheint unwahrscheinlich zu sein. Moralische Grundsätze hängen bei ihrer Auslegung charakteristischerweise von einem gewissen Verständnis des Punktes oder Zwecks ab, für den sie auferlegt werden.

1. Dworkin, Ronald (1985) A Matter of Principle. Cambridge, MA: Harvard University Press.
2. Waldron, Jeremy (1993) Liberal Rights: Collected Papers 1981–1991. Cambridge: Cambridge University Press.
3. Ackerman, Bruce (1980) Social Justice in the Liberal State. New Haven, CT: Yale University Press.

Waldron, Jeremy 2004. „Liberalism, Political and Comprehensive“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Waldron, Jeremy

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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